Verzaubert
dass wir die Aufführung ohne Zwischenfälle über die Bühne bringen würden.«
»In der Nacht, als Samson verschwand, war ich richtig gut.« Delilahs Stimme stockte, als sie fortfuhr: »Die neue Nummer klappte perfekt … bis zu dem Moment, als er verschwand.«
»Bei mir lief gestern auch alles nach Plan«, stimmte Goudini zu. »Ich war in Bestform, unglaublich konzentriert.«
Dann verzog er das Gesicht, und ich sah ihm an, dass er erneut seinem Tiger nachtrauerte.
»Also …« Satsy überlegte. »Unser Täter sucht nach Aufführungen, bei denen der Magier hochkonzentriert ist?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass jemand, der seine Ziele nach diesem Kriterium auswählt, sich für Joe Herlihy entscheidet. Konzentration ist eher eine seiner Schwachstellen.«
»Ziemlich gefährlich für einen Magier«, bemerkte Goudini.
»Ziemlich gefährlich für diejenigen, die mit ihm zusammenarbeiten«, entgegnete ich.
»Und wie ist es ihm gelungen, sich in jener Nacht zu konzentrieren, als das Mädchen verschwand?«, fragte Goudini.
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vermutlich hat er an dem Trick gearbeitet, oder an seinen Fähigkeiten …«
An dem Trick arbeiten. Sich verbessern.
Erneut hatte irgendetwas in den Windungen meines Gehirns klick gemacht. Aber was? Joe, Duke, Barclay … alle wollten an dem Trick feilen und …
»Besser werden«, murmelte ich.
»Wie bitte?«
Was hatte Matilda mir noch an dem Tag erzählt, als ich mitten in der Probe fluchtartig die Bühne verließ und mich in der Toilette übergab?
»Esther?«
Sie hatte gesagt … dass Joe neue Techniken einstudiert, mit einem Coach gearbeitet und seine Fähigkeiten verbessert habe.
»Entwickeln … einstudieren … sich verbessern …«, sagte ich vor mich hin. Barclay, Duke, Joe …
»Was hast du gesagt?«, fragte Whoopsy.
»Esther hat schon wieder diesen Blick.«
»Konzentration«, sagte ich an Delilah und Goudini gewandt. »Ist Konzentration entscheidend für einen Magier?«
»Absolut«, versicherte Delilah.
»Unverzichtbar«, sagte auch Goudini.
»Aber die besaß Joe nicht. Jedenfalls nicht bis zu jenem Abend.«
»Er hat also trainiert«, schloss Delilah.
»Ja.« Ich nickte. »Er hat trainiert, sich auf der Bühne besser zu konzentrieren.«
»Sehr von Vorteil für die jungen Damen, die er zersägt«, merkte Goudini trocken an.
»Wie würden Sie das tun?«, fragte ich ihn.
»Ein Mädchen zersägen? Ich kann Ihnen doch nicht meine Geschäftsgeheimnisse verraten.«
»Nein, ich meine, wie würden Sie an Ihrer Konzentrationsfähigkeit arbeiten? Oder an der Verbesserung eines Zaubertricks?«
»Also
wir
haben einen Coach engagiert«, sagte Delilah.
Die letzte Zahl des Nummernschlosses rastete ein, und das Schloss sprang auf.
»Ihr habt was?«, entfuhr es mir.
Mein Tonfall ließ sie leicht zusammenfahren. »Wir engagierten einen Coach. Samson und ich spürten, dass wir das Potenzial hatten, uns weiterzuentwickeln, aber wir wussten nicht richtig, wie. Nicht, bevor dieser Typ eines Abends nach der Show hinter der Bühne auftauchte und …« Sie riss die Augen weit auf. »Ach du liebe Güte!«
»Joe hat ebenfalls die Hilfe eines Coaches in Anspruch genommen«, sagte ich. »Seine Frau hat es mir erzählt.«
»Potztausend!«, rief Max. »So wurden also die Vehikel erzeugt: Jemand verschaffte sich Zutritt zu den Proben!«
Wir sahen Goudini an.
»Was?«, fragte er.
»Haben Sie einen Coach angestellt?«, fragte ich ungeduldig.
»Ich?« Er schnaubte. »Natürlich nicht!«
»Dann war er es also nicht?«, fragte Delilah Max. »Unser Coach, meine ich.«
»Ich bin nicht sicher«, erwiderte Max. »Erzählen Sie uns, was genau passiert ist.«
»Er kam hinter die Bühne und sagte, wir hätten Talent und dieses gewisse Feuer …« – Delilah begann schneller zu atmen – »… aber wir müssten an unserer Konzentrationsfähigkeit arbeiten. Dabei könne er uns allerdings mit einigen Sitzungen helfen, die erste sei sogar kostenlos. Wir müssten ihn nur bezahlen, wenn wir danach entschieden, den ganzen Kurs zu buchen.«
»Und dann?«
Sie schluckte. »Wir hatten den Eindruck, in der ersten Sitzung etwas gelernt zu haben, und da es nur noch drei weitere gab, schrieben wir einen Scheck aus. Es war auch nicht teuer und nahm nicht viel Zeit in Anspruch … Wenn ich es mir recht überlege, habe ich seit damals gar nicht mehr daran gedacht. Dabei sind wir erst durch die Sitzungen darauf gekommen, eine ganz
Weitere Kostenlose Bücher