Verzaubert!
siehst also, mein Schatz, wann immer jemand dieses Theater betritt und unserer Vorstellung beiwohnt, wird er so schockiert und fasziniert sein, als wäre er zum allerersten Mal dabei!”
“Soll das heißen, dass die Diener sich an nichts von dem erinnern werden, was sie gerade gesehen haben?”, rief sie. Sie konnte ihre Freude kaum zurückhalten und klatschte aufgeregt in die Hände.
“Gefällt dir also unser neues Theater, meine Kaiserin?”, fragte ihr Gatte lachend.
“Oh ja!”, antwortete sie beglückt.
Und stellt euch nur vor, wie sie von nun an all die Aufmerksamkeit erhielt, die sie sich nur wünschen konnte (und noch ein wenig mehr), ohne sich die geringsten Sorgen darüber machen zu müssen, welche Auswirkungen das für ihre Position als Herrscherin haben konnte!
Sie musste daran denken, wie erregend es gewesen war, all diese Blicke auf sich zu spüren. Was mochten sie gedacht haben, während sie ihr zusahen? Und dann überlegte sie, was der Kaiser wohl noch alles mit ihr anstellen mochte, während Dienerschaft und Fürsten gleichermaßen dabei zusahen.
Der Kaiser lachte wieder, als er beobachtete, wie sich der Gesichtsausdruck mit jedem neuen Gedanken veränderte.
“Ich habe die Herzöge und Herzoginnen aus unserem ganzen Reich eingeladen, bei der nächsten Aufführung dabei zu sein”, erklärte er. “Vielleicht sollten wir mit den Proben gleich beginnen!”
Und in der Tat verbrachten sie den Rest des Abends damit, genau das zu tun.
Die Gänsemagd
E s war einmal eine Prinzessin, die war seit ihrer Geburt einem Prinzen versprochen, der in einem weit, weit entfernten Königreich lebte. Als der Tag näher kam, da sie zu ihrem Prinzen reisen sollte, um ihn zu heiraten, brach große Trauer im Königreich aus. Denn die Prinzessin wurde von allen geliebt, weil sie so freundlich und sanftmütig war. Ihre Mutter, die Königin des Königreichs, betrübte die bevorstehende Trennung am meisten. Sie sammelte viele seltene Schätze für ihre Tochter zusammen, damit sie diese in ihre neue Heimat mitnehmen konnte.
Die Vorbereitungen für die Reise der Prinzessin benötigten viel Zeit. Als sie schließlich abgeschlossen waren, gab es so viele Truhen, angefüllt mit Schätzen, dass sie in einer Reihe aufgestellt von einem Horizont zum anderen reichten. Die Truhen waren voll mit den schönsten Dingen: Juwelen von erlesener Qualität und großem Glanz, goldenem und silbernem Schmuck in jeder denkbaren Ausführung, Ballen feinster Stoffe in allen Regenbogenfarben und vielen, vielen Dingen mehr, die hier gar nicht aufgezählt werden können. Das Beste war der Königin gerade recht, und von all den schönen Dingen war eine große Fülle da. Sie hatte kein winziges Detail unbeachtet gelassen, und so gab es alles, was eine Prinzessin brauchen konnte – und manches, was selbst einer Königin würdig gewesen wäre.
Diese randvoll gefüllten Truhen wurden nun behutsam auf Karren geladen. Die Karren wurden von Männern bewacht, die unter den treuesten Dienern des Königs im ganzen Königreich ausgewählt worden waren. Zu dieser wertvollen Fracht gab man der Prinzessin außerdem auch eine persönliche Kammerzofe zur Seite.
Dieses Mädchen sollte ihr nicht nur aufwarten, sondern auch Gefährtin sein während der langen Reise. Es war die schöne Tochter eines der treuesten Diener des Königs. Vor ihrem Vater waren schon ihr Großvater und viele weitere Vorfahren im Dienste der Königsfamilie gewesen. Dieses Mädchen wurde unter vielen anderen ausgewählt, weil es schon in der Kindheit eine geschätzte Gefährtin der Prinzessin gewesen war.
Außerdem gab man ihr für die Reise ein verzaubertes Pferd mit, das auf den Namen Fallada hörte und sprechen konnte. Zuletzt überreichte der König seiner Tochter eine hübsche Silberkette, an der ein Verlobungsring hing, dessen Gegenstück der Prinz besaß, den sie heiraten würde. Der Prinz würde so erkennen, dass sie die wahre Prinzessin wäre, und bei der Hochzeit würde sie ihm den Ring zurückgeben.
Als nun alles für die Abreise bereit war, kamen alle Leute aus dem Schloss zusammen, um der Prinzessin eine gute Reise zu wünschen. Nun war sie also endlich unterwegs! Großer Jubel herrschte, als all die Karren und die Kutsche der Prinzessin den Innenhof verließen.
Die ersten Stunden der Reise vergingen für die Prinzessin und ihre Begleiterin wie im Flug. Aber schon bald störten sie sich an dem Tempo, das die anderen Wagen vorlegten. Ihnen würde ein gemächliches
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