Verzaubert!
die leichtfüßigen Schritte seiner Frau hinter sich.
“Was wünschst du, mein Gemahl?”, fragte sie mit einem unschuldigen Lächeln.
“Ich wünsche, dass du meine wahre Braut zu mir bringst”, sagte er ruhig.
Diese unerwartete Forderung ihres Mannes ließ sie erbleichen. Er trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Wange. “Tu es einfach”, fügte er hinzu.
Die ehemalige Dienerin hatte Angst vor dem Schicksal, das sie nun erwarten würde und eilte hinaus, um den Wunsch ihres Ehemanns zu erfüllen. Sie fand die Gänsemagd im Hof und berichtete ihr vom Begehr des Prinzen. Als die Gänsemagd den entsetzten Gesichtsausdruck ihrer ehemaligen Dienerin sah, erkannte sie, dass ihr Geheimnis aufgedeckt war. Doch zur Überraschung ihrer einstigen Zofe ergriff die Gänsemagd ihre Hand und versicherte ihr: “Ich werde dafür sorgen, dass man dir nichts antut!”
Aber sie wusste selbst nicht so genau, wie sie das anstellen sollte. Denn es ist nun mal so, dass es auf Erden keine Macht gibt, die groß genug ist, eine Frau zu schonen, die ihresgleichen so etwas antut, wie es die ehemalige Zofe getan hatte.
Die Zofe war von der Freundlichkeit ihrer einstigen Herrin überrascht. Aber nun, sie konnte nicht ändern, was sie getan hatte, auch wenn sie es inzwischen bitter bereute. Zitternd klammerten die beiden Frauen sich aneinander, als sie die Räumlichkeiten des Prinzen betraten. Als er sie so ängstlich sah, war der Prinz gerührt. Doch er hatte sich für seine Ehefrau eine Bestrafung ausgedacht, und er war bereit, diese bis zum Ende durchzuführen.
“Ich will haben, worum dein Betrug mich gebracht hat, Frau”, stellte er fest. Aber als er die Gänsemagd ansah, änderte er beinahe seine Meinung. Ihr Äußeres hatte sich durch den Dreck im Hof und ihre schlechte Unterbringung verändert.
“Zunächst aber wird sie ein Bad nehmen”, entschied der Prinz und wies auf die Gänsemagd. Seine Frau wollte nach den Dienern läuten, damit sie ein Bad bereiteten, doch er hielt sie auf. “Du wirst die Gänsemagd baden, wie du es damals im Fluss getan hast”, wies er sie an.
Die Frau des Prinzen half der Gänsemagd, sich auszuziehen. Als sie in die hübschen, freundlichen Augen im dreckigen Gesicht der Gänsemagd blickte, errötete sie. Sie schämte sich, weil sie sich daran erinnerte, wie freundlich die Prinzessin immer zu ihr gewesen war. Schon bevor ihr kleines Geheimnis herausgekommen war, hatte sie bedauert, was sie der Prinzessin angetan hatte. Ach, aber sie hatte es so sehr genossen, eine Prinzessin zu sein!
Als die Gänsemagd vollständig entkleidet war, führte die Zofe sie zu einer großen Badewanne, die mit heißem Wasser gefüllt war, das mit duftenden Essenzen versetzt worden war. Die Gänsemagd ließ sich in das dampfende Wasser gleiten, und die Frau des Prinzen beugte sich über sie, um sie zu waschen.
“Es wäre vielleicht einfacher, wenn du mit ihr baden würdest”, unterbrach sie ihr Ehemann. “Hast du es nicht so gemacht, als du sie im Fluss gewaschen hast?”
Nur widerwillig und mit zitternden Händen zog sich seine Frau aus und kletterte zur Gänsemagd in die Wanne. Trotz ihrer Ängste über ihre unsichere Zukunft konnte sie das vertraute Kribbeln in sich aufsteigen spüren. In ihrer gegenwärtigen Situation war es gleichermaßen verwirrend und angenehm. Sie kniete sich so hin, dass die Hüften der Gänsemagd zwischen ihren Knien ruhten. Behutsam begann sie das verfilzte Haar der Gänsemagd zu waschen. Tränen der Reue rannen über ihre lieblichen Wangen, als sich ihr Blick mit dem der Gänsemagd traf. Diese schaute zurück ohne auch nur eine Spur von Ärger im Blick.
Der Prinz beobachtete die beiden Frauen stumm. Die Gänsemagd begann mutig, auch die Haare ihrer ehemaligen Zofe zu waschen, wie sie es einst in jener Nacht im Fluss getan hatte.
Als die Haare beider Frauen glatt und sauber schimmernd über ihre feuchten Rücken fielen, griffen sie nach der Seife und begannen langsam, seidig weiße Spuren aus Schaum auf den Körper der anderen zu zeichnen. Mit wachsender Begeisterung beobachtete der Prinz, wie die Frauen einander mit derselben Innigkeit wuschen, wie sie es wohl einst in den Wäldern getan hatten. Sie wuschen einander allein mit der Seife und den eigenen Händen und achteten sorgsam darauf, keinen Teil des Körpers der anderen auszulassen. Die Gänsemagd war von der Schönheit ihrer einstigen Zofe so entzückt, dass sie gar nicht mehr daran dachte, dass der Prinz sie beobachtete.
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