Verzeih mir, mein Herz!
lachte geziert auf und legte sich in einer theatralischen Geste die grazile Hand auf die Brust. „Oh, nein, Liebes, du wirst heute Abend alleine trinken müssen!”
Elizabeth lachte und anders als bei Susan erfüllte der sanfte Klang ihres aus wahrer Belustigung resultierenden Lachens den Raum mit einer angenehmen Vibration. Elizabeth füllte sich schwungvoll ein kleines Glas und überreichte ihrem verblüfften Onkel mit einem amüsierten Grinsen seinen Aufmunterer, stieß mit ihm an und kippte den Inhalt mit einem ungenierten, tiefen Schluck hinunter. Ihre Augen blitzten kalt, als sie erst ihrem Verlobten zuprostete und dann ihren durchdringenden Blick auf die überraschte Cousine heftete. „Versuch es gar nicht erst, Susan, du kannst nur auf deinem hübschen Näschen landen!”
Susans Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und warfen der verächtlich einen Mundwinkel hebenden Cousine einen siegessicheren Blick zu. „Ich weiß gar nicht, was du meinst!”, zwitscherte sie und lächelte lieblich zu den Männern, die stirnrunzelnd Blicke tauschten.
„Zwei Dinge verhindern, dass du jemals meinen Platz einnimmst”, eröffnete Elizabeth sanft und ließ dabei die plötzlich Feuer spuckende Cousine nicht aus den Augen. „Da wäre zum einen Onkel Sebastian.” Elizabeths kaltes Lächeln gewann bei der Nennung des verehrten Mannes deutlich an Wärme. „Seine Gnaden, der Duke of Marlborough für dich, Susan. Er hat meinem Vater ein
Versprechen
gegeben, aus dem Grund wird er weder mich noch Aylesbury jemals aus dieser Farce, die wir mal
Verlobung
nennen, entlassen und zum anderen …”, dieses Mal nutzte Elizabeth ihre Pause, um Susan zu bedeuten, sich nach dem Lord umzusehen, der sie mit sichtbarem Unbehagen beobachtete, „… braucht es schon einen wesentlich dümmeren Mann, um auf dich hereinzufallen!”
„Wie kannst du nur so gemein sein?”, hauchte Susan herzzerreißend. „Und andeuten, dass ich dir dein Glück nicht gönne? Ich weiß doch, wie viel es dir bedeutet, eines Tages Duchess of Marlborough zu sein!”
Bei dieser Anspielung auf ihren vermeintlich gesellschaftlichen Ehrgeiz konnte Elizabeth nur wieder auflachen. Gott, wie gut es tat, es endlich einmal auszusprechen! All die Jahre, die sie durchgestanden hatte, in denen Susan sich gehässig über das Ausbleiben von Elizabeths Verlobten ausgelassen und Salz in ihre Wunden gerieben hatte, um sich an ihrem Unglück zu weiden, und alles nur aus purer Eifersucht, fielen von ihr ab. Warum zurückhalten? „Bravo Susan! Innerhalb einer halben Stunde hast du es geschafft, mich als eine dem Alkohol zugetane, überehrgeizige Intrigantin hinzustellen und Lady Chadwick hat sich noch nicht einmal zu uns gesellt. Welch hinreißender Abend voller Lobpreisungen deiner Anmut, deines Liebreizes und deiner glänzenden Erfolge stehen uns bevor! Ein Jammer, dass wir uns dem alle so ganz umsonst aussetzen müssen! Ah, aber mir kommt da eine wundervolle Idee …” Elizabeth zwinkerte Susan verschwörerisch zu, bevor sie erklärte: „Schaffe einfach einen Fall, der es mir unmöglich macht, Aylesbury zu heiraten, dann wird er enterbt und du kannst dein Glück mit Elliott St. John versuchen. Er schien sehr angetan zu sein von deinen Reizen!”
Susan starrte die Cousine aus hasserfüllten Augen an und wäre am liebsten gleich mit ihrem geheimen Wissen herausgeplatzt. Einem Wissen, das sich zugegeben nur auf Vermutungen stützte. Sie hatte ihre Falle so sorgsam aufgestellt, aber die Zeit, die ihr Cousin außerhalb des Ballsaals verbracht hatte, war irgendwie zu knapp. Trotzdem sprach Elizabeths aufgelöste Bitte, den Ball vorzeitig zu verlassen, und ihre anschließende Krankheit sehr für ein gelungenes Spektakel, dessen böses Ende noch kommen sollte. Also verbiss sie sich die Anspielung, ob ihrer Eignung zur Duchess, und zauberte Tränen in ihre himmelblauen Augen. Da die Countess gerade den Raum betrat, schwebte Susan zu ihr herüber und ließ sich effektvoll in die Arme nehmen. „Oh, Mama, Betty ist so gemein zu mir gewesen! Sie unterstellte mir, dass ich ihr ihre Verlobung neide.”
„Elizabeth Barkley!”, wies die Countess die unliebsame Nichte zurecht und bedachte sie mit einem mörderischen Blick. Endlich kam ihr süßes Kind in den Genuss der Gesellschaft eines so hochwohlgeborenen Lords und dieses missgünstige Ding verhinderte, dass Susan wertvolle Kontakte knüpfte! Und das, nachdem sie, Gabriella, die Waise mit offenen Armen in ihrem Heim aufgenommen
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