Verzaubertes Verlangen
bin? Dass ich nicht mehr imstande bin, wichtige Entscheidungen zu fällen? Dass ich jetzt in allen Dingen Ihren Rat und Ihre Führung einhole?«
»Kurz und knapp: Ja.«
»Das hatte ich befürchtet.«
Gabriel steckte die Pistole wieder in seine Manteltasche. »Es ist leider Tatsache, dass Sie sich in den Augen der Gesellschaft von einer selbstbewussten, geheimnisvollen Witwe in eine ergebene Ehefrau verwandelt haben, die selbstverständlich in allen wichtigen Angelegenheiten auf die führende Hand ihres Gatten vertraut.«
Sie schloss die Augen. »Sie können sich nicht vorstellen, wie mich das verrückt macht.« Ihre Lider hoben sich wieder. »Mrs. Fleming hatte Recht. Die Witwenschaft hat eindeutig ihre Vorzüge.«
»Bitte erinnern Sie sich, dass ich ein sehr modern denkender Ehemann bin.«
»Das ist nicht komisch, Mr. Jones.«
»Ebenso wenig wie diese jüngste Entwicklung«, erwiderte
er. Sein Lächeln erlosch. »Wir haben jetzt Gewissheit, dass Burton Sie nicht aus persönlichen Gründen beschattet hat, zumindest nicht nur. Jemand hat ihn dafür bezahlt.«
»Der Dieb, der die Formel gestohlen hat?«
»Das vermute ich.« Er nahm ihren Arm und setzte sich Richtung Straße in Bewegung. »Ich möchte Sie daran erinnern, dass er nicht nur ein Dieb ist. Er ist auch ein Mörder, der wenigstens zweimal getötet hat.«
26
»Warten Sie nur, bis Sie Venetia in ihrer Abendtoilette sehen, Sir.« Edward konnte sich kaum beherrschen. »Sie werden staunen.«
Gabriel musterte den Jungen im Spiegel der Kommode. Edward platzte fast vor Aufregung. Er und Amelia waren während des Abendessens sehr geheimnistuerisch gewesen, hatten einander immer wieder verstohlen zugegrinst und ein-, zweimal unvermittelt losgeprustet. Beatrice hatte versucht, sie mit tadelnden Blicken zur Raison zu bringen, doch ihre Bemühungen waren fruchtlos gewesen.
Venetia hatte so getan, als würde sie nichts von der Stimmung am Tisch mitbekommen. Sobald Mrs. Trench die Dessertschüsseln herausgetragen hatte, war Venetia nach oben gegangen, um sich für ihre Verabredung mit Harrows Freund umzuziehen.
Edward und Amelia waren in den Salon gegangen, um Karten zu spielen, so dass Beatrice und Gabriel allein im
Esszimmer zurückblieben. Beatrice hatte ihre Serviette zusammengeknüllt und sie auf den Tisch gelegt.
»Vielleicht sollten wir uns einmal kurz über die doch recht ungewöhnliche Situation unterhalten, in der wir uns befinden, Mr. Jones«, begann sie.
»Sie machen sich verständlicherweise Sorgen um Venetia.« Er verschränkte seine Arme auf dem Tisch. »Seien Sie versichert, dass ich darauf achten werde, dass ihr wegen dieser Sache mit der Formel nichts geschieht.«
»Es ist nicht nur die Sache mit der verschwundenen Formel, die mir Sorgen macht, Sir.«
»Ich bedauere zutiefst, dass ich diesen Haushalt so in Aufruhr versetzt habe, Miss Sawyer.«
Beatrice runzelte die Stirn. »Es ist mir durchaus bewusst, dass nicht Sie es waren, der diese unglückliche Situation heraufbeschworen hat. Schließlich war es Venetia, die beschlossen hat, den Nachnamen Jones zu benutzen.«
»Sie konnte ja nicht ahnen, welche Risiken das barg. Ich versichere Ihnen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tue, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.«
»Und wenn Sie damit fertig sind, alles ins Lot zu bringen, Mr. Jones? Was passiert dann?«
Er stand auf und kam an Beatrices Ende des Tisches, um ihr vom Stuhl aufzuhelfen. »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Frage verstehe, Madam?«
Beatrice erhob sich. »Sie scheinen zu vergessen, Sir, dass Sie in den Augen der Welt der Mann meiner Nichte sind.«
»Glauben Sie mir, dessen bin ich mir durchaus bewusst.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Nun, und wie wollen Sie dieses kleine Problem beheben, wenn diese Sache beendet ist?«
»Ich gestehe, dass mein Schicksal noch immer etwas unklar ist. Zum Glück gibt es in London nur wenige Wildpferdherden. Es besteht natürlich immer noch das Risiko, von einer Wildwestbande erschossen zu werden, aber ich hege große Hoffnungen, auch diesem Ende zu entgehen.«
»Welches Ende erwarten Sie denn, Mr. Jones?«
»Ich hoffe, dass ich Venetia überreden kann, unsere Ehe Wirklichkeit werden zu lassen.«
Verblüffung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie sah ihn forschend an. »Meinen Sie das ernst, Sir?«
»Ja.« Er lächelte leise. »Wünschen Sie mir Glück, Madam?«
Sie musterte ihn lange und eingehend.
»Ich denke, das tue ich«, sagte sie schließlich. »Sie werden es
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