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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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nach Hause. Das mit dem Abendessen war eine dumme Idee.«
    Er legte die Hand auf meinen Arm. Ich schloss die Augen, und über meinen gesamten Körper lief ein wohliges Prickeln.
    »Sie sind eine Verdächtige«, sagte er.
    »Wie lautet die Anklage?« Meine Stimme war nur ein Hauch.
    »Zumindest Vandalismus.« Er drückte sanft meinen Arm. »Was geht da vor?«
    Ich versuchte an etwas anderes zu denken als daran, wie sich seine Haut an meiner anfühlte, seine Hand auf meinem nackten Unterarm, der sanfte Druck seiner Finger. Ich schluckte und riss mich zusammen. Schließlich wusste ich nicht, wie ernst diese zärtliche Berührung gemeint war. Selbst wenn ich ihm nicht gleichgültig war, hatte er jetzt erkannt, dass
ich
etwas für ihn empfand – und er wollte Antworten von mir. Außerdem bezweifelte ich, dass man ein erfolgreicher Cop sein kann, wenn man nicht auch ein bisschen skrupellos ist. Auch mit sich selbst. Auch mit einer Frau, die man …
    »Was geht da vor?«, fragte er noch einmal.
    Ich verpasste meinen verwirrten Gefühlen einen ordentlichen Schubs in Richtung Ärger. »Ich bin mit zwei Drohbriefen zu Ihnen gekommen und ich sagte Ihnen, dass ich Angst habe. Sie haben nichts davon ernst genommen! Außerdem ist Golly Gee noch immer verschwunden!«
    Er runzelte die Stirn und nahm die Hand weg. »Ja, ich –«
    »Aber Matilda ruft Sie wegen eines Falls von Vandalismus an – bei einem zerbrechlichen Requisit in einem unbewachten Theater –, und plötzlich schnüffeln Sie überall herum!«
    »Ja, das tue ich«, blaffte er mich an und klang jetzt ebenfalls ärgerlich. »Immerhin gibt es dieses Mal wirkliche Beweise, und zwar für einen Einbruch und eine mutwillige Zerstörung.«
    »Weshalb verdächtigen Sie mich überhaupt?«
    »Abgesehen von Ihrem sonderbaren Verhalten heute?«
    »Ich habe Ihnen doch erklärt –«
    »Reden Sie keinen Unsinn, Esther. Wenn Sie wussten, dass ich in dem Geschäft bin, wieso sind Sie dann überhaupt hereingekommen?«
    »Ich … ich …« Die Improvisationskurse halfen plötzlich nicht mehr.
    »Auch Sie sind kein Dummkopf.« Er ließ es nicht wie ein Kompliment klingen. »Sie sind dieses Risiko bewusst eingegangen. Sie waren aus einem anderen Grund da!«
    Ich hoffte, dass Lopez Ruhe gäbe, wenn ich ihm noch etwas preisgab. »Also gut, ich wollte Magnus bitten, die Glaskiste nicht zurückzubringen, bevor jemand herausgefunden hat, was mit Golly passiert ist. Und ich bin hinaufgegangen, um nachzusehen, ob sie wirklich so zerstört ist, wie ich gehofft hatte.« Er betrachtete mich schweigend, und ich fügte hinzu: »Ich dachte, niemand würde es merken, wenn ich oben herumschleiche.« Schulterzuckend starrte ich ihn an. »Außerdem habe ich nicht damit gerechnet, dass Sie mich erkennen.«
    »Na ja, wenigstens was das angeht, sind Sie jetzt klüger.«
    »Ganz sicher sogar. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen und ich nicht will, dass Sie mich begaffen, werde ich einen Kartoffelsack anziehen!«
    »Ich habe Sie nicht be… Also gut, vielleicht ein bisschen.«
    Wir mussten beide lachen, halb aus Vergnügen und halb aus Verlegenheit. Dann schaute er weg. »Hören Sie, Esther«, begann er und klang müde, »wenn Sie solche Angst davor haben, in diese Kiste zu steigen, weshalb verlassen Sie dann nicht einfach die Show?«
    »Das kann ich nicht machen! Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, wie schwer es ist, in dieser Branche einen Job zu finden? Ich meine einen richtigen Job – ein Engagement als Schauspielerin? Und können Sie sich vorstellen, wie viel schwerer es sein wird, wenn ich das Team genau in dem Moment hängen lasse, in dem ich die Hauptrolle übernehmen soll? Davon abgesehen würde ein Ausscheiden vielleicht
mein
Problem lösen, aber nicht das Problem an sich.«
    »Weshalb?«
    »Was, wenn eine andere die Rolle der Virtue übernimmt?«, rief ich. »Was passiert mit ihr, wenn sie in die Kiste steigt?«
    »O mein Gott«, sagte Lopez langsam und betrachtete mich mit einem Ausdruck, als ginge ihm plötzlich ein Licht auf. »
Sie
haben die Kiste zerstört, nicht wahr?«
    Anscheinend war ich eine Nuance zu wahrheitsgetreu gewesen. »Nein«, sagte ich trotzdem.
    Er nickte. »Sie haben sie zerstört, weil Sie denken, dass Sie in Gefahr schweben. Und jeder andere, der da reinsteigt, ebenfalls.«
    »Nein!«
    »Esther, weshalb haben Sie das getan? Warum haben Sie keinen Experten gebeten, sich die Kiste genau anzusehen? Magnus hätte sie Stück für Stück auseinandernehmen

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