Verzaubertes Verlangen
Fotoausstellung zu sehen.«
»Wir freuen uns schon darauf«, versicherte Venetia ihm.
»Ich wünsche Ihnen beiden noch einen schönen Tag.« Harrow neigte anmutig seinen Kopf und ging durch den Park davon.
Venetia bemerkte, dass Gabriel Harrow gedankenverloren hinterherschaute.
»Was überlegst du?«, fragte sie.
»Ich überlege, dass das giftige Gebräu des Alchemisten wirklich erstaunlich schnell gewirkt hat. Laut dem Notizbuch soll es mehrere Tage dauern, bevor es zu Wahnsinn und Melancholie führt.«
»Angesichts der Natur dieses Gebräus bezweifle ich, dass
der Alchemist viele Experimente damit durchführen konnte«, sagte Venetia. »Er dürfte wohl eher grob geschätzt haben, wie lange es dauert, bis sich das Elixir in Gift verwandelt.«
»Vielleicht«, gestand Gabriel zu. Er schaute noch immer Harrow hinterher.
Sie drehte sich um und folgte seinem Blick. Harrow war schon fast in einer kleinen Baumgruppe verschwunden, doch als sie sich konzentrierte, konnte sie flüchtig seine Aura ausmachen. Sie bekam eine Gänsehaut.
»Gabriel«, sagte sie plötzlich. »Meinst du, dass Mr. Harrow Mr. Pierces guter Freund ist? Der, den Mrs. Fleming erpresst hat?«
»Das ist eine sehr interessante Theorie.« Gabriels Lächeln war eisig. »Aber keine, die ich überprüfen möchte. Pierce mag übersinnliche Kräfte besitzen oder nicht, aber der Jäger in mir sagt mir, dass er bestens in der Lage ist, das zu schützen, was ihm am Herzen liegt. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass es zumindest eine sehr plausible Erklärung dafür gibt, warum das Elixir des Alchemisten in Mrs. Flemings Fall so schnell gewirkt hat.«
»Willst du damit andeuten, was ich denke?«
»Lass uns einfach sagen, dass es mich nicht überraschen würde, wenn Mr. Pierce dafür gesorgt hätte, dass Rosalind Fleming auch wirklich von jener Brücke gesprungen ist.«
46
Zwei Tage später kam Hippolyte in die Bibliothek des Stadthauses marschiert und wedelte mit einer Hand voll Karten.
»Ich habe gerade fast zwanzig verfluchte Pfund an Miss Amelia und den jungen Edward verloren«, donnerte er.
Gabriel blickte von der Zeitung auf. »Ich habe Sie gewarnt, mit dem Pärchen keine Karten zu spielen.«
Hippolyte grinste breit wie ein Honigkuchenpferd. »Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass sie beide Anzeichen auf übersinnliche Fähigkeiten zeigen?«
»Ich wusste, dass Sie früher oder später schon selbst darauf kommen würden.«
»Es ist mir natürlich sofort klar geworden, als ich angefangen habe, mit ihnen zu spielen.« Hippolyte kicherte. »Ich konnte die Energie am Tisch spüren. Es war erstaunlich. Miss Amelias Fähigkeiten sind bereits ziemlich stark ausgeprägt. Die des jungen Edward erwachen gerade. Bin noch nicht sicher, was für eine Gabe er hat, aber es wird interessant werden, es herauszufinden.«
»Den beiden mit Rat und Tat beiseitezustehen, während sie ihre übersinnlichen Fähigkeiten entwickeln, dürfte sicher eine interessante Beschäftigung für Sie sein.« Gabriel blätterte die Zeitung um. »Gut, denn jetzt, wo es mit dem Ehestiften ein Ende hat, brauchen Sie ein neues Hobby.«
Venetia kam mit einem Foto in der Hand in die Bibliothek. »Guten Tag, Gentlemen. Möchten Sie die jüngste Ergänzung der Shakespeare’sche-Helden -Reihe sehen? Ich denke, Caesar wird sich großer Beliebtheit erfreuen.«
Gabriel stand auf, um sie zu begrüßen. Er warf einen Blick auf das Bild von Caesar. Der Mann auf dem Foto war blond und besaß alle Attribute, die Damen an Männern bewunderten. Das Modell war ausgesprochen muskulös. Und stellte ein gut Teil dieser Muskeln zur Schau.
»Was zum Teufel trägt er denn bloß?«, fragte Gabriel.
»Eine Toga natürlich«, sagte Venetia. »Was sollte Caesar denn sonst tragen?«
»Gütiger Gott, Venetia, der Mann ist ja halb nackt.«
»Das ist das klassische römische Gewand.«
»Heiliges Kanonenrohr. Du hast wirklich einen Mann fotografiert, der nichts außer einer spärlichen Toga trug?«
»Denk immer daran, Liebster, Fotografie ist Kunst. Halb nackte oder sogar völlig nackte Menschen sind ein häufiges Motiv in der Kunst.«
»Sie werden aber eindeutig kein häufiges Motiv deiner Kunst sein.«
»Aber Gabriel –«
Hippolyte räusperte sich. »Ich denke, ich lasse euch beide allein, damit ihr in Ruhe über die Feinheiten der fotografischen Kunst diskutieren könnt. Der junge Edward und ich gehen in den Park und lassen seinen Drachen steigen.«
47
Sie verbrachten ihre
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