Verzauberte Herzen
nicht ... das können Sie nicht ...«
Bernard
knallte sein Glas auf die Anrichte. »Zur Hölle! Was heißt, ich kann nicht? Es
ist mein Land, und ich kann damit tun, was zum Teufel ich tun will!« Der
Wutanfall ließ seine Stimme tiefer werden und ein wenig von dem dickköpfigen
Jungen erkennen, der nur deshalb einen Baum hinaufgestiegen war, weil
Gwendolyn es ihm verboten hatte.
Als sie die
ganze Konsequenz seiner Drohung begriff, verfiel sie in Panik. »Aber die
Clansleute haben ihr ganzes Leben in Ballybliss verbracht. Ihre Eltern haben
hier gelebt ... ihre Großeltern. Sie kennen nichts anderes. Wo sollen sie denn
hin? Was sollen sie tun?«
»Aber
darüber müssen Sie sich doch keine Sorgen machen. Die Dörfler brauchen mir
doch nur das Gold zu bringen. Nicht wahr?«
»Sie wollen
das Gold doch gar nicht, oder?«, fragte Gwendolyn ruhig, während seine
ungerührte Miene sie schaudern ließ. »Sie wollten es nie. Sie wollen den Mann,
bei dem es vergraben liegt. Sie wollen keine Gerechtigkeit. Sie wollen Rache.«
»Ich glaube
nicht mehr an Gerechtigkeit, seit ich zugesehen habe, wie meine Mutter an
ihrem eigenen Blut erstickt ist. Und ich glaube an die Rache, seit mich
Cumberlands Männer von allem, was ich kannte, allem, was ich liebte,
fortgerissen haben – auch von meinem Vater, der im Sterben lag und zusehen
musste, wie sein einziger Sohn gefesselt fortgebracht wurde wie ein Stück
Vieh.«
Gwendolyn
senkte den Kopf. »Ich wüsste nicht, was ich noch sagen sollte, um Ihre Meinung
zu ändern. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, Herr. Ich muss gehen.«
Bernard
schnitt ihr den Weg ab. »Sie müssen nicht gehen.«
Gwendolyn
wich zurück und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm auf Distanz. »Sie können
nicht so verrückt sein zu glauben, dass ich hier an Ihrem gemütlichen Feuer
sitzen bleibe und mit Ihnen auf Ihre brillante Intrige anstoße, die all diese
Menschen, deren Überleben von Ihrem Wohlwollen abhängt, die Existenz kosten
wird.«
»Ich wollte
sagen, dass Sie Ballybliss nicht verlassen müssen.« Er kam einen Schritt
auf sie zu. »Und mich auch nicht.«
»Was meinen Sie damit, Sir?«
»Ich bitte
Sie zu bleiben. Hier. Auf Weyrcraig Castle. Bei mir.«
Gwendolyn
japste nach Luft. »Die Dorfbewohner halten mich zwar für Ihre Mätresse, Sir,
aber ich will doch meinen, dass wir beide einem solchen Irrtum nicht erlegen
sind.«
»Ich bitte
Sie nicht, meine Mätresse zu werden. Ich bitte Sie, meine Frau zu werden.«
Gwendolyn
dachte im ersten Moment, er mache einen herzlosen Scherz. Doch da war kein
Schalk in seinen Augen, und er wirkte in all seiner Ernsthaftigkeit sehr
verletzlich. Eigentlich sah er nicht aus, als habe er gerade einer Frau einen
Heiratsantrag gemacht, sondern eher, als plane er Gift zu trinken.
Sie sank in
einen der Sessel und erinnerte sich, wie oft sie davon geträumt hatte, ihn
diese Frage stellen zu hören. Als sie gerade sieben Jahre alt gewesen war,
hatten ihre Schwestern sie dabei erwischt, wie sie dabei war, den
Heiratsantrag ihres Schäferhundes anzunehmen, dem sie zu diesem Zweck einen
stattlichen Umhang angezogen hatte – zusammengeschneidert aus einem
scharlachrot und schwarz karierten Tartanfetzen, den sie im Schloss stibitzt
hatte. Ihre Schwestern hatten sie erbarmungslos damit aufgezogen und sie monatelang
»Lady Wuff« genannt.
Jetzt war
Gwendolyn mit Lachen dran. Sie konnte, wenn sie wollte, die Frau des
MacCullough werden. Sie konnte jede Nacht in seinem Bett schlafen und in seinen
Armen erwachen. Er würde ihr dunkelhaarige Babys mit smaragdgrünen Augen
schenken, die keinerlei Veranlagung zeigten, pummelig zu werden. Zusammen
konnten sie das ganze Tal regieren – das menschenleere Tal, das einst vom
Gelächter und der Musik des MacCullough-Clans erfüllt gewesen war.
Gwendolyn
stand langsam auf und sah ihm in die Augen. »Also gut, Herr. Wenn Sie es
wünschen, dann heiraten wir.« Bevor er noch triumphierend lächeln konnte,
setzte sie hinzu: »Aber nur, wenn Sie Ihren verabscheuungswürdigen Plan
aufgeben und die Dorfleute nicht aus Ballybliss vertreiben.«
Bernard
schaute sie mit einer Mischung aus Enttäuschung und Bewunderung an. »Verstehe
ich richtig, dass Sie mir, falls ich meinen Clansleuten vergebe, im Gegenzug
Ihren Körper anbieten?«
Gwendolyn
unterdrückte einen Wutanfall und hielt seinem Blick stand. »Ich biete Ihnen
die Möglichkeit, im Voraus für Ihr Vergnügen zu bezahlen. Dann haben Sie am
nächsten Morgen keine
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