Verzaubert
bekommen. »Und jetzt lasst uns Dixie aus den Händen dieses durchgeknallten Kerls befreien!«
»Aber, Esther …«
Ich lief energisch an den anderen vorbei und marschierte durch den Gewölbebogen, um Dixie zu Hilfe zu eilen – besser gesagt, ich versuchte es. Als ich zu dem Durchgang kam, prallte ich so hart an einem unsichtbaren Hindernis ab, dass ich zu Boden stürzte. Alices Knurren vermischte sich mit einem weiteren von Dixies Schreien, während Samson mir half, aufzustehen.
»Du hast mir ja nicht zugehört. Wir kommen dort nicht rein. Vermutlich verhindern das diese sonderbaren Zeichen, die er an die Wand gekritzelt hat.«
»Dixie!«, rief ich in den Tunnel hinein. »Halte durch, ich bin hier! Verpass diesem kleinen Heuchler einfach einen Tritt in seine Eier!«
»Esther?«,
rief sie. »Esther, bist du das?«
»Ja! Alles in Ordnung? Dixie? Dixie, bitte antworte mir! Wovor hast du solche Angst? Ist das Hiero… Er ist es!«, stellte ich fest, als Max’ dünner, mürrischer Assistent plötzlich vor mir auftauchte – und zwar auf ganz normale Weise: Er bog um die Ecke, die den Blick in den anderen Raum versperrte. Hieronymus zerrte Dixie mit sich und blieb stehen, als er den Durchgang erreichte, direkt vor der unsichtbaren Barriere. Er hielt sie so fest am Arm gepackt, dass seine weißen Knöchel hervortraten. Als Dixie sich zu befreien versuchte, schüttelte er sie heftig, bis sie stillhielt.
Er starrte mich an, als wäre ich schuld an all seinen Problemen, und knurrte: »Sie ith auch keine!«
»Keine was?«, blaffte ich.
»Keine Jungfrau.« Samson half mir auf die Sprünge.
»Ist sie nicht?«, rief Dolly. »O Darling, Gott sei Dank!«
»Dolly! Alles in Ordnung?« Dixies Gesicht war tränenverschmiert und ihr Haar zerzaust. Sie wirkte völlig verängstigt.
Ich blickte zu Dolly, die langsam auf uns zu geschwankt kam. »Oh, Honey. Ich hatte ja solche Angst. Zum Glück bist du kei… äh …« Sie runzelte die Stirn. »Ach du liebe Güte! Ich war sicher, dass du noch eine bist!«
»Verrätst du es Daddy?«
»Nein, natürlich nicht. Frauen haben ihre Geheimnisse miteinander, und die verraten sie niemandem. Aber, Süße, du bist doch nicht … Ich meine, dich hat doch nicht irgendein gemeiner Typ gezwungen …«
»O nein. Er ist wirklich sehr nett, Dolly, total süß. Er wird dir gefallen. Daddy mag ihn auch. Allerdings weiß Daddy natürlich nichts davon, dass …«
»Und er wird es auch nie erfahren«, versprach Dolly ihr. Dann erschrak sie, weil ihr plötzlich bewusst wurde, wie sehr diese Aussage vielleicht der Wahrheit entsprach.
»Hartet den Mund!«, rief Hieronymus und stampfte mit dem Fuß auf. »Hartet den Mund, hartet den Mund! Ich habe euch thatt! Euch alle!« Er starrte mich an. »Dich bethonderth!«
»Du meine Güte, und dabei bin ich gerade erst angekommen«, antwortete ich.
»Mit dir harte ich mich gar nicht erth auf. Wir können thicher thein, dath
du
keine Jungfrau bith.« Sein Gesicht verzog sich angewidert, als er hinzufügte: »Eine
Thauthiererin.
«
»Entschuldige bitte, das Letzte habe ich nicht verstanden, Hieronymuth.« Er lief vor Wut rot an.
»Ich kann dich vierreicht nicht Avor… Avo… Avorapek opfern, aber ich kann dich töten!«, fauchte er rasend.
»Du opferst sie?« Plötzlich verstand ich. »Ach du grüne Neune! Du opferst
Jungfrauen?
«
»Ich verthuche eth«, erwiderte er sauer.
»Das kann nicht dein Ernst sein!«, sagte ich.
Tobend schrie er: »Hath du überhaupt eine Vortherrung, wie thwer eth ith, in diether Thadt eine Jungfrau thu finden? Nur eine einthige? Mehr brauche ich gar nicht! Nur
eine
einthige! Eine! Aber nein!«
»Du hast mit Barclay geschlafen?«, stieß ich auf einmal hervor und sah Dixie an.
»Du wirst es doch nicht Daddy sagen, oder?«
»Wann hattet ihr beide überhaupt Zeit, um euch näherzukommen … Oh, natürlich: der Abend, an dem ihr was trinken wart.«
Dixie nickte und wurde rot.
»Von uns ist übrigens auch keiner mehr Jungfrau«, sagte Samson zu mir.
Golly Gee schnaubte. »Schon
lange
nicht mehr.«
»Und Alice hatte schon Junge«, fiel mir ein.
»Nicht einmar der verdammte Tiger!«, kreischte Hieronymus und versprühte dabei Speichel.
»Du versuchst also, eine Jungfrau zu opfern? O Phil, Phil, Phil.« Er zuckte zusammen, als ich ihn mit seinem Pseudonym ansprach. »Bei allen frauenfeindlichen, phallozentrischen, stereotypen B-Movie-Klischees!« Er zog einen Flunsch, während ich fortfuhr: »Hieronymus, siehst du
Weitere Kostenlose Bücher