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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zurück bis über den großen Block und malte mit einem Stück Kreide einen Pfeil an die Wand, der in Richtung des alten Höhlenflusses zeigte.
    »Nicht schlecht, der Einfall«, gab Kylah widerstrebend zu, und auch Mona lobte ihren Bruder, dass er daran gedacht hatte, Kreide mitzunehmen.
    »Tja, solche Ideen hat man, wenn man viele Bücher liest und nicht nur irgendwelche Fantasiewesen in sein Notizbuch kritzelt.«
    Mona knuffte ihn in den Arm. »Sei still, du Angeber. Wer weiß, ob es uns nicht noch von Nutzen sein wird, dass ich einige der Wesen abgezeichnet habe, auch wenn du anscheinend immer noch an ihrer Existenz zweifelst und denkst, wir machen hier nur einen kleinen Ausflug! Ich jedenfalls glaube Kylahs Theorie darüber, was uns heute Nacht erschreckt hat. Das würde auch die Spuren erklären!«
    »Dir kann man eben jedes Märchen auftischen«, brummelte Patrick, obgleich Mona vermutete, dass auch er die Existenz der Unsichtbaren zumindest in Erwägung zog, es ihm aber noch schwerfiel, das zuzugeben.
    Sie starrten einander an, bis Kylah dazwischentrat.
    »So, jetzt ist es genug. Mach du deine Kreidestriche, wenn dir mein Wort nicht genügt, aber lasst uns weitergehen. Ich habe das Gefühl, Monas Taschenlampe wird bereits schwächer.«
    Erschrocken richtete Mona ihre Lampe auf einen Felsen neben Patricks Lichtstrahl. Ja, er war schwächer und das Licht ein wenig rötlicher.
    »Du hast nicht zufällig Batterien eingesteckt?«, erkundigte sie sich hoffnungsvoll, aber Patrick schüttelte den Kopf.
    Mona hätte am liebsten vorgeschlagen, umzukehren und an einem anderen Tag wieder in die Höhle hinabzusteigen, doch als sie die entschlossenen Mienen der beiden anderen sah, schwieg sie und sagte stattdessen tapfer: »Also dann weiter, damit wir diese Quelle heute noch erreichen!«
    Zielstrebig ging Kylah voran. Nach zwei weiteren Abzweigungen war sich Mona sicher, dass sie den Rückweg alleine und ohne Patricks Kreidepfeile nicht mehr finden würde, doch Kylah zögerte nicht ein einziges Mal und schien ihrer Sache ganz sicher zu sein. Sie kletterte so flink über Felsblöcke hinweg und schlängelte sich so geschickt durch Engstellen hindurch, dass Mona sie ein paarmal bitten musste, zu warten.
    Wie spät es jetzt wohl war? Mona hatte keine Ahnung, wie lange sie schon unterwegs waren, doch ihr Magen sagte ihr, dass es bald Zeit fürs Abendessen sein musste. Laut ihrer Uhr was es kurz nach sechs.
    Der Gang, dem sie nun folgten, mündete in eine sich weit öffnende Kaverne, deren Decke so hoch war, dass sich ihr Anblick irgendwo in der Dunkelheit verlor. Patrick richtete seinen Lichtstrahl nach oben und legte den Kopf in den Nacken, als Kylah vor ihm unvermittelt stehen blieb.
    »Aua!«
    Patrick prallte ihr so unsanft in den Rücken, dass sie fast gestolpert wäre.
    »Pass doch auf!«
    »Entschuldige, warum bleibst du auch plötzlich stehen?«
    »Psst!«
    Patrick senkte die Stimme. »Was ist? Ich kann nichts sehen.«
    Die beiden Taschenlampen schnitten helle Kegel in die Höhle und schweiften suchend umher, doch außer den grauen Steinen überall und dem lehmigen Boden konnten sie nichts entdecken.
    »Höhlenelfen«, raunte Kylah und nickte in Richtung einer bizarr gezackten Spalte in der rechten Wand.
    »Was? Wo denn? Ich sehe nichts«, wisperte Mona, deren Augen vor Anstrengung zu tränen begannen.
    »Natürlich könnt ihr sie nicht sehen«, antwortete Kylah. »Auch Elfen gehören zu den magischen Unsichtbaren. Und solange sie von euch nicht gesehen werden wollen …«
    »Aber du hast damit natürlich keine Probleme«, gab Patrick zurück, und der Zweifel in seiner Stimme war deutlich zu hören. Er dachte wohl, Kylah wolle sich nur wichtigmachen und der langsam ein wenig eintönigen Wanderung unter der Erde mehr Spannung verleihen.
    »Wie sehen sie denn aus?«, unterbrach Mona ihn.
    »Sie haben schmale, ernste Gesichter mit spitzen Ohren. Ihre Haut ist milchweiß, ihre Gesichtszüge von überirdischer Schönheit. Das Haar ist schwarz wie ihre Augen. Ihre Körper sind so schlank, dass sie fast zerbrechlich wirken, aber das täuscht. Sie haben durchaus Kräfte, von denen wir nur träumen können. Ihr Blick ist so durchdringend, dass man das Gefühl hat, sie würden einen lähmen. Nun ja, vielleicht können sie das ja auch. Ihre Magie ist mächtig.«
    »Mich hat gerade einer gestreift«, stieß Mona heiser flüsternd hervor, der es gerade noch gelang, einen Aufschrei zu unterdrücken. »Da, am Bein. Kannst du etwas

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