Verzaubertes Verlangen
gleichermaßen zu Ihrer vollsten Befriedigung ausfallen«, sagte sie.
»Ich habe in den vergangenen Tagen genug gesehen, um zu wissen, dass Sie eine ausgezeichnete Fotografin sind, Miss Milton. Die Bilder, die Sie gemacht haben, sind bemerkenswert klar und detailliert.«
Sie schluckte schwer und versuchte angestrengt, sich als Frau von Welt zu geben. »Sie hatten betont, dass jede Inschrift und jede gravierte Linie von jedem Gegenstand erkennbar sein sollte.«
»Detailtreue und Schärfe sind entscheidend.«
Er umfasste das Revers der Jacke mit beiden Händen und zog sie enger an sich. Sie versuchte nicht einmal, sich zu sträuben. Dies war genau das, wonach sie sich in den vergangenen Tagen und Nächten gesehnt hatte, ermahnte sie sich. Sie würde um keinen Preis jetzt die Nerven verlieren.
»Ich fand meine Arbeit hier ausgesprochen … anregend«, hauchte sie und starrte dabei auf seinen Mund.
»Ach wirklich?«
»Oh ja.« Sie konnte kaum noch atmen.
Er zog sie noch enger an sich.
»Wäre es vermessen von mir, anzunehmen, dass Sie auch
Interesse an mir gefunden haben?«, fragte er. »Oder habe ich die Situation missverstanden?«
Erregung schoss durch ihre Adern, glühender als das gleißende Feuer der Magnesiumbänder, die sie gelegentlich zur Beleuchtung ihrer Modelle benutzte. Ihr Mund war schlagartig wie ausgetrocknet.
»Ich finde Sie sehr faszinierend, Mr. Jones.«
Sie beugte sich dichter an ihn heran und öffnete leicht ihre Lippen, lud ihn ein, sie zu küssen.
Endlich reagierte er. Seine Lippen pressten sich auf die ihren, begehrend und forschend. Unwillkürlich stieß sie ein leises Stöhnen aus, dann ließ sie sich von der Situation mitreißen und schlang ihre Arme um seinen Hals.
Die wärmende Jacke rutschte von ihren Schultern, doch es kümmerte sie nicht. Sie hatte keine Verwendung mehr dafür. Gabriel drückte sie fest an sich. Die Hitze seines Körpers und die unsichtbare Energie seiner Aura hüllten sie ein.
Der Kuss übertraf ihre kühnsten Träume und Phantasien. Vieles an Gabriel war ihr auch weiterhin ein Rätsel, doch zumindest wusste sie jetzt, dass sein Verlangen nach ihr echt war.
Ihr Verführungsplan war ein überwältigender Erfolg.
»Ich denke, wir sollten wieder hineingehen«, flüsterte Gabriel und hauchte einen Kuss auf ihre Nackenbeuge.
Er hob sie auf seine Arme, als wäre sie leicht wie eine Feder, und trug sie durch die offene Tür in die einladende Wärme der Bibliothek.
2
Vor dem Kaminfeuer setzte er sie wieder ab. Ohne ihre Lippen freizugeben, machte er sich daran, die Haken an der Vorderseite des engen Mieders ihres Kleides zu öffnen. Sie erschauderte der Hitze des Kaminfeuers zum Trotz und war mit einem Mal sehr froh, dass sie zu den Frauen zählte, die Korsetts als ebenso ungesund wie unbequem betrachteten. Es wäre schon peinlich gewesen, hier zu stehen, während Gabriel ihr Korsett aufschnürte, schoss es ihr durch den Sinn.
Ein leichter Schwindel ergriff sie, als wäre sie trunken von den berauschenden Gefühlen, und sie stützte sich instinktiv mit den Händen gegen seine Schultern. Als sie die festen Muskeln durch den Stoff seines Hemdes fühlte, loderte ein nie gekanntes Feuer in ihr auf.
Unwillkürlich spreizte sie ihre Finger und grub ihre Nägel in sein Fleisch.
Ein vielsagendes Lächeln breitete sich auf Gabriels Gesicht aus. »Ah, meine liebe Miss Milton, ich glaube, Sie werden mir heute Nacht noch den Verstand rauben.«
Das schwere Kleid glitt zu Boden, bevor sie sich noch bewusst war, dass er es ganz geöffnet hatte. Der blutrote Stoff des weiten Rocks breitete sich wie eine Lache um ihre Füße aus. Ihr stockte erschaudernd der Atem, als seine Hand ihre Brust umfasste. Sie fühlte durch das feine Leinen ihrer Unterwäsche, wie seine Finger ganz sanft, fast spielerisch, über ihre Brustwarze strichen.
Im nächsten Moment fiel ihr Haar gelöst über ihre nackten Schultern. Er hatte ihre Haarnadeln herausgezogen, erkannte sie.
Ihr wurde bewusst, dass, obgleich sie die Verführerin war, er die ganze Arbeit leistete. Als Frau von Welt sollte sie doch zweifellos ihren Anteil beisteuern.
Sie griff ein Ende seiner Fliege und zog beherzt daran.
Ein wenig zu beherzt.
Gabriel stieß ein heiseres Lachen aus. »Haben Sie vor, mich zu erdrosseln, bevor wir diese Sache hier zu Ende gebracht haben, Miss Milton?«
»Es tut mir leid«, hauchte sie entsetzt.
»Erlauben Sie mir.«
Er löste geschickt den Knoten der Fliege. Der Stoffstreifen baumelte
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