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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zu
spät, und als du zu ihr zurückgekommen bist, warst du bloß noch ein
schnatternder Idiot.«
    Alastair
ließ sein Schwert mit dumpfem Schlag in den Schmutz fallen. Er sank langsam auf
die Knie und spielte nicht länger den Tapferen, sondern war wieder er selbst –
ein erschöpfter alter Mann mit gebrochenem Herzen und wirrem Geist.
    Gwendolyn
liefen die Tränen übers Gesicht. Sie drückte sich an Bernard vorbei, eilte
ihrem Vater zur Seite und kniete sich neben ihn in den Dreck. »Ist gut Papa,
ich bin ja da.«
    »Gwennie?
Bist du das, Gwennie?« Er tastete ungeschickt nach ihren Händen und hielt sich
wie ein ängstliches Kind an ihr fest. »Ich hab einen schrecklichen Traum
gehabt. Der Drache ist
gekommen, mich zu holen. Aber das erlaubst du ihm nicht, oder – Mädchen?«
    »Nein Papa,
das erlaube ich ihm nicht.« Sie drehte sich um, aber sie hätte den Ausdruck in
Bernards Gesicht nicht zu deuten vermocht. Sie beugte sich wieder zu ihrem
Vater. »Du musst jetzt ganz genau überlegen, Papa. Du musst mir sagen, wo du
das Gold versteckt hast.«
    »Ich hab's
für sie getan«, flüsterte er mit dem vertrauten, vernebelten Blick. »Alles für
sie. Ich wollte, dass sie es bekommt. Ich wollte, dass sie schöne Sachen
kauft.«
    Gwendolyn
brauchte nur einen kurzen, schauerlichen Augenblick, um zu verstehen, was er
ihr zu sagen versuchte. »Oh, Papa«, sagte sie und streichelte seine Wange,
»Mama hat nie feine Sachen gewollt. Sie wollte nur deine Liebe.«
    Er fing an,
seinen Oberkörper hin und her zu wiegen. Gwendolyn rieb sich wie wütend die
Wangen ab, um jede Spur ihrer Tränen zu verwischen, bevor sie sich Bernard zuwandte.
»Ich hoffe, Ihr seid nun zufrieden, Herr. Ich denke, Ihr werdet Euer heiß
geliebtes Gold im seitlichen Hof des Hauses finden. Im Grab meiner Mutter.«
    Etwas, das
verdächtig nach Reue aussah, schimmerte in Bernards Augen, aber er schüttelte
den Kopf. »Du weißt, dass es mir nicht um das Gold geht, Gwendolyn. Es geht mir
nur um ihn.«
    »Aber du
bekommst ihn nicht!«, schrie sie. »Siehst du nicht, dass er schon gestraft
genug ist?«
    »Ich bin
sein Clansherr«, antwortete er ruhig. »Ich bin derjenige, der das entscheidet.«
    »Glaubst du
wirklich, dass irgendetwas besser wird, wenn du einen jämmerlichen alten Mann
tötest? Wird damit das Unrecht getilgt? Wird es die Zeit zurückdrehen und dich
wieder zu dem Jungen machen, der du einst warst? Wird es dir die Eltern
zurückgeben?«
    Es schien,
als habe sie einen blanken Nerv getroffen. Sie musste weiterreden, ihr blieb
keine Wahl.
    »Schau dir
deine Clansleute an, Bernard. Sie haben einen Fehler gemacht, genau wie mein
Vater – einen schrecklichen Fehler. Aber sie haben seither dafür bezahlt. Nicht
weil dein Vater sie verflucht hat, sondern wegen ihrer eigenen Schuldgefühle.«
Die Dörfler scharrten unruhig mit den Füßen, als wüssten sie nicht, ob sie
bleiben oder sich aus dem Staub machen sollten. »Seit du wieder in Ballybliss
bist, sind sie wieder stolz auf ihren Clan und haben Hoffnung für die Zukunft.
Es liegt jetzt ganz allein bei dir, ob du ihnen etwas gewährst, was noch
wertvoller ist als Hoffnung und Stolz. Dein Erbarmen.«
    »Zur Hölle,
Weib!«, brüllte Bernard. Seine reglose Miene war einer Mischung aus Trauer und
Wut gewichen. »Ich habe kein Erbarmen mehr übrig!«
    »Nun gut.
Wenn du Blut sehen willst, dann sollst du auch Blut bekommen. Meines.«
    Bernards
Augen waren nur noch Schlitze. »Was bietest du mir da an?«
    »Was wohl?
Rache. Und mein Leben für seins.«
    Er kam mit
dem Breitschwert in der Hand auf sie zu. Glynnis produzierte einen erstickten
Schrei, und Kitty vergrub das Gesicht in Tuppers Mantel. Izzy setzte sich grimmig
in Bewegung, doch Gwendolyn brachte sie mit einer knappen Kopfbewegung zum
Stehen, worauf Izzy schnaubend auf dem Absatz kehrtmachte und sich ins
Herrenhaus zurückzog, um nicht mitansehen zu müssen, was als Nächstes kam.
    Gwendolyn
war die Einzige, die mit keiner Wimper zuckte, während Bernard langsam auf sie
zukam. Sie kannte etwas, das die andern nicht kannten.
    Das Herz
des Drachen.
    Trotzdem
musste sie sich zusammenreißen, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Sie fühlte
sich, als sei sie wieder an den Pfahl im Burghof gefesselt und sähe ihr
Schicksal sich aus den Schatten lösen.
    Dann warf
Bernard sein Breitschwert dem überrumpelten Lachlan zu.
    Er streckte
die Hand nach ihr aus. Gwendolyn wollte sie schon ergreifen, da schlossen sich
seine Finger wie ein Schraubstock um

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