Verzaubert
die texanische Geliebte eines Multimillionen schweren Kondom-Cowboys, bei solch einer Veranstaltung ein High Society Girl wie Clarisse getroffen hätte, so bezweifelte ich, dass Golly Gee jemals etwas derartig Kurioses besucht hatte. Bevor sie Joe vor einigen Monaten kennenlernte, konnte sie das Wort »Magier« nicht einmal buchstabieren. (Und wo auch immer sie jetzt steckte, sie konnte es wahrscheinlich immer noch nicht.) Davon abgesehen war Dolly erst am Tag zuvor in New York eingetroffen, und laut Duke war sie zum ersten Mal hier.
Was war mit den Zauberern selbst? Duke berichtete von einem merkwürdigen Gefühl während des Tricks, Joe und Barclay ebenfalls. Er sagte, er habe gewusst, dass Dolly verschwunden war, noch bevor es offensichtlich wurde. Über den Vorfall bei den Urban Cowboys war nicht in den Medien berichtet worden. Clarisses Verschwinden war bisher der einzige Fall, der in der Presse erschien – und soweit ich wusste, hatte es nur jene Kurzmeldung gegeben, die Max mir zugespielt hatte. Falls die Magier auf irgendeine Weise dafür verantwortlich waren, taten sie es nicht wegen der Publicity. Ganz im Gegenteil: Joe konnte es nicht ertragen, wenn Gollys Verschwinden auch nur erwähnt wurde, Barclay hatte fürchterliche Angst, dass sein Vater davon erfuhr, und Duke wollte einfach nur seine Dolly zurück.
Natürlich konnte es sein, dass sie das alle nur vortäuschten. Vielleicht hatten die Magier eine brillante Methode gefunden, ihre Assistentinnen zu ermorden? Aber das ergab keinen Sinn. Warum sollten sie das getan haben?
Hatten die drei Frauen vielleicht irgendwelche Feinde? Schwer zu sagen. Lopez hielt mich für Gollys Feindin. Barclay hatte erwähnt, dass Clarisse eine Erzfeindin habe, irgendein anderes Society Girl. Und Dolly? Wer weiß, vielleicht wusste Dixie, dass Dolly und Duke ein Paar waren, und hasste sie dafür.
Hatten die Magier Feinde? Aha! Das war eine gute Frage. Das Leben der drei Männer war durch die sonderbaren Ereignisse ganz sicher aus dem Gleichgewicht geraten. Mehr noch – falls wir nicht herausfanden, was mit den Frauen passiert war, waren die Zauberer ziemlich ruiniert.
Die Kutsche hielt vor einem Café an der Sixth Avenue. Ich war froh, endlich auszusteigen. Wir hatten uns nicht gerade Freunde gemacht, indem wir mit unserem Schneckentempo eine ganze Fahrspur blockierten. Als Max den Kutscher bezahlte, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Wer auch immer Maximillian Zadok war, wenn er es sich leisten konnte, nur auf diese Weise durch die Stadt zu fahren, besaß er anscheinend eine Menge Geld.
Ich trug noch immer das Kostüm der Virtue, das auffällig genug war, um sogar hier in West Village ein paar neugierige Blicke auf sich zu ziehen. Ich strich den herunterrieselnden Glitzer von meinen fließenden Röcken und seufzte. Wenn ich doch nur daran gedacht hätte, meine Klamotten mitzunehmen, als wir fluchtartig das Theater verließen! Das Letzte, was ich jetzt wollte, war Aufmerksamkeit erregen.
Ich bestand darauf, dass wir uns dem New View Venue auf Umwegen näherten. Wir gingen die West Tenth Street hinunter und schlichen uns von hinten an das Gebäude an. Unterwegs weihte ich Max in meine neue Theorie ein. »Vielleicht sollten wir uns mit allen beteiligten Magiern zusammensetzen. Möglicherweise haben sie einen gemeinsamen Feind.«
»Gute Idee«, stimmte Max zu.
»Das würde die Dinge vereinfachen.« Er runzelte die Stirn. »Andererseits könnten sie auch verschiedene Feinde haben, die denselben Hexenmeister beauftragten.«
»Hä?« Ich wusste nicht, was ich sonst auf eine derart skurrile Bemerkung hätte erwidern sollen. Trotzdem ließ sich nicht leugnen, dass Max derjenige war, der alle drei Ereignisse entdeckt und miteinander in Verbindung gebracht hatte. Unentschlossen, was ich von ihm halten sollte, folgte ich ihm zum Bühneneingang des New View Venue.
Zu unserem Glück beschäftigte das Theater keinen Wachmann für die Nacht, Matilde war zu geizig, um für den Schutz von Joes Ausrüstung jemanden zu engagieren. Dennoch würde es kein Kinderspiel werden, hier einzubrechen. Die Tür des Bühneneingangs war nicht nur abgeschlossen, sondern auch mit einem Vorhängeschloss gesichert, das an einer schweren Kette hing.
»Also gut, Dr. Zadok«, sagte ich und sah mir das Schloss genauer an. »Hier bin ich mit meiner Weisheit am Ende. Irgendwelche Vorschläge?«
»Treten Sie zurück.«
»Was haben Sie vor?«
»Die Tür zu öffnen.«
Ich fragte mich, was er
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