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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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wie ich ist dir wohl nich' fein genug?«
    Sie
erwartete, dass Glynnis und Nessa ihr zu Hilfe kämen, aber sie stellten sich
mit vorwurfsvollem Blick hinter Ross.
    »Ich weiß
nicht, wovon du redest.« Kitty musterte sie nacheinander. Das Ganze musste ein
Scherz sein.
    »Wir
wissen, was du getan hast«, sagte Nessa.
    »Und mit
wem«, fügte Glynnis sanft hinzu. Das Bedauern in ihren Augen war beunruhigender
als Ross' Gepolter.
    »Die ganze
Zeit haben wir gedacht, der Drache wär irgend 'n Monster. Aber du hast uns
drauf gebracht, dass er nur 'n Mann ist.
'n sterblicher Mann«, sagte Lachlan mit einem höhnisch bösartigen Zug um
den Mund.
    Kitty wich
instinktiv zurück. Flucht war ihr einziger Gedanke – nicht, um sich zu retten,
sondern den Drachen.
    »Was habt
ihr vor?«, flüsterte sie, um Zeit zu schinden.
    Der Wald
antwortete auf ihre Frage. Dunkle Gestalten krochen hinter Büschen und Bäumen
hervor wie seinerzeit die Druiden. Aber statt geheiligter Steine und
Heilkräuter trugen die Bewohner von Ballybliss grobe Keulen, Musketen,
Stricke, Fackeln und sämtliche Dolche und Breitschwerter, die sie in ihren
Gärten vergraben und Kellern versteckt hielten, seit die Engländer sie geächtet
hatten. An einigen klebte noch das Blut der Feinde des MacCullough-Clans. Sogar
Großmutter Hays verwitterte Hände waren um eine Mistgabel gekrallt, deren
schartige Zacken todbringend im Mondlicht schimmerten.
    Als Kitty
gegen Ailberts knochige Brust stieß, griff Ross sie am Ellbogen. »Wonach sieht
das hier aus, Mädel? Wir holen uns den Drachen!«

16
    Gwendolyn stand auf dem Tisch im Turm. Sie
hielt sich am kalten Eisengitter fest und beobachtete, wie die Dunkelheit das
letzte Tageslicht schluckte. Sie brauchte nicht mehr sehnsüchtig auf das Meer
zu starren, von der Freiheit zu träumen. Die war ihr geschenkt, nur damit sie
bemerkte, dass sie sie gar nicht wollte. Vielleicht gab es sie gar nicht.
    Sie stieg
vom Tisch und schritt durch den Turm. Toby lag ausgestreckt auf den Kissen wie
ein überfütterter Sultan, der darauf wartete, dass sein Harem für ihn tanzte.
Sein Kopf folgte ihrer Bahn und es schien eine Spur von Verachtung in seinem
arroganten, goldenen Blick zu liegen.
    Bei ihrem
ersten Treffen hatte sie dem Drachen Feigheit vorgeworfen. Nun verkroch sie
sich den ganzen Tag in dieser selbst geschaffenen Zelle. Sie ignorierte die
offene Tür. Sie konnte nicht genau sagen, wovor sie eigentlich Angst hatte. Vor
ihm? Vor sich selbst?
    Mochte er
sich im Schatten verbergen, sie hatte sich fünfzehn Jahre lang hinter einer
Mauer versteckt, die sie selbst errichtet hatte. Der Mörtel, der sie
zusammenhielt, bestand aus Pflicht, Stolz und Tugend. Sie hatte die Pflicht
gegen ihren Vater getragen wie eine Büßerin ihr geliebtes härenes Hemd und
sich so viel auf ihre Bescheidenheit und Tugendhaftigkeit zugute gehalten wie
ihre Schwestern auf ihre Reize. Sogar die Sehnsucht nach dem Jungen, der
längst tot war, hatte nur dazu gedient, ihr Herz vor den Wagnissen des Lebens
und ... der Liebe zu schützen.
    Sie nahm
Manderlys Der Triumph des Rationalen Denkens zur Hand und blätterte es
durch.
    Die sauber
gedruckten ordentlichen Erklärungen und Vernunftschlüsse empfand sie in ihrer
Sehnsucht als Geschwätz. Die Logik hatte versagt und sie in den Fängen eines
Gefühls zurückgelassen, das sich jeder Vernunft widersetzte.
    Sie ließ
das Buch fallen, als sie sich an den letzten Anblick des Drachen erinnerte. Wie
er dastand, am Rande des Schattens, ein einsamer Geist, und doch fühlbarer als
irgendjemand, den sie je gekannt hatte.
    Wie
konnte ich Sie nur gewähren lassen,
    wo ich
doch nicht einmal Ihr Gesicht
    oder
Ihren Namen kenne?
    Wohl
wahr, aber vorhin hätte ich schwören können,
    dass Sie
mein Herz kennen.
    Sie
kniff die Augen zu.
Hatte er Recht?
    Sie kannte
weder seinen Namen noch sein Gesicht, aber sie fühlte, dass sie seine Seele
kannte – seine Herzensgüte, seine Zärtlichkeit, seine großzügige Gesinnung, die
er hinter einer schroffen Fassade und spöttischer Gleichgültigkeit versteckte.
Vielleicht war es der kurze Blick hinter die Fassade, der sie so erschreckt und
dazu getrieben hatte, ihn so zu verletzen, dass er sie freiließ.
    Aber sie
würde niemals frei sein, solange er ihr Herz gefangen hielt.
    Gwendolyn
wandte sich langsam zur Tür. Sie hätte in ihr Nachthemd schlüpfen können, die
Kerzen ausblasen und sich in ihr Bett kuscheln können, aber sie wusste
instinktiv, dass der Drache nicht kommen würde

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