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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Sie schüttelte den Kopf und biss sich auf die
Unterlippe. »Ich habe immer geglaubt, ich sei schuld gewesen ...«
    Gwendolyn
war so damit beschäftigt, sich ihre irrtümliche Schuld von der Seele zu reden,
dass sie Bernards Lächeln nicht schwinden sah und nicht merkte, wie kalt seine
Hände geworden waren. »Und wann genau hat dein Vater das Herrenhaus
verlassen?«
    Sie
überlegte. »Kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Bald darauf haben wir den ersten
Kanonenschuss gehört.«
    Bernard
schwieg wohl eine volle Minute, dann entzog er sich vorsichtig und ohne ein
Wort der Erklärung ihren Armen. Er nahm sich eines der Breitschwerter und
bewegte sich so kühl und abgezirkelt, wie sie ihn noch nie gesehen hatte.
    Gwendolyn
stand verwirrt auf. »Was hast du vor?«
    Er drehte
sich abrupt um und umklammerte das Heft seines Schwertes mit der Faust. »Dein
Vater ist in eine Attacke geraten, ja, mein Liebes. Sein Gewissen hat ihn
attackiert.«
    Er lief mit
grimmigem Gesicht hinaus.
    Gwendolyn
blieb, wo sie war, und kämpfte verzweifelt mit einer Schlussfolgerung, die
ebenso unmöglich wie unwiderlegbar war.
    »Papa«,
wisperte sie schließlich, als wäre es Schwur und Gebet.
    Sie hatte
bereits wertvolle Zeit verloren, also raffte sie schnell ihre Röcke und rannte
hinter Bernard her.
    Es war
nicht der Herr von
Weyrcraig Castle, der an diesem Abend durch den Burghof schritt, sondern die
gefährliche Kreatur, die den brennenden Ruinen entstiegen war.
    Der Drache
passierte die schmiedeeisernen Tore und lief in Richtung des Klippenpfads, sein
Gesicht schöner und schrecklicher als das jeder Bestie. Seine Clansleute eilten
ihm nach, unfähig, seiner unausgesprochenen Autorität zu widerstehen. Der eine
oder andere war so klug, sich eine der Fackeln aus den Wandhalterungen zu
nehmen, andere hefteten sich wie Schafe an seine Fersen.
    Wohin er
ging, wussten sie nicht, doch sie hatten so lange niemanden mehr gehabt, der
sie angeführt hätte, dass ihnen diese Kleinigkeit egal war. Sie gingen dahin,
wo er hinging.
    Gwendolyn
stolperte die Freitreppe hinunter und lief durchs Tor hinaus. Ständig waren ihr
irgendwelche dahin-schlurfenden Dörfler im Weg.
    »Bernard«,
schrie sie und hoffte, er würde sie im konfusen Lärm hören. Sie sprang so hoch
sie konnte, aber das wabernde Menschenmeer versperrte ihr die Sicht. Ein
scharlachrot und schwarz karierter Stofffetzen weiter vorne spornte sie an,
sich mit Händen und Füßen an den Nachzüglern vorbeizukämpfen. Doch dann blieb
sie inmitten der Menge stecken und wurde unbarmherzig mit ins Dorf hinuntergeschwemmt.
    Sie
erheischte einen kurzen Blick auf eine sensationslüsterne Nessa, eine
verstörte Kitty und einen besorgt dreinschauenden Tupper. Aber Stehenbleiben
war nicht drin. Und sie hatte auch keine Zeit, große Erklärungen abzugeben oder
um Hilfe zu bitten. Nicht wenn sie dem einen Mann das Leben und dem anderen
das Seelenheil retten wollte.
    Bernard
marschierte unbeirrt durch die Straßen von Ballybliss und blieb erst stehen,
als er das Herrenhaus erreicht hatte.
    Die Dörfler
blieben zurück, und das aufgeregte Getuschel erstarb. Gwendolyn kämpfte sich
durch die Reihen, stieg dabei kräftig auf einen Fuß, der Ross gehörte und
ignorierte geflissentlich seinen Schmerzensschrei.
    »Alastair
Wilder!«, brüllte Bernard in dem Moment, als Gwendolyn endlich seine Seite
erreicht hatte.
    Gwendolyn
packte nach dem Arm, der das Schwert hielt, aber Bernard entwischte ihr. »Lass
mich, Mädchen. Das ist eine Sache zwischen deinem Vater und mir. Hat nichts mit
dir zu tun.«
    »Du
verstehst nicht. Mein Vater ist nicht mehr der Mann, den du gekannt hast. Das,
was Cumberlands Männer mit ihm gemacht haben, hat ihn verändert. Er ist seit
dieser Nacht nicht mehr wie früher.«
    »Ich auch
nicht«, knurrte Bernard mit versteinerter Miene. »Alastair Wilder«, brüllte er
wieder los, als habe Gwendolyn kein Wort gesagt.
    An einem
der Fenster bewegte sich ein Vorhang. Izzy, betete Gwendolyn, lass
es Izzy sein.
    Sie packte
Bernard wieder am Arm und ließ sich dieses Mal nicht abschütteln. Er würde sie,
trotz all der unterdrückten Aggression, die ihm in den Knochen steckte, niemals
schlagen. »Er ist wahnsinnig, Bernard. Unwiderruflich und vollkommen
geisteskrank. Er hatte seine sieben Sinne seit dem Tag, an dem du Ballybliss
verlassen musstest, nicht mehr beisammen.« Gwendolyn lockerte ihren Griff ein
wenig. Sie war überzeugt, zu ihm durchdringen zu können, wenn er sie nur
ansah. »Was auch

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