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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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einsetzt?«
    Er seufzte. »Nun ja, das ist auch möglich.«
    »Und niemand bemerkt es?«
    »Bemerkt was?«
    »Menschen wie Sie. Und die Dinge, die Sie tun.«
    »Manchmal schon. Aber wir bemühen uns, diskret vorzugehen. Solange ich denken kann, waren die Menschen anfällig für düstere Irrglauben, die eine gewisse Intoleranz gegenüber den esoterischen Künsten zur Folge hatten.«
    »In Form von Folter, Kerker und Scheiterhaufen?«, fragte ich.
    »Ja. Die Zeiten haben sich natürlich geändert, aber nicht unbedingt zum Besseren. In den letzten Jahren wurden einige meiner Kollegen in die Nervenheilanstalt eingewiesen und etliche andere von Journalisten der Klatschpresse gejagt.«
    »Was ist mit den verschwundenen Frauen? Alle drei haben sich spurlos in Luft aufgelöst. Wird das nicht zu den wildesten Spekulationen führen?«
    »Bevor ich mich einschaltete, um Sie zu beschützen, hatten Sie doch auch keinen Verdacht, dass Golly Gee auf mystische Weise verschwunden sei, oder?«
    »Nein.« Und eigentlich mochte ich es noch immer nicht glauben.
    »Die Menschen verlassen sich auf vertraute Erklärungen«, sagte Max. »Und sie haben den starken Drang, alles zu ignorieren, was sie nicht mit logischem Denken nachweisen können.«
    »Und wo sind die Grenzen dieser … Fähigkeit?«, fragte ich.
    »Das hängt vom Einzelnen ab.«
    »Aber es gibt Grenzen?«
    »Natürlich! Wie ich schon sagte, die Arbeit ist ermüdend – es kann passieren, dass einem die Kraft ausgeht. Nehmen Sie etwa einen Sportler: Gleichgültig, wie viel Kondition jemand besitzt, irgendwann hat er keine Energie mehr. Oder einen Sänger, der noch so viel üben kann und trotzdem heiser wird, wenn er die Stimme überanstrengt.«
    »Verstehe.«
    »Und es ist keinesfalls zu leugnen, dass ich nicht mehr so jung bin, wie ich einmal war.«
    »Nicht mehr so jung …« Plötzlich wurde mir klar, dass diese Nacht noch mehr Überraschungen für mich bereithielt. »Was meinten Sie vorhin in der Garderobe damit, Sie hätten einen Oxford-Abschluss aus dem Jahr … ähm …« Es war zu absurd, als dass ich es über die Lippen brachte.
    » 1678 «, sagte Max. »Normalerweise prahle ich natürlich nicht mit meiner Ausbildung, aber die Umstände schienen mir nach einer Legitimation zu verlangen.«
    »Max, wenn Sie im siebzehnten Jahrhundert studiert haben, dann müssen Sie mehr als dreihundert Jahre alt sein.«
    »Genau genommen fast dreihundertfünfzig. Selbstverständlich erzähle ich das nicht gerade vielen Menschen, aber ich glaube, dass zwischen uns beiden völlige Offenheit herrschen sollte, meinen Sie nicht auch?«
    »Selbstverständlich!«, versicherte ich und schaffte es endlich, meinen Mund wieder zu schließen.
    »Dürfte ich Sie dazu etwas fragen?«
    »Sicher.« Ich nickte schwach.
    »Sieht man mir mein Alter an?«
    »Natürlich nicht.« Mein Schädel dröhnte. »Aber es ist völlig unmöglich …«
    »Oh, nein. Nur ungewöhnlich.«
    Ich wollte gerade sagen, dass diese Unterhaltung lächerlich sei und dass es kein dreihundertfünfzig Jahre altes menschliches Wesen geben konnte, da das gegen sämtliche Naturgesetze verstieß – doch dann wurde mir klar, dass ich momentan auch fest davon überzeugt war, dass sich jede Nacht Frauen wie durch Zauberhand in Luft auflösten. Und das war mindestens genauso absurd und unmöglich, widersprach allem, was ich für wahr hielt, und …
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, murmelte ich und verspürte plötzlich eine starke Übelkeit.
    »Sie sollten diesen Brandy langsamer trinken«, riet Max. »Er ist ziemlich stark.«
    Ich lehnte meinen Kopf an die Rückenlehne des bequemen Sessels und fixierte einen Punkt an der Decke. Es war Ende April, eine ziemlich milde Nacht und die Wärme des Feuers war beruhigend, trotzdem fröstelte ich innerlich.
    Nach einer kurzen Pause sagte ich: »Also gut, Max, lassen Sie uns mal annehmen, es sei nicht unmöglich, dreihundertfünfzig Jahre alt zu sein. Nennen wir es einfach nur ungewöhnlich.« Ich atmete noch einmal tief durch. »Wie ist das möglich?«
    »Eine berechtigte Frage.«
    »Freut mich, dass Sie das auch so sehen«, antwortete ich.
    »Als ich in Oxford war –«
    »Haben Sie mit Auszeichnung Ihren Abschluss in Naturwissenschaften und Theologie gemacht. Das weiß ich bereits.«
    »Eigentlich wollte ich sagen, dass ich während meiner Zeit in Oxford begann, mich für Alchemie zu interessieren.«
    »An der Oxford University wurde Alchemie angeboten?«
    »Die Dinge an meiner Alma

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