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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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bemerkte sie, dass sie
ihn nicht kannte.
    Er war ein
Fremder. Ein fremder, gesichtsloser Mann, im Dunkeln über sie gebeugt, seine
Hände unter ihrem Rock.
    Plötzlich
war ihr schlecht vor Scham. Gwendolyn stemmte sich weg. »Nein«, schrie sie und
riss sich los.
    Er folgte
ihr bis an den Rand des Schattens.
    »Was hast
du? Glaubst du, ich würde dich zwingen? Um Gottes willen, Gwendolyn, ich bin
kein Monstrum!«
    Gwendolyn
packte die Armlehne des Sofas. Sie bemühte sich, ruhig zu atmen. Sie wollte
nicht vor ihm weinen; sie konnte
nicht so dekorativ flennen wie Nessa und Glynnis. »Sie verstehen nicht. Es ist
nicht wegen Ihnen. Es ist wegen mir!« Sie ließ den Kopf hängen. »Ich hätte es
Ihnen sagen müssen. Alle Frauen in unserer Familie werden furchtbar leicht
schwach.«
    Ein
erleichtertes Lachen entwich ihm. »Oh, das ist alles? Ich versichere Ihnen,
Liebste, was Sie eben empfunden haben, ist vollkommen normal. Es ist nichts
Schlimmes dabei. Nicht für Sie und gewiss nicht für mich.«
    Gwendolyn
wirbelte herum. »Wissen Sie, wie die Männer im Dorf über meine Schwester Nessa
sprechen? ›Pass auf, wenn du dem
Wilder-Mädel den Rock hochziehst: Da ist vielleicht
schon ein Kerl drunter.‹ Sie zwinkern sich zu, knuffen sich und tuscheln.
›Weißt du, was noch schärfer ist, als
ein Wilder-Mädel flachzulegen? Wenn sie sich hinkniet!‹« Der Drache
betrachtete sie aus der Dunkelheit. Sein Schweigen war unheimlich. »Nessa hat
sich verschwendet, bis nichts
mehr von ihr übrig war, was sie selbst ausmachte. Und Kitty, die Jüngste, macht
es ihr nach. Aber wie kann ich über sie richten, wenn ich um keinen Deut besser
bin? Ich biete mich dem erstbesten engelszungigen Schuft an, der mich mit
Küssen bearbeitet und mir erzählt, ich hätte eine weiche Haut.«
    Er schwieg
lange – lange genug, dass Gwendolyn sich fragen konnte, ob sie ihn mit ihren
Worten verletzt hatte. »Und – wie vielen engelszungigen Schuften haben Sie sich
angeboten?«
    Gwendolyn
grübelte kurz. Sie verkniff sich ein Schluchzen. »Keinem. Nur Ihnen.«
    »Na, Sie
sind mir ja ein ganz schönes Flittchen, was?«, sagte er unbefangen.
    »Sie werden
nicht abstreiten, dass ich Ihnen unaussprechliche Freiheiten gewährt habe!«
    »Unaussprechlich
würde ich es nicht nennen«, erwiderte er. Ärger gab seiner Stimme ihre Kanten
wieder. »Erst lassen Sie mich Ihren Mund küssen. Dann lassen Sie mich Ihre
köstlichen Brüste berühren. Und lassen mich meine Finger in Ihre –«
    »Hören Sie
auf!« Gwendolyn klatschte die Hände auf die Ohren. Sein berechnender Spott war
unerträglich. »Wie konnte ich Sie nur gewähren lassen, wo ich doch nicht
einmal Ihr Gesicht oder Ihren Namen kenne?«
    »Wohl
wahr«, sagte er ruhig, »aber vorhin hätte ich schwören können, dass Sie mein
Herz kennen.«
    Gwendolyns
Brust bebte. Sie erstickte ihre Tränen nur knapp. Sie
wollte nichts lieber, als ihm in die Arme fallen. Aber sie war ebenso sehr im
Mondlicht gefangen, wie er im Dunkel.
Solange er sich weigerte, seine Identität preiszugeben, blieb der Boden
zwischen ihnen so unüberwindlich wie die Kluft zwischen dem Turm und der See.
Um sich selbst zuvorzukommen,
machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Saal.
    Das Mondlicht
fiel in schmalen Streifen durch die offene Tür. Die Freiheit lockte.
    Gwendolyn
aber rannte die Treppe hinauf. Sie ließ den Drachen im Dunkeln stehen. Sie sah
ihn nicht aus dem Saal stürmen, dem Licht die Stirn bieten, um ihr zu folgen.
Sie sah ihn auch nicht an der Wand zusammensacken und sich die Haare raufen,
als er ihr Schluchzen aus den oberen Gefilden der Burg hörte.

15
    »In
Gottes Namen!«,
plärrte Izzy. Sie wuchtete eine Waschschüssel voll schmutziger Nachthemden auf
den Küchentisch.
    Kitty zuckte
zusammen, und Glynnis rettete ihre altbackenen Frühstückskekse vor dem
Schmutzwasser, das aus der Waschschüssel schwappte. Dem dösenden Hund genügte
ein Blick auf die Gewitterwolke über dem Kopf der Magd. Er stand auf und
trollte sich nach draußen.
    Kitty und
Glynnis tauschten ängstliche Blicke, hielten aber vorsichtshalber den Mund.
Izzy kippte den Inhalt der Waschschüssel in den großen Kessel, der auf dem Rost
dampfte. Sie packte fluchend den Holzlöffel und rührte die Wäsche um. Dabei
sah sie aus wie eine funkeläugige Hexe, die einen Zuber voll Höllenplagen
zusammenbraut.
    Nessa
schlurfte mit verschwollenen Augen in die Küche. Sie war total schlaftrunken,
obwohl es schon nach zehn Uhr war. »Um Himmels

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