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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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alles.
    »Da wären wir.«
    Wir standen vor einem historischen, efeubewachsenen Stadthaus. In einem großen Fenster im Erdgeschoss waren alte Folianten ausgestellt. Auf der Scheibe stand: »Zadoks seltene und antiquarische Bücher«.
    »Sie sind Buchhändler?«, fragte ich erstaunt.
    »Das ist nur eine Nebenbeschäftigung. Hauptsächlich, um der skrupellosen Verfolgung durch die staatliche Schatzkammer zu entgehen.«
    »Ihre offizielle Einkommensquelle?«, vermutete ich.
    »Ich dachte, es wäre von Vorteil, einen Beruf anzugeben, den sie leicht einstufen können. Mein Vorgänger hat diesen Kniff nicht angewandt. Die Beamten haben ihn gejagt, bis er gezwungen war, seine Arbeit aufzugeben und das Land zu verlassen.«
    »Tja, das Böse nimmt viele Formen an.«
    »Allerdings.« Er legte die Hand an die Tür, drückte sie auf und winkte mich hinein.
    »Schließen Sie nie ab?«
    »Es ist abgeschlossen«, antwortete er, während ich an ihm vorbeischlüpfte. »Aber seit ich den Schlüssel verloren habe, schien es mir ratsam, die Tür mit einem Zauber zu belegen, damit sie sich nur für mich öffnet.«
    Ich drehte mich um und sah, wie Max die Tür losließ, woraufhin sie krachend ins Schloss fiel.
    »Also gut, jetzt reicht’s!«, platzte es aus mir heraus. »Wer zur Hölle sind Sie? Türen verzaubern, Glaskisten schmelzen, verschwindende Frauen über zwei Blocks hinweg spüren, ins Theater einbrechen, ohne etwas zu berühren, Drachenblut, Zaubersprüche, schwarze Magie …«
    »Vielleicht ein bisschen
Aqua Vitae?
«, schlug Max mit besorgtem Stirnrunzeln vor, weil sich meine Stimme schon wieder überschlug.
    Ich holte tief Luft. »Ja.« Noch einmal tief durchatmen. »Ja, das ist eine gute Idee.« Falls es je eine Nacht gegeben hatte, in der ein starker Drink angebracht war, dann diese.
    Max schaltete die Deckenlampe ein und begann in einem massiven, alten Schrank aus dunklem Holz zu kramen. Der Schrank war etwa 1 , 80  Meter hoch, mindestens genauso breit und besaß unzählige Schubladen und Türen. Nachdem Max hinter den ersten beiden nicht das gefunden hatte, wonach er suchte, probierte er es mit einer höher liegenden Schranktür. Ein Stapel Blätter, ein Karton mit Kerzen und einige Federn fielen ihm entgegen.
    »Ich sollte wohl doch einmal aufräumen«, bemerkte er, schloss die Schranktür und öffnete die nächste. Flammen schlugen heraus und ein Gebrüll ertönte, das klang wie das Heulen der Verdammten. Max schlug die Klappe zu und murmelte: »Sapperlot, nicht schon wieder!«
    Ich war währenddessen immer weiter zurückgewichen. »Max, was …«
    »Nur nicht verzagen«, erwiderte er fröhlich. »Ich weiß genau, dass ich irgendwo Brandy habe. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern, wo … aha!« Triumphierend hielt er eine Glaskaraffe hoch, in der eine bernsteinfarbene Flüssigkeit schimmerte – und zwar unnatürlich hell.
    »Ich glaube nicht …«, begann ich.
    »Jetzt suche ich uns noch Gläser, und dann machen wir es uns bequem.«
    »Ist es klug, so etwas hier im Laden stehen zu haben?«, fragte ich vorsichtig. »Immerhin könnten ahnungslose Kunden daran herumspielen.«
    Er sah mich über die Schulter hinweg an und wusste offenbar nicht, was ich meinte. Ich zeigte auf den Schrank mit dem merkwürdigen Inhalt. »Oh, kein Grund zur Sorge«, antwortete Max. »Er ist verzaubert, nur ich kann ihn öffnen. Hieronymus wäre dazu freilich auch in der Lage, wenn er es denn hinbekäme, die Formel richtig auszusprechen. Armer Junge. Aber er kann ja nichts dafür.«
    »Hieronymus?«
    »Mein Assistent.«
    Max begann in seinem Schrank nach Gläsern zu wühlen, und trotz meines Zitterns und meiner angespannten Nerven sah ich mich ein wenig um. Genauer betrachtet, war die Buchhandlung eigentlich sehr hübsch. Der ausgetretene Parkettboden und die Decke waren aus Massivholz. An den altrosafarben gestrichenen Wänden reihte sich ein Bücherregal an das andere. Zahllose, symmetrisch angeordnete Regale füllten außerdem den größten Teil des Raumes. Aufgelockert wurde das Ganze durch eine gemütliche Sitzecke samt »Erfrischungsstand«, an dem sich die Kunden mit Kaffee, Tee und Keksen bedienen konnten – und mit Schnupftabak. Ich bezweifelte, dass die Nachfrage nach Letzterem sehr groß war. Außerdem gab es noch einen alten Tisch aus Walnussholz, auf dem Bücher, Blätter, eine Rechentafel, Schreibutensilien und anderer Krimskrams lagen.
    Während Max vor sich hin murmelnd weitersuchte und dabei etwas zerbrach, das nach

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