Verzaubert
können, um festzustellen, ob sie sicher ist.«
»Ich habe sie nicht zerstört!« Schließlich war ich lediglich eine Komplizin. Allerdings eine, die sich gerade mit jedem Wort tiefer ins Schlamassel ritt. Und das nur, weil ich einen Moment lang genossen hatte, dass mich der ermittelnde Beamte attraktiv fand.
»Hören Sie, wenn Sie die Kiste zerstört haben … Sie haben keine Vorstrafen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich, äh …«
Ich schnappte laut nach Luft. »Sie haben mich überprüft!«
Wieder einmal wirkte er leicht entnervt. »Natürlich habe ich das! Sie sind eine Verdächtige, Esther.«
»Das ist ja unglaublich! Sie besitzen die Frechheit, mich zum Abendessen einzuladen, obwohl Sie gegen mich ermitteln?«
»
Sie
haben
mich
eingeladen.«
Ich nutzte seine Verwirrung, um das Thema zu wechseln. »Ich möchte jetzt nach Hause.«
»Hören Sie mir zu. Es ist Ihre erste Straftat und es waren keine Drogen im Spiel … Äh, es waren doch keine Drogen im Spiel, oder?«
»Natürlich! Ich bin Schauspielerin, also nehme ich auch Drogen!«
»Das wollte ich damit nicht –«
»Und wechsle ständig den Partner, stimmt’s?«
»Also gut. Lassen Sie uns –«
»Schließlich weiß doch jeder, dass ›Schauspielerin‹ ein Synonym für ›Prostituierte‹ ist!«, keifte ich.
»Wie bitte?«
»Für manche heißt es offensichtlich genau dasselbe.«
»Ihre erste Straftat, keine Drogen, niemand wurde verletzt«, wiederholte er hartnäckig und ließ sich nicht von meiner unsinnigen Schimpftirade ablenken (wie ich gehofft hatte). »Und es liegen mildernde Umstände vor. Der Staatsanwalt wird nachsichtig sein. Wahrscheinlich kommen Sie mit Bewährung davon und müssen nichts davon absitzen.«
»Was für mildernde Umstände?«, fauchte ich ihn an, da mir bei der Erwähnung der ganzen rechtlichen Begriffe ein kalter Schauder über den Rücken lief.
»Golly Gee ist mitten in der Vorstellung verschwunden, Herlihy hat keine Erklärung dafür, was mit ihr passiert ist, und Sie erhalten geheimnisvolle Warnungen. Außerdem sind Sie eine sensible Künstlerin und … Es wird gut ausgehen«, versicherte er beruhigend. »Ich werde Ihnen den Namen eines guten Strafverteidigers nennen, der dafür sorgt, dass Sie mit nichts Schlimmerem als ein paar Stunden Sozialarbeit davonkommen.«
»Ich dachte, Cops hassen Strafverteidiger?«, murmelte ich.
»Nun ja, sie haben durchaus ihren Nutzen.«
»Verhaften Sie mich jetzt?«, fragte ich.
Er lächelte. »Haben Sie diese Warnungen noch? Ich werde dem Staatsanwalt natürlich sagen, dass ich sie gesehen habe. Aber es wäre hilfreich, wenn Sie …« Er runzelte die Stirn. »Diese Warnungen …«
»Was ist damit?«, fragte ich unbehaglich.
»Sie waren mit ›M. Z.‹ unterschrieben.«
Sein Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Er schien in sich hineinzuhorchen und vermeintlich nebensächliche Fakten miteinander zu verbinden. Ich versuchte ihn davon abzulenken. »Hah, Sie haben mir noch gar nicht meine Rechte vorgelesen. Ich könnte Sie verklagen, wenn sich Ihre Anschuldigungen als falsch herausstellen.«
Einen Moment lang schien meine Strategie zu funktionieren. »Wo haben Sie das denn aufgeschnappt?«
»Sie können mir überhaupt nichts nachweisen, überlegen Sie es sich noch einmal.«
Doch dann wiederholte er: »M. Z.«
»Stellen Sie diese infamen Beleidigungen besser sofort ein oder –«
»Wie hieß doch gleich der ›Arzt‹?«, murmelte er.
Ich bemühte mich, ihn mit meinem Wortschwall von diesem Gedanken abzubringen. »Oder Sie verhaften mich. Aber da ich nichts verbrochen habe …«
»Dr. Zadok«, beantwortete Lopez seine eigene Frage. »Z.«
»Ich muss jetzt nach Hause.« Ich löste den Anschnallgurt und langte nach dem Türgriff.
»Was geht hier vor, Esther?« Er hielt mich zurück.
»Lassen Sie mich los!«
»Die Hälfte von alldem ist gespielt, nicht wahr? Sie sind weder naiv noch launisch. Ein bisschen exzentrisch vielleicht –«
»Ich werde jetzt gehen!«, sagte ich entschlossen und versuchte seinen Arm fortzuschieben.
»Aber nicht hysterisch«, fügte er mit Bestimmtheit hinzu. »Was also verschweigen Sie mir?«
»Finger weg!«
»Bedroht Sie jemand? Schüchtert Sie jemand ein?«
»Hören Sie auf damit!«
Er fasste mich hart an der Schulter und zog meinen Kopf dicht an den seinen. »Ich will nur eins wissen«, sagte er so nahe an meinem Ohr, dass sich mir sämtliche Nackenhärchen aufstellten. »Ich will nur wissen, ob Sie vor jemandem Angst
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