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Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Madore
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behandelt. Vielleicht war es diese Gutmütigkeit der Prinzessin, die ihre Kammerzofe so unzufrieden machte.
    Was auch immer der Grund für diese Unzufriedenheit war, das Mädchen war eifersüchtig auf die Prinzessin und begehrte all deren Besitztümer und ihre vornehme Stellung. Zu guter Letzt – und das war das Schlimmste! – war sie neidisch, dass die Prinzessin einen Prinzen heiraten durfte. Die Kammerzofe war sicher, dass eine Heirat mit einem Prinzen ihr all die Freiheit und Macht geben würde, nach der sie sich selbst so sehr sehnte. Sie würde ebenfalls eine Prinzessin sein und alles bekommen, was sie sich wünschte.
    Die Idee, ihre Herrin zu betrügen, schlug schnell Wurzeln in der Kammerzofe. Sie wuchs sich aus und übernahm die Kontrolle über alles Denken und Handeln des Mädchens. Es gab keinen anderen Gedanken mehr als den, selbst Prinzessin zu werden, koste es, was es wolle. Sie war auch nicht mehr länger für die Freundschaft, die sie mit der Prinzessin verband, empfänglich. Auch als ihr aufging, dass sie für diesen Wunsch das Leben der Prinzessin völlig auf den Kopf stellen musste, schreckte sie davor nicht zurück, denn der Wunsch wurde schier übermächtig in ihr. Ihre eigenen Wünsche waren ihr wertvoller, als es die Freundschaft zur Prinzessin war. Sie beschloss, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würde, damit der Prinzessin kein Leid geschah. Sie verbrachte den Rest der Nacht damit, einen Plan zu schmieden, und die ganze Zeit drehte sie den königlichen Ring in ihren Händen.
    Das Mädchen offenbarte der Prinzessin nicht sofort am nächsten Tag ihr Vorhaben. Stattdessen brütete sie vor sich hin, während sie am Morgen ihre Reise fortsetzten. Zur Mittagsstunde erreichten sie einen weiteren Fluss. Die Prinzessin war von der anstrengenden Reise durstig, und sie bat die Kammerzofe: “Bitte hol mir etwas Wasser, damit ich meinen Durst stillen kann.”
    Aber das Mädchen weigerte sich, weil es ebenso vom Pferd steigen musste wie die Prinzessin. “Du kannst dir das Wasser genauso gut selbst holen”, sagte sie. Diese Worte verwirrten die Prinzessin, aber sie war zu freundlich, um etwas zu sagen. Sie nahm die Sache auch gar nicht so wichtig und glitt vom Pferderücken, um sich selbst Wasser zu holen. Sie kniete am Fluss nieder und schöpfte das kühle Wasser mit der hohlen Hand.
    Doch Fallada, das sprechende Pferd der Prinzessin, beobachtete all das und merkte es sich.
    Als sie ein Stück weit des Weges weitergeritten waren, war die Prinzessin schon wieder durstig, und da sie schon wieder vergessen hatte, was passiert war, bat sie ihre Kammerzofe erneut: “Bitte steig vom Pferd und bring mir etwas Wasser aus dem Fluss, ich bin durstig.”
    Wieder gab die Kammerzofe der Prinzessin eine unfreundliche Antwort, und wieder war die Prinzessin gezwungen, selbst vom Pferd zu steigen und sich Wasser zu holen. Aber als sie ihren Durst gestillt hatte und sich zur Kammerzofe umdrehte, musste sie sehen, dass diese auch vom Pferd gestiegen war.
    Als sie der Kammerzofe in die Augen blickte, griff die Angst kalt nach ihrem Herzen. Denn die Augen des Mädchens blitzten so gefährlich, als wollte sie die Prinzessin im nächsten Moment umbringen. Stattdessen forderte sie die Prinzessin auf, ihre königliche Kleidung abzulegen und stattdessen die Kleidung der Kammerzofe anzuziehen. Das war zwar eine merkwürdige Forderung, vor allem als die Prinzessin mit ansehen musste, wie ihre Gefährtin die königlichen Gewänder anlegte. Trotzdem gehorchte die Prinzessin stumm. Dann stieg die Kammerzofe in den Sattel von Fallada und überließ der Prinzessin ihr eigenes Pferd.
    Die Prinzessin fragte sich zwar, wohin das alles führen mochte, aber sie dachte, dass es besser wäre, abzuwarten, was passierte. Bis sie die Grenze des Königreichs erreichten, würde sich schon eine Gelegenheit finden, die Kammerzofe zu fragen, warum sie sich so merkwürdig verhielt. Sie schob den Zeitpunkt, da sie die Kammerzofe zur Rede stellen würde, immer weiter hinaus. Entweder, die Zofe würde schon erzählen, was sie zu diesem Verhalten bewog, oder aber sie erreichten die Grenze des Königreichs – spätestens dann, so nahm sich die Prinzessin vor, würde sie die Zofe zur Rede stellen.
    So ritten sie weiter. Die Prinzessin hatte Angst; die Zofe aber dachte über ihr gemeinsames Schicksal nach. Als sie schließlich nach langem Ritt die Weggabelung erreichten, an der das Königreich des Prinzen begann, mit dem die Prinzessin verlobt

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