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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Patrick, als Kylah bereits nach wenigen Schritten wieder abbog und eine weitere Treppe nahm, die von dem Gang abzweigte und noch tiefer hinabführte.
    »Zur zweiten Burg der O’Connors«, sagte sie. »Und dann weiter bis zur Abbey in Cong. Aber das ist ein ganz schönes Stück. Ich habe es erst einmal ausprobiert und hatte ganz schön die Nase voll, bis ich endlich wieder ans Tageslicht hinaufkonnte.«
    Es ist ein ganz schönes Stück bis Cong, dachte Mona. Selbst mit dem Auto war man eine Weile unterwegs. Und dann den ganzen Weg in diesem engen, finsteren Gang? Nein, das wollte sie sich lieber nicht vorstellen. Da folgte sie Kylah lieber die Treppe hinab, die bereits nach wenigen Stufen endete. Patrick, der dicht hinter ihr war, stieß einen Pfiff aus, und auch Mona vergaß ganz zu fragen, von welcher zweiten Burg der O’Connors Kylah gesprochen hatte.
    Mit der Treppe endeten auch die gemauerten Wände, und die Kinder betraten den Boden einer Höhle, deren Kalksteinplatten ein natürlicher Höhlenfluss in früheren Zeiten erstaunlich glatt geschliffen hatte. Nun folgte das Wasser einem anderen Weg und die Höhle hier war trocken. Wie ein riesiger Tunnel führte der Gang rechts und links in die Finsternis. Die Kinder hoben ihre Lampen. Staunend folgten ihre Blicke dem Licht, bis es von der Dunkelheit aufgesogen wurde.
    »Wahnsinn!«, hauchte Mona. »Ist das alles riesig!«
    Kylah nickte. »Ja, majestätisch.« Sie hob die Arme und wirbelte einmal um die eigene Achse. »Willkommen in Teimhneach, dem dunklen Reich der Unsichtbaren.«



W ohin jetzt?«, erkundigte sich Patrick, nachdem sie sich eine Weile staunend umgesehen hatten.
    Kylah wandte sich nach links. Sie folgten eine Weile dem trockenen Bett des Höhlenflusses, das über einige kleine Stufen aufwärtsführte. Ab und zu taten sich in den Wänden kleine Spalten auf, durch die entferntes Wasserrauschen zu hören war. Mona umklammerte fest ihre Taschenlampe und blieb dicht bei Kylah und ihrem Bruder.
    »Unglaublich«, hauchte Mona.
    Patrick nickte und sah sich ebenfalls ehrfürchtig um. Wie gewaltig und schön diese Höhlenwelt war! Der graue Fels, mal glatt, dann wieder rau, mit weißen Knöllchen oder mit rötlichen Schlieren durchsetzt, schimmerte im Licht der Lampen. Die Freunde entdeckten riesige Blöcke, in denen unendlich viele Muschelschalen zusammengebacken schienen, andere sahen aus wie Schwämme. Ein Stück weiter ragten riesige Stalaktiten von der Decke, während ihnen von unten säulengleich Stalagmiten entgegenwuchsen.
    Es schien hier unten ein Gewirr von Spalten, Gängen und Höhlungen zu geben, die kreuz und quer in alle Richtungen liefen, mal hinauf und dann wieder hinab, die sich kreuzten oder irgendwo abrupt endeten. Ihr Verlauf folgte keiner erkennbaren Regel, alle unterschieden sich, und doch sahen sich manche Ecken und Biegungen nach einer Weile zum Verwechseln ähnlich, sodass man hier unten sicher leicht die Orientierung verlieren und hoffnungslos in die Irre laufen konnte.
    Diese Sorge flammte in Mona auf, als Kylah das breite Flussbett verließ und in einen abzweigenden Gang abbog, der im Verlauf immer enger und niederer wurde. Sie kletterten über einen Felsblock, der von der Decke gestürzt sein musste und dann in der engen Spalte stecken geblieben war. Dahinter führte der Gang über riesige Brocken steil in die Tiefe.
    »Kylah, bist du sicher, dass wir hier hinuntermüssen?«, erkundigte sich Mona.
    Das Mädchen drehte sich um. »Aber ja. Ich bin schon öfter hier gewesen. Denkst du etwa, ich verlaufe mich?«
    Mona nickte widerstrebend. »Naja, wär doch möglich. Es gab ja schon einige Abzweigungen zu beiden Seiten.«
    Obwohl Kylah einen Schmollmund zog, kam Patrick seiner Schwester zu Hilfe. »Ich habe mal ein Buch über Höhlenexpeditionen gelesen. Eine der größten Gefahren ist es, vom Weg abzukommen. Vor allem in einem solch weit verzweigten Labyrinth.«
    Kylah verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm einen Funken sprühenden Blick zu.
    »Ich weiß schon, was ich tue, also stellt euch nicht so an, ihr Hosenscheißerchen.«
    Patrick grinste. »He, he, nun werd nicht gleich zickig, nur weil Mona ihre Sorgen laut ausgesprochen hat.«
    Kylah stieß einmal tief die Luft aus und sagte dann schon wieder versöhnlicher: »Und, gehen wir jetzt weiter? Oder wollen wir hier Wurzeln schlagen?«
    Patrick antwortete energisch. »Ja, wir gehen weiter, aber nicht ohne eine kleine Absicherung.«
    Dann kletterte er ein Stück

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