Verzaubert!
er ihr bereitete, weiter zu erhöhen. Sie wollte ihn umarmen, doch noch immer hielt er unnachgiebig ihre Arme fest. Sie umklammerte ihn mit den Schenkeln. So liebten sie sich bis tief in die Nacht, bis sie schließlich still und befriedigt beisammenlagen und einschliefen.
Am nächsten Morgen wachte das Mädchen allein auf. Das Bett war neben ihr leer. Sosehr sie sich an diesem Tag bemühte, sie fand keinen einzigen Mann innerhalb der Mauern des Schlosses. Stattdessen aber entdeckte sie viele verschiedene Räume. Jeder dieser Räume war mit den schönsten Dingen angefüllt, aus allen Materialien und in allen Farben und Formen. In jedem Raum gab es Regale, die bis an die Decke reichten: In einem Raum lagerten Garne in den verschiedensten Stärken und Farben in den Regalen, der Nächste enthielt Körbe in unterschiedlichen Größen und Formen. Da waren Räume, in denen die schönsten Blumen wuchsen, und in einem Raum waren die Regale angefüllt mit Röhrchen, in denen Knöpfe gesammelt waren, so viele verschiedene, wie es überhaupt gab. Kurz gesagt, die junge Frau hatte für jede Beschäftigung, die sie sich suchte, einen Raum, in dem sich alle Materialien und Werkzeuge befanden, die sie dafür benötigte.
Obwohl sie tagein, tagaus allein war, hatte die junge Frau also alles, was sie sich nur wünschen konnte. Nie hatte sie einen Wunsch, den das verzauberte Schloss ihr nicht erfüllen konnte. Und jede Nacht kam ihr mysteriöser Liebhaber zu ihr und lag neben ihr in der Dunkelheit. Er verließ sie jedes Mal, bevor es hell wurde, und sie konnte nie einen Blick auf ihn erhaschen. So vergingen die Wochen, und obwohl sie begann, die Nächte zu lieben – die einsamen Tage begannen sie in ihrer Eintönigkeit zu langweilen. Und das, obwohl sie alles hatte, was sie sich nur hätte wünschen können.
Eines Tages erinnerte sie sich an die Worte des weißen Bären, als sie das erste Mal zum verzauberten Schloss gekommen war. Sie läutete das goldene Glöckchen und wünschte sich, den Bären zu sehen. Er tauchte unverzüglich auf. Aber plötzlich war sie nicht mehr sicher, wie sie es geschickt anstellen sollte, ihn auszufragen.
“Wer ist der Herr über dieses Schloss?”, fragte sie vorsichtig.
“Ich bin es”, antwortete er.
Sie schwieg. Sie wollte ihn nach dem Fremden fragen, der sie jede Nacht besuchte. Aber sie zögerte. Vielleicht führte ihr fremder Liebhaber den Bären Nacht für Nacht an der Nase herum, wenn er unerlaubt ins Schloss eindrang. Der Bär könnte böse werden, wenn er entdeckte, dass sie sich nachts dem Fremden hingab.
Plötzlich wünschte sie, dass ihre Mutter hier wäre. Sie wüsste bestimmt in dieser Sache Rat und konnte ihr helfen.
Dieser Gedanke ließ sie den Bären fragen, ob er ihr erlaubte, ihre Familie zu besuchen. Der Bär stimmte sofort zu, aber er stellte eine Bedingung.
“Sobald du ankommst, wird deine Mutter versuchen, dich beiseitezunehmen und mit dir zu sprechen. Lass das nicht zu, denn sonst bringst du Unglück über uns beide”, warnte er sie.
Nur widerwillig stimmte die junge Frau dieser Bedingung zu. Schließlich war ein Gespräch unter vier Augen mit ihrer Mutter der Grund, warum sie ihre Familie besuchen wollte. Aber sie dachte, es würde sich schon eine Gelegenheit ergeben, mit ihrer Mutter zu reden, wenn sie erst mal dort war.
Den Dienerinnen wurde befohlen, das Gepäck der jungen Frau zusammenzupacken. Und dann war sie auch schon unterwegs, rasend schnell wurde sie auf dem Rücken des weißen Bären fortgetragen. Innerhalb kürzester Zeit erreichten sie einen herrschaftlichen Wohnsitz.
“Wir sind da”, sagte der Bär. “Deine Familie lebt jetzt hier.”
Die junge Frau war hocherfreut über diesen Wandel für ihre Familie. Sie sprang schnell vom Rücken des Bären, doch der Bär hielt sie zurück. Er ermahnte sie streng.
“Beherzige meine Warnung! Du darfst nicht mit deiner Mutter allein reden, denn dann wird es für uns beide schlimm enden.”
Zunächst aber genoss die junge Frau, wieder zurück bei ihrer Familie zu sein. Sie vergaß das Versprechen nicht, das sie dem weißen Bären gegeben hatte. Wie er es ihr prophezeit hatte, unternahm ihre Mutter so manchen Versuch, mit ihr allein zu sein. Aber es gelang ihr, jeden dieser Versuche zu vereiteln.
Ihre Mutter war jedoch nicht so leicht abzuwimmeln. Und eines Abends gelang es ihr schließlich mit der gebührenden Hartnäckigkeit, ein privates Gespräch mit ihrer Tochter zu arrangieren. Sie stellte der jungen
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