Verzaubert von diesem Tanz
„Flirten“ eine olympische Disziplin, würde sie für England die Goldmedaille holen, besser gesagt für Wales. Rees Vater war nämlich kein Geringerer als der berühmte walisische Dichter Huw Evans. Rhiannon hatte sogar die doppelte Staatsangehörigkeit – und den Hang, überall auf der Welt in Schwierigkeiten zu geraten.
Und eben deshalb befand sich Edie jetzt hier im Ballsaal, halb hinter einer Marmorsäule verborgen. Das blassrosa Ballkleid ihrer Schwester, die mit ihrem sonnengebräunten Teint und ihren blonden Locken fantastisch darin aussah, wirkte bei Edies heller Haut absolut unvorteilhaft. Noch schlimmer war, dass sie ihre Füße in viel zu kleine Schuhe zwängen musste. Sie fühlte sich wie in einer schlechten Aschenputtel-Verfilmung. Leider bestand keine Aussicht auf Erlösung … weit und breit war kein Prinz zu sehen.
Nur Mr Trouble !
Hilflos musste Edie mit ansehen, wie Rhiannon eine Hand auf seinen Arm legte und mit der anderen seine Smokingjacke streichelte. Sie lachte über seine Bemerkungen und warf den Kopf in den Nacken. Ihr blondes Haar schimmerte im Glanz der Kristalllüster. Jetzt fuhr sie ihm auch noch mit der Hand durch das Haar!
Als Nächstes wird sie an seiner Krawatte ziehen und ihm das Hemd aufknöpfen! Wie Mona prophezeit hatte, nahm die Katastrophe ihren Lauf.
Edie biss die Zähne zusammen und bemühte sich, ihre schmerzenden Füße zu ignorieren. Sie stieß sich von der Säule ab und ging auf ihre Schwester zu.
„Da bist du ja!“, rief sie betont fröhlich. Es gelang ihr sogar, ein strahlendes Lächeln aufzusetzen, obwohl ihr eher danach zumute war, das Gesicht vor Schmerz zu verziehen.
Rhiannon fuhr herum und warf wieder den Kopf in den Nacken. Diesmal hatte die Geste jedoch etwas herausfordernd Trotziges. „Was willst du?“, fragte sie ungnädig.
Mr Trouble hob erstaunt die Augenbrauen und sah Edie fragend an.
Sie nickte ihm höflich zu, ließ ihren Blick jedoch nicht von ihrer Schwester. „Andrew hat mir eine SMS geschickt.“ Glücklicherweise entsprach dies vollkommen der Wahrheit.
Schlagartig hellte sich Rhiannons Miene auf. Leider fiel ihr sofort wieder ein, dass sie ihrem Verlobten ja böse war, und sie runzelte schnell die Stirn. „Wieso schickt er dir eine SMS?“
„Keine Ahnung.“ Edie zuckte die Schultern. „Aber könnte es daran liegen, dass du dein Telefon ausgeschaltet hast?“
Ree schob schmollend die Unterlippe vor. „Ich wollte nicht mit ihm reden.“
„Aber er offensichtlich mit dir . Dringend. Die SMS klingt richtig panisch.“
Nun ja. Das war vielleicht etwas überspitzt formuliert. Andrews SMS lautete: Deine Schwester soll ihr Tel. einschalten. Müssen reden.
Immerhin hatte er „müssen“ geschrieben. Drückte das nicht eine gewisse Dringlichkeit aus? Doch bestimmt, beschwichtigte Edie ihr Gewissen.
„Dringend!“, wiederholte sie. Erst jetzt gönnte sie dem Mann, auf dessen Arm die Hand ihrer Schwester ruhte, einen Blick. „Andrew ist ihr Verlobter .“
„Ein Verlobter?“, fragte der überrascht. Fragend sah er Ree an und befreite diskret seinen Arm.
„Er ist nicht hier.“ Betont gleichgültig zuckte sie die Achseln, errötete jedoch dabei. „Wir haben uns gestritten. Er meint, er hätte immer recht.“
Mr Trouble blickte sie schweigend an. Edie hielt es für ratsam, die Situation zu entschärfen. „Ganz bestimmt glaubt Andrew das nicht“, sagte sie besänftigend. „Auf dem Weg nach Vancouver hatte er ja Zeit, über die Sache nachzudenken. Ich bin mir sicher, er wollte dich nicht verletzen. Wahrscheinlich vermisst er dich bereits schrecklich.“
„Meinst du?“ Rhiannons Miene hellte sich wieder auf.
„Du solltest wirklich zurückrufen.“
Aber Rhiannon zögerte. Ihr Blick schweifte zu dem attraktiven Mann an ihrer Seite und dann durch den Ballsaal. Was würde sie wohl verpassen, wenn sie jetzt ging? Champagner, Musik und Tanz … „Andrew hätte bei mir bleiben sollen, dann hätte er mit mir tanzen können“, stieß sie ärgerlich hervor.
„Stimmt, aber immerhin wollte er dich mitnehmen. Ein Kompromiss ist keine Einbahnstraße. Er musste schließlich zu dem Wettkampf nach Vancouver.“
„Aber dann hätte ich auf die Hochzeit verzichten müssen.“
„Und jetzt? Jetzt musst du auf Andrew verzichten.“
Edie gab Ree Zeit, darüber nachzudenken, dann schob sie nach: „Ach ja. Dann kannst du ihm ja auch gleich erzählen, dass Sir Oliver euch das Schloss in Schottland für die Flitterwochen zur Verfügung
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