Verzeih mir, mein Herz!
Kleid eine Einzelanfertigung gewesen war und niemand, der das Mädchen gesehen hatte, und davon gab es sogar einige, hatte gewusst, wer sich hinter der aufwendigen Maske verbarg. Natürlich hätte er den Gastgeber fragen können, zumindest war das der meistgegebene Rat gewesen, aber wie sollte Jordan den zukünftigen König fragen, wer das Mädchen war, das er auf seinem Fest ruiniert hatte? Wahrscheinlich würde Prinny sogar die Ironie seiner Lage zu würdigen wissen. Aber Prinny war nicht gerade verschwiegen und das Letzte, was er wollte, war, dass sein Vater davon erfuhr. Zumindest nicht, bis er sie gefunden hatte und … ja was eigentlich? Er müsste sie heiraten, um das Unrecht, das er ihr angetan hatte, wieder gutzumachen. Aber er war doch bereits verlobt! Schwer wog sein Gewissen auf seinen Schultern, nicht nur seiner unbekannten Aphrodite gegenüber, sondern auch gegenüber seiner verschmähten Braut. Wie mochte eine Frau reagieren, die nach einer zehnjährigen Verlobungszeit abserviert wurde? Jordan seufzte schwer. Das war sowieso alles Marlboroughs Schuld! Die Verlobung, Miss Barkleys Schmerz, wenn er die Verlobung löste, und, dass er ein unschuldiges Mädchen verführte, weil er sie für seine Mätresse hielt, sowieso! Er stöhnte wieder. Vielleicht konnte er seinem Vater auch die Schuld an seinen Kopfschmerzen geben, die er ganz sicher morgen haben würde.
„Du stellst Fragen! Verstehst du nicht? Da draußen ist irgendwo ein Mädchen, das sich wegen meiner Dummheit wahrscheinlich die Augen aus dem Kopf weint. Sie ist ruiniert! Was soll sie ihrem Vater sagen? Oder ihrem Verlobten, wer weiß? Stell dir vor, es wäre einer deiner Schwester passiert!”
Daniels Miene verdüsterte sich sichtlich. Anspielungen auf seine Schwestern konnten ihm schon immer die Petersilie verhageln. Und der Gedanke, dass sich irgendjemand in solcher Weise an eine seiner kleinen Schwestern heranmachte, war tatsächlich alarmierend. Er musste gleich morgen mit seiner Mutter darüber sprechen, dass sie mit seinen beiden jüngsten Schwestern auf keinen Fall Maskenbälle besuchen sollte. Auch Jordan wurde es bei dem Gedanken ganz anders, dass das, was er seiner Göttin angetan hatte, einer seiner Schwestern widerfahren konnte. Es gab nur einen ehrenhaften Weg aus diesem Schlamassel und dafür mussten zwei Dinge geschehen: Er musste Aphrodite finden und er musste Elizabeth Barkley dazu bringen, die Verlobung zu lösen.
„Du kannst mir gratulieren, Daniel, ich werde heiraten”, prustete er und ertränkte seine Zweifel mit einem Schluck Brandy. Daniel hob sein leeres Glas, um ihm zuzuprosten.
„Das wird dem Duke sicher gefallen!”
„Mitnichten! Ich werde nämlich die falsche Braut heimführen. Sollte ich sie denn je finden.”
Dartmoor, Chadwick Park, eine Woche später
Obwohl Elizabeth sich alles andere als nach Gesellschaft fühlte, wusste sie doch, dass ihr Onkel ihre Anwesenheit bei Tisch wünschte, und so quälte sie sich gegen halb sechs aus dem Bett und klingelte nach ihrer Zofe.
„Mandy, ich denke eines der alten Kleider wird es heute Abend auch tun, ich glaube nicht, dass der Earl den Unterschied bemerken würde.”
Damit lag sie goldrichtig, denn der alte Lord schüttelte über die Extravaganzen der weiblichen Eitelkeit gemeinhin den Kopf und beließ es dabei, kommentarlos seine Börse zu öffnen. Mandy machte ein skeptisches Gesicht, widersprach aber nicht, da sie keine Gelegenheit gehabt hatte, die Garderobe aus den Schrankkoffern fachgerecht auszupacken und aufzubügeln. Elizabeth überließ die Wahl des Kleides der Zofe und ließ die Prozedur abwesend über sich ergehen. Als Mandy zurücktrat und ihrer Herrin damit das Zeichen gab, dass sie fertig war, bedankte sich Elizabeth automatisch bei der Dienerin und warf nur einen kurzen Blick in den Spiegel, um ihr Kompliment etwas glaubhafter wirken zu lassen.
„Hervorragend, Mandy, danke.”
Schlafwandlerisch lief sie durch die bereits mit unzähligen Kerzen erhellten Flure und stürzte fast die Treppe hinab ins Erdgeschoss. Dort wendete sie sich von der großen Eingangstür ab und begab sich in den hinteren Bereich des Hauses, in dem die beiden Speiseräume und im Anschluss an diese die Gesellschaftsräume lagen. Der grüne Salon, in dem sich die Familie versammelte, um auf das Anrichten des Dinners zu warten, lag zum Garten hinaus, genau gegenüber des großen Speisezimmers. Elizabeth verweilte noch einen Moment lang vor der Tür und trat schließlich nur
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