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Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Madore
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Frau viele Fragen, weil sie herausfinden wollte, wie es ihr wirklich in dem Schloss erging.
    Es dauerte nicht lange, und die junge Frau vertraute ihrer Mutter an, dass sie von einem Fremden besucht wurde. Sie erzählte, wie er jede Nacht ihr Schlafzimmer betrat und was danach passierte.
    Die Mutter der jungen Frau war von diesem Bericht natürlich aufs Höchste alarmiert. Sie gab ihrer Tochter eine Kerze und wies sie an, diese mitzunehmen, wenn sie in das Schloss zurückkehrte. Dort sollte sie die Kerze unter ihrem Kissen verstecken.
    “Wenn der Fremde schläft, kannst du die Kerze entzünden und wirst so herausfinden, wer er ist”, erklärte die Mutter ihr. “Aber sei vorsichtig, dass du die Kerze nicht neigst. Dann wird das Wachs auf ihn hinabtropfen, und du wirst ihn wecken.”
    Die junge Frau beherzigte den Rat ihrer Mutter. Als sie in das Schloss zurückreiste, versteckte sie die Kerze zwischen ihren Sachen.
    Schon bald kam der Abend. Es war wieder genauso wie vor ihrer Abreise. Sobald die Dunkelheit sich über ihr Schlafzimmer senkte, öffnete sich die Tür, und ihr unbekannter Liebhaber kam zu ihr. Sie hatte ihn vermisst, ihr Körper sehnte sich nach seinen Berührungen. Und er enttäuschte sie nicht. Er war ebenso begierig darauf, sie zu spüren, er hatte sie ebenso vermisst.
    Obwohl sie ihn als Liebhaber so gut kannte, fragte sie sich immer noch, wessen Zunge es war, die ihre Lippen schmeckten. Wessen heißer Atem war es, der über ihre zarte Haut hinwegstrich? Wessen starke und zugleich geschickte Finger waren es, die sie streichelten und jene versteckten Stellen an ihrem Körper entdeckten, die sie vor Lust seufzen ließen? Und wessen unnachgiebige Arme hielten sie in diesem festen Griff? Wessen Körper erfüllte sie auf so vielfältige Weise und mit so einer heftigen Ekstase?
    Aber letztlich konnte sie nicht anders, als seine Berührungen, seine Küsse und alles, was er ihr gab, in vollen Zügen zu genießen und zu erwidern, so fragwürdig es ihr auch vorkam.
    Danach schlief ihr Liebhaber neben ihr ein. Sie tastete unter dem Kopfkissen nach der Kerze, die sie dort zuvor platziert hatte. Die Warnungen des Bären, dass es ihnen beiden Unglück bringen würde, missachtete sie, zündete die Kerze an und beleuchtete damit das Gesicht des Fremden. Sie erblickte das Gesicht des schönsten Prinzen, den sie sich je in ihren Träumen hätte vorstellen können. Sie verliebte sich auf der Stelle unsterblich in ihn. Am liebsten hätte sie ihn sofort geküsst. Als sie sich über ihn beugte und ihre Lippen sacht seine berührten, neigte sich die Kerze in ihrer Hand. Ein Tropfen Kerzenwachs fiel auf seine nackte Brust. Schlagartig war er wach und richtete sich auf.
    “Was hast du getan?”, rief er entsetzt.
    Die junge Frau verstand nicht, warum er so wütend reagierte. Doch dann erklärte ihr der schöne Fremde, dass er in Wahrheit ein Prinz war, der bei seiner Geburt einer Prinzessin versprochen worden war, die er nicht liebte. Als er sich weigerte, sie zu heiraten, hatte die Mutter des Mädchens ihn verflucht. Seitdem war er dazu verdammt, am Tag als weißer Bär zu leben; nur nachts hatte er seine wahre Gestalt. Doch wenn es ihm gelang, ein ganzes Jahr von seiner wahren Liebe unerkannt zu bleiben, würde der Fluch sich von ihm lösen.
    “Aber nun muss ich in den Palast zurückkehren, der östlich der Sonne und westlich vom Mond liegt. Und dort muss ich die Prinzessin heiraten”, sagte er zum Ende seiner Erzählung.
    Sie weinte bittere Tränen, als er geendet hatte, aber weder ihre Tränen noch ihr Flehen konnten ihr gemeinsames Schicksal ändern. Eine letzte Nacht verbrachten sie in inniger Umarmung.
    Am nächsten Morgen wachte die bemitleidenswerte junge Frau allein auf. Das Schloss und ihr Prinz waren verschwunden. Allein das Bündel mit ihren wenigen Habseligkeiten, das sie einst auf ihrer ersten Reise zum Schloss mitgebracht hatte, lag neben ihr. Sie weinte um ihren Prinzen, bis jede Träne, die sie besaß, geweint war.
    “Ich muss ihn finden und ihn zurückholen”, entschied sie schließlich. Aber wo fand sie den Palast, der sich östlich der Sonne und westlich vom Mond befand?
    Sie nahm ihr Bündel an sich und machte sich auf den Weg. Schon bald begegnete sie einer zerlumpten alten Frau, die am Straßenrand saß. Sie fragte die Alte sogleich, ob sie den Weg kannte, der zum Palast führte, der östlich der Sonne und westlich vom Mond lag.
    “Bist du die wahre Liebe des Prinzen?”, fragte die Frau

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