Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Madore
Vom Netzwerk:
zahllose Bewohner des Waldes bloßgestellt und gedemütigt. Und es war in der Tat eine missliche Sache, wenn man mit irgendetwas ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
    Solche Umstände waren es auch, die Goldlöckchen eines Morgens in einen abgelegenen Teil des Waldes gebracht hatten. Sie war auf der Suche nach drei englischen Baronen, die dort lebten. Es schien ihr ebenso merkwürdig wie ungewöhnlich, dass drei Männer beschlossen haben sollten, der Zivilisation zu entsagen und im hintersten Teil des Waldes zu leben. Unkonventioneller Lebensstil war in ihren Augen gleichbedeutend mit Fehlverhalten, und da die Männer wohlhabend und bekannt waren, sah sie es als ihre Pflicht an, ihre Geheimnisse vor aller Welt zu enthüllen.
    Den Baronen hingegen war vollkommen entgangen, dass sie größeres Interesse erregt hatten, denn völlig abgeschieden vom Rest der Welt zu leben gefiel ihnen vorzüglich. Ihrem äußerst überheblichen, unduldsamen Naturell entsprechend betrachteten sie alle anderen Menschen sowieso als lästig und verabscheuungswürdig. Der Geschmack der Masse erschien ihnen unerträglich gewöhnlich, die Interessen der Öffentlichkeit waren für sie gänzlich unerheblich. So war es kaum verwunderlich, dass es sie danach verlangte, sich vom “niederen Volk” abzuschotten, dem es umgekehrt zweifellos besser erging, wenn es auf die nähere Bekanntschaft mit den hochnäsigen Adeligen verzichtete.
    Und so saßen die Barone an diesem Morgen in ihrer gewohnten Selbstgenügsamkeit und völligen Ahnungslosigkeit, was die Welt außerhalb ihrer eigenen betraf, bei ihrem ersten Mahl des Tages zusammen. Ihre einzige Sorge bestand in der Tatsache, dass ihr Frühstücksbrei außergewöhnlich heiß war. Und so entspann sich ein Gespräch darüber, wie diesem Problem beizukommen war.
    “Ich meine”, bemerkte der erste Baron, hob die Augenbrauen und sah seine Freunde strafend an, “dass dieser Brei über die Maßen heiß ist.”
    “In der Tat”, stimmte der zweite zu. “Gelinde gesagt, er ist unerträglich heiß.”
    “Vielleicht sollten wir ihn einfach da stehen lassen, heiß wie er ist”, fügte der dritte hinzu. “Mit der Zeit dürfte er wieder genießbarer werden.”
    Und mit diesen Worten verließen sie den Frühstückstisch für einen Morgenspaziergang durch den Wald. Sie strichen gemächlich umher und ergötzten sich an Anekdoten über das Wild, das den Forst bevölkerte und munter umhertollte, weil es in dem harmlosen Geplauder der Barone keine Bedrohung ausmachen konnte.
    Während die Herren also dergestalt beschäftigt waren, entdeckte Goldlöckchen ihr abgeschiedenes Landhaus. Da sie sich selten in der Stimmung fühlte, ihre Opfer direkt anzusprechen, näherte sie sich dem Haus vorsichtig. Heimlich, um nicht entdeckt zu werden, schlich sie auf der Rückseite des Hauses entlang und spähte durch ein Fenster. Da ihr dieser Blick jedoch kein erschöpfendes Ergebnis lieferte, schlich sie zu einem anderen Fenster und dann einem weiteren, bis sie endlich davon ausgehen konnte, dass das Haus verlassen dalag.
    Goldlöckchen arbeitete sich vorsichtig bis zum Vordereingang vor und legte ihr Ohr an die Tür. Nicht der geringste Laut war von drinnen zu hören. Dann wagte sie ein verschämtes Klopfen, auf das keine Antwort erfolgte. Schließlich drehte sie am Türknauf, stellte erfreut fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war, öffnete sie und steckte den Kopf hinein. Nach einem Moment trat sie ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
    Sobald sie im Haus war, fiel Goldlöckchen der Brei auf, der in Schüsselchen auf dem Tisch stand. Da sie aber das Heim der drei Barone ohne Einladung betreten hatte, sollte es die Leserin nicht überraschen, dass sie in ihrem Treiben fortfuhr und von dem Essen kostete, denn es war so einladend arrangiert, dass sie sich vorstellte, es sei geradezu für einen Gast wie sie gedacht. Folglich wäre es ja geradezu impertinent gewesen, nicht davon zu kosten. Ganz abgesehen davon, dass man eine ganze Menge über Menschen lernen kann, wenn man von ihren Speisen kostet, wie sie für sich schlussfolgerte. Und so nahm sie vor einem der Schüsselchen Platz, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, und führte den Löffel zu ihren Lippen.
    Aber sogleich fuhr sie wieder zurück und rief: “Der ist ja viel zu heiß!” Sie holte ihr Notizbuch hervor und schrieb ein paar Zeilen. Dann nahm sie sich das zweite Schüsselchen vor, um davon zu probieren. Aber auch diesmal spie sie den

Weitere Kostenlose Bücher