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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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immer er in der Vergangenheit getan oder nicht getan hat, er
ist nur noch ein wehrloser alter Mann.« Bernard schaute ihr endlich ins
Gesicht. Aber Gwendolyn hatte keine Gelegenheit mehr, sich darüber groß zu
freuen, denn in diesem Moment ging die Tür des Herrenhauses auf und Alastair
Wilder erschien. Er trug ein verschlissenes Nachthemd und ein Breitschwert, das
mutmaßlich noch älter war als das in Bernards Hand.
    »Ich hab
auf dich gewartet, Ian MacCullough«, fauchte er und hörte sich so lebendig an
wie fünfzehn Jahre nicht mehr. »Nicht mal der Teufel selber kann jemand wie
dich für immer in der Hölle behalten!«

23
    Alastair Wilder wankte auf die Straße hinaus
und zog sein Schwert hinter sich her. »Ich hab gewusst, dass du kommst«, sagte
er und blinzelte zu Bernard hoch. »Hast zwar fünfzehn Jahre gebraucht, du
sturer, alter Bastard, aber ich war die ganze Zeit auf der Hut.«
    »Papa?«,
flüsterte Gwendolyn. Dieser scharfzüngige Wutausbruch konnte doch nicht zu dem
sanftmütigen alten Mann gehören, den sie schlummernd im Bett ihres Vaters
zurückgelassen hatte.
    »Papa?«,
echoten Glynnis und Nessa. Die Schwestern wühlten sich nach vorne durch, und
Kitty hing, so blass wie ihr Brautkleid weiß, an Tuppers Arm. Izzy stand mit
grimmiger Miene im dunklen Hauseingang.
    Falls es
Bernard nahe ging, endlich von Angesicht zu Angesicht dem lang gesuchten
Verräter gegenüberzustehen, der ihn jahrelang nicht zur Ruhe hatte kommen
lassen, dann kaschierte er es jedenfalls gut hinter einer reglosen Maske. Auch
dass ihn der mit dem Namen seines Vaters ansprach, ließ ihn mit keiner Wimper
zucken.
    Gwendolyn
ließ seinen Arm los, als er auf Alastair zuging. »Wie konntest du nur? Du
warst sein Haushofmeister. Sein Freund. Er hat dir mehr vertraut als irgendjemandem
sonst.«
    Alastair
drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Wenn du mir vertraut hättest, Ian, dann
hättest du auf mich gehört. Ich konnte doch nicht zulassen, dass du uns mit
deinen noblen Idealen alle zerstörst. Diese romantische Idee, Schottlands rechtmäßigen
König wieder auf den Thron zu bringen! Ich habe versucht, dich zu warnen! Ich
habe dich angefleht, dem Verräter kein Asyl zu gewähren, aber du hast ja nicht
hören wollen. Wenn ich Ailbert nicht hundert Pfund gegeben hätte, damit er den
Clan davon abhält, dir zu Hilfe zu kommen, dann hätten die Rotröcke uns alle
niedergemetzelt. Genau wie die armen Schweine bei Culloden.«
    Ailbert
wurde blasser, als es Kitty längst war, aber er war Bernard nicht mehr als
einen verächtlichen Blick wert. »Ihr wärt zumindest wie richtige Männer
gestorben.«
    »Ja, ja, zu
Recht oder verkehrt, ein MacCullough führt das Schwert.« Alastair wackelte
traurig mit dem Kopf. »Da war nicht mehr viel mit Schwertführen, als Cumberland
mit seinen Kanonen anrückte, oder?«
    Bernard umklammerte
das Heft seines Breitschwerts, und Gwendolyn glaubte einen entsetzten Moment
lang, er werde ihren Vater auf der Stelle enthaupten. Aber stattdessen sagte er
nur: »Es rührt mich zutiefst, dass es die Sorge um deine Clansleute war, die
dich deinen Herrn verraten ließ, und nicht deine Gier.«
    Papa zuckte
die knochigen Schultern. »Cumberland wusste schon alles, was er wissen musste.
Er hätte so oder so ein Exempel statuiert. Egal ob ich das Gold genommen hätte
oder nicht.«
    »Aber
genommen hast du es – oder etwa nicht?«
    Alastair
wirkte zum ersten Mal, seit er das Haus verlassen hatte, verwirrt, was ihn
wieder zu Gwendolyns Papa werden ließ, den Papa, den sie kannte und liebte.
    »Ich hätte
es nicht genommen, wenn es nicht wegen meiner Leah gewesen wär«, sagte er
anklagend. »Sie hatte schönere Sachen verdient, als ich sie ihr geben konnte.
Sie hat sich nie darüber beschwert, dass sie nicht genug hatte. Aber ich wollt
ihr so sehr mehr geben.« Er legte sich die Hand auf die Augen, als wollte er
die unerträgliche Erinnerung löschen. »Sie war immer so großzügig. Sie starb,
weil sie mir unbedingt einen Sohn schenken wollte.«
    Izzy trat
ins Fackellicht hinaus und verschränkte die Arme auf der massiven Brust. »Es
war nicht das Baby, das sie umgebracht hat, du alter Dummkopf. Dass sie das
Kind verloren hat, hat sie bloß Kraft gekostet. Was meine Lady dann umgebracht
hat, war die Schande. Dass nämlich ihr eigener Mann das Oberhaupt seines Clans
verraten hat. Wie du ihr gesagt hast, was du Grässliches getan hast, hat sie
dich in die Nacht hinausgeschickt, um den MacCullough zu warnen. Aber es war

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