Verzaubertes Verlangen
nur Sorgen macht, aber die Wahrheit ist, ich glaube nicht, dass Mrs. Fleming bloßen Neid oder Abneigung für mich empfindet. Sie hasst mich. Es ist, als wäre sie überzeugt davon, dass ich zwischen ihr und etwas stünde, nach dem sie sich von ganzem Herzen verzehrt, als hielte sie mich für eine direkte Bedrohung. Aber das ergibt einfach keinen Sinn.«
Er spürte, wie sich etwas in seinem Innern zusammenschnürte. »Je mehr Sie mir ihre Reaktion schildern, desto
mehr neige ich dazu, Ihnen zuzustimmen. Vielleicht sollten wir ein wenig mehr über Rosalind Fleming herausfinden. Harrow scheint einiges über ihre Vergangenheit zu wissen.«
»Harrow weiß eine Menge über praktisch jeden in der feinen Gesellschaft«, sagte Venetia, und ihre Miene erhellte sich. »Und was er an Informationen nicht direkt verfügbar hat, weiß er alsbald zu beschaffen. Ich werde ihm gleich eine Nachricht schicken. Ich bin sicher, dass er mir helfen wird.«
»Sehr gut.« So etwas hatte ihm gerade noch gefehlt, murrte er im Stillen. Eine weitere Verwicklung in einem bereits viel zu verwirrenden Rätsel.
Venetia sah ihn an. »Haben Sie inzwischen von Mr. Montrose gehört?«
»Ich habe ihn besucht, während Sie bei Mrs. Fleming waren. Wie ich kann er nichts Ungewöhnliches oder Bedeutsames an der Aufzählung der Kräuter oder dem Blattmuster auf dem Deckel der Truhe erkennen. Und die Namen jener, die bei Farleys Ausstellung mein Interesse geweckt hatten, allen voran ein Mann namens Willow, haben sich aus dem einen oder anderen Grunde als recht unwahrscheinliche Verdächtige entpuppt.«
»Was haben Sie jetzt vor?«
»Ich habe ihn gebeten, sich auf die Namen jener Mitglieder der Arcane Society zu konzentrieren, die in den vergangenen Jahren verstorben sind.«
»Warum interessieren Sie sich für tote Mitglieder?«
»Mir ist heute der Gedanke gekommen, dass der Mann, dem ich auf der Spur bin, vielleicht nicht länger Mitglied der Gesellschaft ist, weil er nicht länger unter den Lebenden weilt.«
Sie stockte. »Wie meinen Sie das?«
»Ich habe meinen eigenen Tod vorgetäuscht, weil ich meinen Gegner verwirren wollte. Was, wenn er das Gleiche getan hat?«
»Ich ahne weitere Geheimnisse, Mr. Jones.«
Er schmunzelte. »Sie müssen übersinnliche Fähigkeiten besitzen, Mrs. Jones.«
24
Harrows Antwort kam erfreulich schnell. Die Karte und ein Paket trafen um fünf Uhr an jenem Nachmittag an der Hintertür des Hauses in der Sutton Lane ein. Venetia gab dem jungen Burschen, der sie abgeliefert hatte, ein Trinkgeld und trug dann beides nach oben.
Als sie den Treppenabsatz erreichte, ließ Gabriels Stimme sie erstarren.
»Was haben Sie denn da?«, fragte er aus den Schatten der Dachbodenstiege.
Sie hielt das Paket fest umklammert, während er auf sie zukam. Der Mann hatte ein Talent dafür, just dann aufzutauchen, wenn man sich wünschte, er wäre anderweitig beschäftigt.
»Ich habe eine Nachricht von Harrow erhalten, in der er mir mitteilt, er hätte jemanden gefunden, der mir Informationen über Mrs. Fleming liefern kann. Harrow hat für heute Abend ein Treffen zwischen mir und dieser Person arrangiert.«
»Verstehe.« Gabriel blieb vor ihr stehen. Auch er trug ein Paket bei sich, das er sich unter den Arm geklemmt hatte. Es
war in Packpapier eingewickelt und hatte einen seltsamen Umriss. »Wann werden Sie ausgehen?«
»Harrow sagt, ich solle um neun kommen.«
Gabriel nickte. »Ich werde Sie begleiten.«
»Sie müssen Ihre Pläne nicht deswegen ändern«, widersprach sie eilig.
»Es macht mir keine Umstände.«
»Ich versichere Ihnen, ich werde so sicher wie in Abrahams Schoß sein.«
»Es ist mir bewusst, dass Harrow ein Freund von Ihnen und zweifellos vertrauenswürdig ist, aber ich muss darauf bestehen, Sie zu begleiten, besonders da Sie nicht persönlich mit der Person bekannt sind, mit der Sie die Verabredung haben.«
Sie schlang ihre Arme fester um das Paket. »Manchmal klingen Sie beunruhigend wie ein richtiger Ehemann, Sir, einer von denen, die nicht zu den fortschrittlichen Denkern gehören.«
»Ihre schlechte Meinung von mir verletzt mich zutiefst, aber ich werde es tragen wie ein Mann.« Lässig lehnte er sich gegen das Geländer und warf einen beiläufigen Blick auf das Paket in ihren Armen. »Nicht, dass Sie so viel Erfahrung damit hätten, wie sich ein richtiger Ehemann aufführt.«
Zorn loderte in ihr auf. »Wenn Sie damit andeuten wollen, dass ich nichts vom korrekten Verhalten eines Ehemanns verstünde,
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