Verzaubertes Verlangen
gehe nirgendwo allein mit Ihnen hin. Lassen Sie nicht zu, dass er mich mitnimmt, Mrs. Jones. Ich flehe Sie an.«
»Vielleicht sollten Sie einfach seine Fragen beantworten«, erwiderte Venetia sanft. »Ich verspreche Ihnen, dass ich dann nicht zulassen werde, dass Mr. Jones Ihnen etwas antut.«
Gabriel zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
Swinden sackte in sich zusammen. »Ich wollte nur wissen, ob Sie den Namen von Burtons neuem Kunden herausgefunden haben. Das können Sie mir nicht übelnehmen.«
Gabriel begann, ein Licht aufzugehen. »Welcher Kunde?«
Swinden seufzte resigniert. »Burton hat vor einiger Zeit beschlossen, sich geschäftlich zu verändern. Er hatte ja nie viel Erfolg als Künstler oder mit seinen Porträtaufnahmen. Aber vor rund vierzehn Tagen hat er plötzlich mit einer netten kleinen Detektivkamera herumgeprotzt. Hat gesagt, er hätte einen sehr reichen Kunden, der ihn angeheuert hätte, um jemanden zu beschatten und Fotos zu machen.«
»Er hat Ihnen von seinem neuen Betätigungsfeld erzählt?« , fragte Gabriel.
Swinden nickte. »Burton war ganz stolz auf seinen Erfolg. Hat damit geprahlt.«
»Waren Sie mit ihm befreundet?«
Swinden war einen Moment lang perplex wegen der Frage.
»Burton hatte keine Freunde, nicht, was man so nennen würde, jedenfalls«, sagte er zögernd. »Aber ich schätze, ich war wohl das, was einem Freund am nächsten kam, soweit es ihn betraf. Wir kennen einander schon, seit wir beide als Fotografen angefangen haben. Wir waren sogar Geschäftspartner. Haben eine Weile lang gutes Geld mit Geisterfotos gemacht.«
»Ich habe gehört, dass dieser Zweig der Fotografie früher ziemlich profitabel war«, bemerkte Venetia.
»Das kann man wohl sagen.« Swindens Miene wurde wehmütig. »Einige Jahre lang war es so, als wollte jeder ein
Bild von sich mit einem Geist im Hintergrund haben. Burton und ich waren sehr gut darin, wenn ich das selbst sagen darf. Wir sind nicht ein einziges Mal erwischt worden. Leider haben sich viel zu viele unerfahrene Stümper an der Geisterfotografie versucht. Alle Nase lang wurde einer von ihnen als Schwindler entlarvt. Hat dem ganzen Geschäftszweig einen schlechten Ruf eingebracht, und schließlich haben die Leute das Vertrauen verloren.«
»Ich würde mich sehr für einige der Techniken interessieren, die Sie benutzt haben, um Geisterfotos zu produzieren«, sagte Venetia, fast im Plauderton. »Ich habe selbst ein wenig damit experimentiert und einige interessante Ergebnisse erzielt, aber ich war nie völlig zufrieden damit.«
Es dämmerte Gabriel, dass dies nicht mehr wie ein Verhör klang, sondern wie zwei Fotografen, die sich über ihren Beruf unterhielten. Er bedachte Venetia mit einem warnenden Blick. Sie schien es nicht zu bemerken.
»Es gibt etliche Wege, um einen Geist ins Bild zu bekommen«, sagte Swinden und verwandelte sich augenblicklich in einen gelehrten Fachmann. »Der Trick ist natürlich, sicherzustellen, dass der Kunde nicht entdeckt, dass das Endergebnis ein Trugbild ist. Burton und ich waren gut genug, um selbst den skeptischsten parapsychologischen Forscher hinters Licht zu führen. Es gab Tage, da haben sie vor unserer Tür Schlange gestanden.«
Gabriel schob einen gestiefelten Fuß leicht vor und stand nun zwischen Swinden und Venetia. Beide wichen unwillkürlich zurück, so als wären sie überrascht, dass er immer noch da war.
»Ich muss doch wirklich sehr bitten«, empörte sich Swinden.
»Ich habe schließlich nur die Fragen der Lady beantwortet.«
»Ich würde es vorziehen, wenn Sie stattdessen meine Fragen beantworteten«, entgegnete Gabriel.
Burton blinzelte und drückte sich so verzweifelt gegen die Mauer, als wolle er sich darin verkriechen. »Natürlich, Sir.«
»Weshalb haben Sie sich schließlich mit Burton überworfen?« , fragte Gabriel.
»Wegen Geld natürlich.« Swinden schüttelte reumütig den Kopf. »Wir waren uns nie einig, wie wir es machen und wie wir es ausgeben sollten. Haben uns Tag und Nacht gestritten. War schlimmer, als verheiratet zu sein. Dann hat Burton die Spielsucht gepackt. Da war für mich Schluss. Von da an sind wir getrennte Wege gegangen.«
»Aber Sie sind in Kontakt geblieben.«
»Wie ich bereits sagte, wir kannten uns schon lange.«
»Wissen Sie, wen Burton gegen Geld beschatten sollte?«, wollte Gabriel wissen.
»Nein«, antwortete Swinden hastig. Zu hastig. Sein Blick huschte zu Venetia, dann wandte er ihn ab.
»Es war Mrs. Jones, oder nicht?«, fragte
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