Verzaubertes Verlangen
John Stilwell gedacht hat.«
Edwards Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Was passiert jetzt mit all den Insekten und Fischen, die Mr. Stilwell in seinem Labor gehalten hat?«
Gabriel verzog das Gesicht. »Ich kann dir aus eigener Erfahrung versichern, dass in dem Aquarium, wenn überhaupt, nur noch sehr wenige Fische übrig waren.«
Venetia erschauderte. »Zum Glück für Sie, Sir. Man mag sich gar nicht vorstellen, was für gefährliche Kreaturen Mr. Stilwell möglicherweise in jenem Aquarium gehalten hat.«
»Was die Insekten und die Schlangen betrifft, habe ich mich an einen Bekannten von mir gewandt, der Naturforscher ist. Er hat sich der Geschöpfe angenommen. Ich vermute, die meisten werden in seiner Sammlung enden.«
»Nun, damit wäre diese Sache so gut wie abgeschlossen, nicht wahr?«, verkündete Marjorie voller Befriedigung. »Der Schurke ist tot. Die Formel ist gefunden. Das einzige noch ungelöste Problem scheint Rosalind Fleming zu sein.«
»Wenn man es genau betrachtet«, sagte Venetia, »dann
war sie im Grunde ein weiteres von John Stilwells Opfern. Aber ich frage mich trotzdem noch immer, warum sie mich so sehr hasst.«
»Das kann ich Ihnen beantworten«, erklärte Gabriel. Er verschränkte seine Arme auf dem Schreibtisch. »Die Antwort steht in Stilwells Tagebuch.«
»Und?«, drängte Venetia.
»Ich glaube, ich hatte schon erwähnt, dass Stilwell angefangen hatte, an Mrs. Flemings übersinnlichen Fähigkeiten zu zweifeln. Doch je mehr er über eine gewisse Mrs. Jones erfuhr, desto überzeugter war er, dass sie möglicherweise über ausgeprägte paranormale Kräfte verfügte.«
Venetia sah ihn entsetzt an. »Er hat über mich geschrieben?«
Edward runzelte die Stirn. »Sie meinen, Mr. Stilwell hatte beschlossen, dass er Venetia statt Mrs. Fleming heiraten wollte?«
»Er begann gerade, diesbezügliche Pläne zu schmieden, als ich mich von meinem furchtbaren Sturz in den Canyon erholte, mein Gedächtnis wiederfand und in die Arme meiner lieblichen Braut heimkehrte«, sagte Gabriel.
»Verstehe«, hauchte Venetia. »Rosalind Fleming hasst mich, weil sie Angst hatte, sie würde John Stilwells Gunst verlieren. Sie wusste, dass er vorhatte, sie durch mich zu ersetzen. Sie war eifersüchtig.«
Beatrice nickte beipflichtend. »Ich habe dir ja gesagt, dass sich eine Frau in ihrer Situation immer dessen bewusst ist, dass ihre Zukunft an einem seidenen Faden hängt.«
»Aber wie ist John Stilwell nur auf den Gedanken gekommen, ich könnte übersinnliche Kräfte besitzen?«, wollte Venetia wissen.
Gabriel sah seinen Vater durchdringend an. »Ich glaube, diese Frage lasse ich Sie beantworten, Sir.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Hippolyte begeistert. »Stilwell hat sich überlegt, dass Sie, wenn Sie tatsächlich mit Gabe verheiratet waren, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch über eine paranormale Gabe verfügen müssten.«
Venetia sah ihn perplex an. »Ich sehe immer noch nicht, wieso er zu dieser Schlussfolgerung gekommen ist.«
»Nun, weil jeder im Rat, einschließlich Ogden Stilwell, weiß, dass es eine altbewährte Tradition in der Arcane Society ist«, erklärte Hippolyte. »Der Erbe des Amtes des Großmeisters sucht immer nach einer Braut, die ihrerseits übersinnliche Fähigkeiten besitzt.« Er lächelte Marjorie zärtlich zu. »Nehmen Sie nur zum Beispiel meine liebe Frau. Sie sollten niemals Karten mit ihr spielen. Sie kann sehen, was Sie auf der Hand haben, so klar und deutlich, als stünde es auf der Rückseite der Karten geschrieben.«
Marjorie lächelte gütig. »In meinen jüngeren Tagen war das eine recht nützliche Fähigkeit, muss ich gestehen. Dein Interesse habe ich damit jedenfalls geweckt, Hippolyte.«
Er grinste liebevoll. »Ich habe ein Vermögen an dich verloren, bevor ich überhaupt wusste, was mir geschah.«
»Was? « Venetia war entgeistert. »Mr. Jones, wollen Sie damit sagen, dass Sie mich einzig und allein deshalb als Braut für Ihren Sohn ausgewählt haben, weil ich Auren sehen kann?«
»Ich war mir nicht sicher, welcher Art Ihre Fähigkeiten waren«, sagte er. »Aber ich wusste, dass es in Ihrer Natur ein übersinnliches Element gibt, das gut zu Gabes passen würde.«
»Verstehe«, sagte Venetia grimmig.
Hippolyte bemerkte zu spät, dass er einen Schnitzer begangen hatte. Hilfesuchend sah zu Marjorie hinüber.
Marjorie wandte sich eindringlich an Venetia. »Sie missverstehen die Absichten meines Mannes«, erklärte sie ruhig. »Hippolyte ging
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