Verwunschen
keinen Fall!«, mischte sich jetzt Patrick ein. »Außerdem sind unsere Eltern die nächsten sechs Wochen in China. Wir müssen hierbleiben. Und ich lasse mich auch nicht von ein paar Kobolden vertreiben, sollte es sie überhaupt geben.«
Entschlossen verschränkte Patrick die Arme vor der Brust.
»Wenn wir sie wenigstens sehen und mit ihnen reden könnten«, meinte Mona. »Dann könnten wir vielleicht erfahren, was los ist, und sie besänftigen.«
Kylah wiegte den Kopf hin und her »Das ist eine gute Idee. Es könnte euch helfen. Und vielleicht können wir so auch herausfinden, warum sie euch den Tod auf die Schwelle gelegt haben.«
»Wovon sprichst du?«, wollte Patrick wissen.
»Es gibt eine Möglichkeit, wie ihr zu Sehenden werden könnt, aber es ist kein Spaziergang, zur Quelle der Sehenden zu gelangen!«
»Was ist das denn für eine Quelle?«, fragte Mona.
»Tief in dem Tunnelsystem unter der Gegend hier ist eine Quelle verborgen, die jeden, der seine Augen mit ihrem Wasser benetzt, zu einem wahrhaft Sehenden macht«, erklärte Kylah, als beschriebe sie eine x-beliebige Touristenattraktion. »Doch der Weg dorthin ist nicht einfach. Wir müssten in eine Höhle hinabsteigen, engen, finsteren Gängen folgen und über Felsen klettern. Ich weiß nicht, ob ihr so mutig seid, das zu wagen.«
Patrick sah seine Schwester zweifelnd an, doch Mona setzte eine entschlossene Miene auf.
»Warst du dort alleine in dieser Höhle?«, erkundigte sie sich.
Kylah hob nur die Schultern. »Aber ja. Ich habe keine Angst.«
Mona erhob sich. »Gut, dann können wir das auch. Ich will diese Wesen sehen! Und wenn wir dafür durch eine Höhle kriechen müssen, gut, dann ist es eben so. Es ist doch nicht richtig gefährlich?«, fügte sie vorsichtshalber hinzu.
Kylah überlegte. »Nein, so schwer ist die Kletterei nicht. Das solltet auch ihr schaffen.«
»Und gibt es irgendwelche Bewohner, vor denen wir auf der Hut sein sollten?«, erkundigte sich Patrick, der sich neben seine Schwester stellte. Kylah wiegte ernst den Kopf hin und her.
»Die Höhlenbären sind im Westen Irlands schon lange ausgestorben. Außer ein paar Knochen findest du nichts mehr von ihnen. Und mit den Unsichtbaren, die wir dort unten treffen können, hatte ich bislang keine größeren Schwierigkeiten. Außerdem könnt ihr sie auf dem Hinweg eh noch nicht sehen.«
»Wie beruhigend!«, konterte Patrick mit einer Grimasse.
»Und wo befindet sich diese Höhle?«, wollte Mona wissen. »Wie kommen wir da hin? Wir können ja kaum Brenda bitten, uns zu fahren.«
Kylah machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Das wird auch nicht nötig sein. Die Höhle ist Teil eines riesigen Labyrinths mit mehreren Eingängen – vermute ich zumindest. Ich jedenfalls kenne zwei. Einer ist in Cong unter den Ruinen der Abbey.«
Mona überlegte. Wie weit war der Ort entfernt? Wenn sie zu Fuß dem Ufer des Lough folgten, mussten sie erst die ausgedehnten Ländereien ihrer Grandma und dann die vom Ashford-Castle-Hotel queren, ehe sie das Städtchen erreichten.
»Das sind bestimmt zwei Stunden zu Fuß«, stöhnte Patrick, dessen Überlegungen in die gleiche Richtung gingen.
Kylah grinste breit. »Ja, das stimmt. Und Cioclón kann uns nicht alle tragen. Aber wir können auch einfach den anderen Eingang nehmen.« Sie holte tief Luft und deutete dann auf den eingefallenen Turm hinter ihnen.
Mona und Patrick starrten sie an. »Du meinst, es befindet sich ein Zugang zu den Höhlen direkt in den Ruinen der alten Burg Ashford?«
Kylah nickte. »Ja, so ist es. Und wenn ihr euch traut, dann führe ich euch jetzt gleich dort hinunter.«
»Aber ja! Worauf warten wir noch?« Patrick wollte los, doch Mona hielt ihn an seinem Ärmel fest.
»Halt! Wir können nicht einfach so losstürmen.«
Ihr Zwillingsbruder schnaubte verächtlich. »Bekommst du nun doch Muffe?«
Mona schüttelte tapfer den Kopf. »Nein, aber ich werde nicht in kurzen Hosen und Sandalen dort hinuntersteigen und über Felsen klettern und mich auch nicht ohne Lampe im Finstern durch eine Höhle tasten!«
»Du hast recht«, gab ihr Bruder betreten zu.
Also flitzten die beiden zum Haus zurück, zogen sich Jeans und feste Schuhe an und schoben jeder eine Lampe in die Tasche. Mona packte noch ein paar Scheiben Brot, Schinken, Äpfel und Schokoriegel in einen kleinen Rucksack und füllte eine Plastikflasche mit Wasser.
Patrick war schon auf der Schwelle. »Nun komm endlich!«
Mona zögerte und deutete auf Cera, die
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