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Verzeih mir, mein Herz!

Verzeih mir, mein Herz!

Titel: Verzeih mir, mein Herz! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Collins
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ein, weil sie ihren alten Butler heranschlurfen hörte. Hopkins war viel zu scharfäugig, wenn es darum ging, die Befindlichkeiten der Familienangehörigen auszuspähen, und würde seinem Herrn sicherlich Bericht erstatten. Jedenfalls wollte sie unbedingt ein Gespräch dahin gehend mit ihrem Onkel vermeiden, fürchtete sie doch, ihm alles zu gestehen. Die Helligkeit des sonnendurchfluteten Zimmers blendete Elizabeth, deren Augen sich an das sanfte Glimmen des Kerzenscheins gewöhnt hatten, deshalb hatte sie das Zimmer schon halb durchquert, um sich wie gewöhnlich zu Melanie und Jasmine auf das Sofa zu setzen, als sie Susans schadenfrohe Miene bemerkte.
    „Stimmt etwas nicht, Susan?”, fragte sie gereizt, nachdem sie ihren Onkel, der neben dem Kamin stehend von einem Bein aufs andere trat, mit einem Kuss auf die Wange begrüßt hatte.
    Susan lächelte zufrieden. „Ich wundere mich nur, dass du dich wohl genug fühlst, um am Dinner teilzunehmen, liebste Cousine, das ist alles.”
    Ein Schauer rieselte einer eisigen Lawine gleich über Elisabeths Rücken, viel zu süß war Susans Ton, als dass sie nicht etwas im Schilde führte. Und dass sie sich nicht irrte, erkannte sie binnen Wimpernschlägen, denn Lord Chadwick räusperte sich vernehmlich, um das Geplänkel der Mädchen zu unterbrechen und die Nichte auf ihre Gäste aufmerksam zu machen, die sie beim Eintreten übersehen hatte. Überrascht hob sie eine Braue und wandte sich langsam in die Richtung, in die Lord Roberts Kinn deutete.
    „Wir haben Gäste, Betty!”, bekräftigte Susan das Offensichtliche und weidete sich an dem unangenehmen Augenblick.
    „Mylords, ich glaube nicht, dass wir bereits das Vergnügen hatten”, grüßte Elizabeth und neigte grazil ihr Haupt, ganz so, wie sie es Lady Margaret Dutzende Male hatte tun sehen. Schnell musterte sie die unerwarteten Gäste und runzelte leicht die Stirn. Beide Gentlemen waren von hohem Wuchs, hatten dunkles, kurz geschnittenes Haar und trugen dunkle Dinnergarderobe von ähnlichem Schnitt, damit endeten ihre Gemeinsamkeiten aber auch schon. Während der eine sie mit einem strahlenden Lächeln bedachte und seine blauen Augen übermütig funkelten, betrachtete der andere sie, als wäre sie eine bittere Pille, die es zu schlucken galt.
    Der Schock, der ihr in die Glieder fuhr, lähmte einen Moment ihre Lunge, und sie musste nach Luft schnappen, bevor sie es fertigbrachte, ihre Feststellung zu revidieren. Ihren Abstand zu ihm unverändert beibehaltend, knickste sie leicht und verlieh ihrer bebenden Stimme einen Hauch Sarkasmus. „Lord Aylesbury, wie nett Sie mal wieder zu sehen. Ich nehme an, Sie sind mit den Anwesenden bekannt?” Bei dieser Frage deutete sie mit einer wohl einstudierten, kleinen Geste ihrer schmalen Hand auf die beiden Cousinen, die ob ihres Alters noch nicht am gesellschaftlichen Leben teilnahmen und nur auf ausdrücklichen Wunsch des Onkels allabendlich zum Familiendinner erschienen, ganz zum Ärger Lady Chadwicks.
    Jordan hatte seine unerwünschte Braut seit ihrem Eintritt nicht aus den Augen verloren und ärgerte sich glühend über ihre neuerliche Ignoranz. Wie am Nachmittag ihrer Verlobung war sie an ihm vorbeigerauscht und hatte sich einem älteren Herrn an den Hals geworfen, um ihn mit einer Herzlichkeit zu begrüßen, die sie bei ihm missen ließ. Dass sie in den vergangenen Jahren ausgerechnet zu einer begehrenswerten Schönheit heranreifen musste, die in jedem halbwegs vernünftigen Mann den Wunsch weckte, sie für sich zu gewinnen, machte es ihm nicht gerade leichter. Eigentlich empfand er die Ironie in dieser ganzen Geschichte unerträglich! Umso wütender war er über Daniels ostentatives Amüsement. Daniel verschlang seine Verlobte in Blassgelb genüsslich mit den Augen, nicht ohne den Groll seines Freundes zu gewahren, dessen feste Absicht, die Verlobung zu lösen, sie beide hergetrieben hatte. Vielleicht war der Aufenthalt unter dem Dach seiner wenig geschätzten Tante doch nicht so unangenehm, wie zuvor angenommen, schließlich mochte Miss Barkley die weniger angenehme Gesellschaft ihrer weiblichen Anverwandten aufwiegen.
    Jordan würgte seinen Ärger hinunter und überbrückte die Distanz zwischen ihnen mit wenigen Schritten, um sich dann galant über die nur widerwillig überlassene Hand zu beugen und einen Kuss auf ihre Fingerspitzen zu hauchen.
    „Miss Elizabeth … Miss Melanie und Miss Jasmine sind uns bereits vorgestellt worden.”
    Elizabeth hob leicht ihr Kinn an,

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