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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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von ihm ab und hob entschuldigend die Hände. »Tut mir ehrlich leid. Ich hatte nicht vor …« Mir wurde schwindelig und ich taumelte.
    »Atmen«, wies er mich an und stützte mich. »Ruhig atmen.«
    Ich sog tief Luft ein und stieß sie langsam wieder aus. »Max, ich verstehe nicht …«
    »Ich halte es für das Beste, dass wir uns erst unterhalten, wenn Sie auf einem bequemen Stuhl sitzen und ein beruhigendes Getränk in der Hand halten. Sie sind so aufgeregt, dass wir eine Menge Aufmerksamkeit auf uns ziehen – sogar in dieser Gegend. Und da wir es mit einem tückischen Problem zu tun haben …«
    »Was … wieso tückisch?«
    »Die verschwundenen Frauen«, erinnerte er mich freundlich.
    »Ach, richtig!« Wieder begann sich alles vor meinen Augen zu drehen.
    »Immer schön weiteratmen.«
    »Die verschwundenen … Ja, die hatte ich ganz vergessen.«
    »Bisher haben die Ereignisse noch nicht allzu viel Staub aufgewirbelt«, sagte Max. »Und es wäre das Beste, wenn es so bleibt. Deshalb sollten wir in der Öffentlichkeit diskret vorgehen.«
    »Wo sind wir überhaupt?« Ich blickte mich um. Wir befanden uns auf einer Straße, auf der es für New Yorker Verhältnisse ruhig zuging. Sie war gesäumt von eleganten Stadthäusern, die zum Teil aus dem 19 . Jahrhundert stammten. »Hier gibt es Bäume«, stellte ich verwundert fest, da sich mein verwirrter Geist auf etwas konzentrieren musste, das für ihn fassbar war. Vor uns sah ich eine Kirche mit Garten, die mir vage bekannt vorkam. »Ist das …?«
    »St. Luke’s in the Fields«, antwortete Max.
    »St. Luke’s …« Das war eine Information, die mein Gehirn verarbeiten konnte. »Wir sind immer noch in West Village.«
    »Ja!« Er klang zufrieden, als wäre ich eine Schülerin, die eine schwierige Frage korrekt beantwortet hatte.
    In Wahrheit waren wir vom New View Venue also nur wenige Schritte gegangen, es lag kaum zwei Blocks entfernt. »Das ist aber nahe am Theater«, sagte ich platt.
    »Ja. Deshalb wurde ich auch auf diese … unglücklichen Umstände von Miss Gees Verschwinden aufmerksam.« Er blickte sich vorsichtig um, als fürchtete er, die wenigen Fußgänger in dieser Straße könnten uns belauschen.
    »Wie bitte?«
    »Ich wollte sagen …« Wir überholten zwei gut gekleidete Männer, die Händchen haltend einen Bullterrier spazieren führten. Sie waren in eine angeregte Diskussion über Investmentstrategien vertieft und schenkten uns keinerlei Beachtung. Max senkte die Stimme. »Meine aktuelle Wohnsituation legte es nahe, dass ich jenes Phänomen spürte, welches uns nun beschäftigt.« Er führte mich durch einen Hinterhof, dann fuhr er fort: »Ein Energieaufwand, der stark genug ist, um einen Menschen gegen seinen Willen verschwinden zu lassen, musste meine Aufmerksamkeit erregen. Insbesondere, da es – soweit ich das bisher beurteilen kann – keinerlei Bestrebungen gab, diese Irritationen der Atmosphäre abzuschirmen.«
    »Weshalb nicht?«, fragte ich, obwohl ich kein Wort von dem verstand, was er da redete.
    Er zuckte mit den Schultern. »Überheblichkeit? Unzureichende Kraft oder Geschicklichkeit? Weil die Zeit drängte? Weil man meine Anwesenheit hier einfach ignorierte?«
    »Da wir gerade von Ihrer Anwesenheit –«
    »Also bin ich sofort losgeeilt, um die Quelle der Störung zu finden.«
    »Und Sie fanden uns?«
    »Eigentlich fand ich vielmehr die Polizeiwagen, die draußen vor dem New View Venue parkten«, gestand er. »Mir war klar, dass etwas Schwerwiegendes geschehen sein musste.«
    »Und dann sind Sie im Theater herumgeschlichen?«
    »Ich habe diskret Erkundigungen eingezogen«, korrigierte er würdevoll. »Und dabei unnötigen Kontakt mit der Polizei vermieden.« Nach einer kurzen Pause fuhr Max fort: »Draußen hielt sich eine junge Dame mit zahlreichen Ohrringen im Gesicht auf und erfreute sich am Genuss von Tabak. Sie erzählte mir, was sich zugetragen hatte.«
    Anhand der Beschreibung erkannte ich unsere Regieassistentin und sagte: »Und das Spiel begann.«
    »Oh!« Max lächelte, offenbar war er angenehm überrascht. »Sind Sie ein Anhänger von Sir Arthur Conan Doyle?«
    »Nicht sonderlich.«
    »Ich schon. Obwohl nicht zu leugnen ist, dass er in seinem Privatleben absonderliche Gewohnheiten pflegte.« Max schüttelte den Kopf. »Séancen, der Versuch, über ein Medium in Kontakt mit Geistern zu treten … Dieser ganze Unsinn. Aber manche Leute sind töricht genug, daran zu glauben!«
    In meinem Kopf drehte sich

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