Verzaubert!
anstecken. “Halten Sie still! Ich werde die Angelegenheit zur Meldung bringen!”
“Oh nein!”, rief Goldlöckchen. “Das können Sie doch nicht machen!” Sie war immer noch dabei, sich bei ihrem letzten Rechtsstreit aus der Affäre zu ziehen, eine Folge ihrer unrühmlichen journalistischen Praktiken. Aber aus dieser Sache hier würde sie nicht einmal ihr Redakteur herauspauken können!
Der Baron schien von ihrem plötzlichen Ausbruch regelrecht verwirrt. “Kann ich nicht?”, fragte er. “Aber warum sollte ich das nicht tun?” Er sah seine Freunde spöttisch an, aber sie sahen genauso ratlos drein, weil sie sich nicht vorstellen konnten, wieso er die Sache nicht zur Meldung bringen sollte.
Goldlöckchen schnappte nach Luft. Sie suchte fieberhaft nach einer glaubwürdigen Entschuldigung für ihre Anwesenheit, vorzugsweise eine, die ihr eine weitere rechtliche Auseinandersetzung ersparen würde. “Weil ich ausdrücklich beauftragt wurde, hierherzukommen!”, log sie eilig.
“Ausdrücklich beauftragt?”, wiederholte der Baron, jetzt noch verwirrter als zuvor. Er kam gar nicht auf die Idee, dass sie versuchte, ihn hereinzulegen. “In wessen Auftrag wurden Sie denn hierher geschickt und mit welcher Absicht?”
“Nun … äh …” Goldlöckchen suchte verzweifelt nach einer schnellen Antwort.
“Ich wette, das war Count Wallingford!”, meldete sich einer der anderen Barone plötzlich. “Erinnert ihr euch noch an den Streich, den wir ihm letzten Winter gespielt haben?”
Fragend schauten die drei Goldlöckchen an. Sie ergriff den Strohhalm, der sich bot, ohne zu wissen, wovon der Baron eben gesprochen hatte und lächelte.
“Er hatte geschworen, dass er sich revanchieren würde!”, rief der dritte Baron. Aber er sagte es so fröhlich, dass es nicht den Eindruck machte, als sei er sonderlich aufgebracht.
“In der Tat”, bemerkte der Baron, der eben noch die Behörden hatte alarmieren wollen. Er lockerte seinen Griff um Goldlöckchens Handgelenk und lächelte breit, während er die Sache bedachte. “Aber wo um alles in der Welt glaubt ihr, hat er dieses Flittchen aufgetrieben?”
“Das müssen wir ihn fragen, wenn wir ihn das nächste Mal sehen”, meinte sein Freund mit einem Schmunzeln. Das Benehmen der Männer veränderte sich zusehends, und sie waren plötzlich guter Dinge und viel lockerer. Sie traten an Goldlöckchen heran und begannen wie selbstverständlich, die Knöpfe ihres Kleides zu öffnen. Dabei sprachen sie fröhlich miteinander, ohne Goldlöckchen sonderlich Beachtung zu schenken.
“Auf ein Wort”, bemerkte der erste, als er das Kleid über ihren Kopf zog und es seinen Freunden hinhielt. “Aus was für einem Material ist dieses lächerliche Stück Lumpen wohl gefertigt?”
“Ich habe etwas in der Art noch nie zuvor gesehen”, gab der zweite zurück und rümpfte mit Missfallen die Nase. “Es erinnert irgendwie an diesen Stoff, aus dem man Kartoffelsäcke herstellt.”
“Aber schaut euch erst mal die hier an!”, schrie der erste Baron auf und zog an Goldlöckchens Unterwäsche. Ihm schien kaum aufzufallen, dass er ihr die Sachen regelrecht vom Körper riss, damit er sie seinen Freunden hinhalten konnte. “Wenn die nicht völlig abscheulich sind!”
Seine Freunde zeigten ihren Ekel, als sie das Baumwollhöschen erblickten, das so ganz anders war als die seidenen Unterhöschen, die sie einzukaufen pflegten.
Goldlöckchen starrte die drei völlig entgeistert an. Bevor sie auch nur begreifen konnte, was die drei vorhatten, stand sie schon nackt vor ihnen und sah stumm zu, wie sie im lässigen Plauderton ihre Unterwäsche diskutierten. Als Nächstes begannen sie sich selbst auszuziehen, was sie ganz ohne Eile taten, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Jedes Kleidungsstück legten sie ordentlich zusammen und hingen es sorgfältig über einen Stuhl. Schließlich legte sich der erste Baron auf das Bett, in dem Goldlöckchen eben noch geschlafen hatte. Er hob seine Augenbrauen und sah sie erwartungsvoll an.
“Nun?”, meinte er, und als sie ihn nur anstarrte, klopfte er neben sich auf das Bett und rief: “Willst du da Wurzeln schlagen, Mädchen?”
Die beiden anderen führten sie zu ihm, und zu ihrem großen Erstaunen brachte sie nicht den geringsten Widerstand auf. Es stand außer Zweifel, dass ihre übertriebene Neugier sie hierher gebracht hatte, und nun wollte sie auch wissen, wie diese ungewöhnliche, aber höchst aufregende Sache ausgehen würde. Für
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