Verzaubert in Florenz
einem heißblütigen Mann außerordentlich schwierig, mein Kind. Selbst wenn die körperliche Anziehung nur einseitig ist.” Die alte Dame lächelte und fügte augenzwinkernd hinzu: “Sie fühlen sich also nun nicht zu meinem Enkel hingezogen?”
“Leider ja.” Georgia lächelte reumütig. “Aber ich gebe diesem Gefühl nicht nach. Wir beide, er und ich, kommen aus verschiedenen Kulturkreisen.”
“Und Sie gehören verschiedenen Religionen an.”
“Das nicht. Ich bin ebenfalls katholisch, wenngleich nicht so religiös wie meine Eltern.”
“Weiß Luca das?”
“Nein. Es bestand überhaupt kein Anlass, es ihm oder sonst jemandem zu erzählen, Signora.”
“Und auch mich geht es nichts an, aber der Respekt vor meinem Alter verbietet Ihnen, es mir ins Gesicht zu sagen”, meinte die alte Dame mit einem vergnügten Lachen.
Georgia genoss den kurzen Aufenthalt zu Hause bei Ihren Eltern. Am Sonntag kamen Charlotte und Tom zum Lunch, und sie musste einige Neckereien wegen des feindseligen Italieners über sich ergehen lassen, ehe Charlotte vor versammelter Familie verkündete, dass sie schwanger sei.
“Ich habe es schon damals in Florenz vermutet”, sagte sie, als Georgia sie umarmte. “Aber ich wollte ganz sicher sein, deshalb habe ich nichts gesagt.”
“Dann warst also du an allem schuld”, wandte Georgia sich lachend an Tom.
Er grinste. “Das hoffe ich doch.”
Die wenigen Tage in England waren wie im Flug vergangen, und Georgia fühlte sich einsam und verlassen, als sie in Pisa die Ankunftshalle betrat. Dann sah sie ein ihr nur allzu vertrautes Gesicht, und ihr Puls beschleunigte sich.
Lucas große Gestalt überragte alle Wartenden. Ihre Blicke trafen sich, und er bahnte sich einen Weg zu Georgia und nahm ihr die Reisetasche ab. “Willkommen in Italien, Georgia. Ich musste geschäftlich nach Pisa und konnte so Franco die Fahrt hierher abnehmen. War es schön zu Hause?”
“Ja, sehr”, erwiderte sie etwas atemlos, verärgert über ihre Freude, ihn zu sehen. “Am liebsten wäre ich dageblieben.”
Luca runzelte finster die Stirn, während sie zum Ausgang gingen. “Du wolltest nicht mehr zurückkommen?”
“Doch, sicher. Allein um Alessas willen.”
“Aber meine Gefühle sind dir egal?”, beschwerte er sich und schloss den schwarz glänzenden Supremo auf. Er verstaute ihre Reisetasche im Kofferraum, war Georgia beim Einsteigen behilflich und setzte sich hinters Steuer. Überwältigt von seiner Nähe, musterte Georgia ihn verstohlen von der Seite.
Sie sah den dunklen Bartschatten an seinem frisch rasierten Kinn, roch den schwachen Zitrusduft seines Aftershaves, und als er nun seine Wildlederjacke nach hinten warf, streifte er mit der Hand ihre Schulter. Ein angenehmer Schauer durchrieselte sie. So viel zu unserer platonischen Freundschaft, dachte sie trocken. Ich hätte nicht zurückkommen dürfen.
Auf der Fahrt unterhielten sie sich wie zwei Menschen, die sich nur flüchtig kannten. Erst als sie in die zur Villa führende Straße einbogen, sah Luca sie mit einem gefühlvollen Blick von der Seite an. “Du hast mir gefehlt, Georgia.”
“Du bist doch sowieso kaum zu Hause.”
“Dann hast du mich also ebenfalls vermisst”, stellte er triumphierend fest und lächelte.
“Sicher. Jeder in der Villa Toscana vermisst dich, wenn du nicht da bist”, entgegnete sie sachlich, doch sein Lächeln vertiefte sich noch, als er den Wagen über den Kiesweg zum Haus lenkte.
Georgia war kaum ausgestiegen, da rannte auch schon eine kleine Gestalt auf sie zu und umarmte sie und küsste sie. Angesichts dieser stürmischen Begrüßung durch Alessa war Georgia froh, zurückgekommen zu sein.
Während sie alle drei zum Haus gingen, griff das Kind nach Georgias Hand und sagte stolz in fehlerfreiem Englisch: “Willkommen daheim, Georgia. Ich habe dich sehr vermisst.”
“Was für ein kluges Mädchen!”, lobte Georgia, der in der Eingangshalle auch von Elsa und Pina ein so begeisterter Empfang bereitet wurde, als wäre sie nicht fünf Tage, sondern fünf Jahre weg gewesen, wie Marco Sardi amüsiert meinte, als er sie ebenfalls willkommen hieß.
Beim Ankleiden für das Dinner beschloss Georgia nun, da sie zurück war, jeden Tag so zu nehmen, wie er kam, und ihren restlichen Aufenthalt in der Villa zu genießen als eine Zeit, an die sie sich später gern erinnern würde. Ein löblicher Vorsatz, dachte sie ironisch. Aber wie würde es wirklich sein, wenn sie von hier wegging?
Es war schön, wieder
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