Verzeih mir, mein Herz!
beträchtliche Mehrung seines Vermögens bescheren würde. Ganz ungeachtet des Prestiges, eine so hinreißend schöne Gattin zu haben! Und das, um ein Mädchen zu ehelichen, von dem er nichts wusste und das er bisher nicht einmal hatte finden können! Elizabeth wartete nervös, bis Jordan zu ihr aufschloss, und fühlte seinen düsteren Blick unangenehm in ihrem Rücken brennen. Sicherlich würde es nicht schwer sein, ihn von ihrem Plan zu überzeugen! Sie schlenderten eine Weile nebeneinander her und hingen ihren Gedanken nach, nicht ohne einander hin und wieder einer prüfenden Musterung zu unterziehen.
Schließlich rang sich Elizabeth dazu durch, das Gespräch zu beginnen: „Lord Aylesbury, was verdanke ich den Umstand Ihres Besuches? Oder sollte ich lieber fragen: wem? Ich hoffe doch sehr, dass weder mein Onkel noch Ihr Vater Druck auf Sie ausgeübt haben?”
Stirnrunzelnd sah Jordan auf das Mädchen herab, dessen düstere Miene ihr Unbehagen deutlich zeigte. „Keineswegs, Miss Elizabeth …”
„Gut, es hätte mich betrübt, wenn einer der beiden sein Versprechen gebrochen hätte.”
„Versprechen?”, hakte Jordan nach und bemerkte ihr Zögern.
„Sich nicht einzumischen.”
„In unsere Beziehung?”
Elizabeth lachte hohl auf. „Wenn Sie es so nennen mögen, dann ja. In unsere
Beziehung
!”
Dem jungen Lord war die Unmöglichkeit ihres Gespräches durchaus bewusst und verstand ihre wenig schmeichelhafte Reaktion nur zu gut. Wenn sie ihn so hingehalten hätte, wäre sein Selbstwertgefühl wohl sehr angeknackst gewesen!
„Miss Elizabeth, ich möchte Ihnen versichern, dass mein Verhalten Ihnen gegenüber nicht …”
„Eine Herabsetzung meiner Person bedeutet?” Verärgert blieb sie stehen und stemmte die Arme in die Seiten. „Mylord, Ihre Ausflüchte interessieren mich nicht. Warum sind Sie hier? Ich denke, es ist auszuschließen, dass Sie sich plötzlich Ihrer Verantwortung bewusst wurden!” Erschrocken biss sie sich auf die Unterlippe. Das hatte sie nicht sagen wollen! Das klang so verbittert, als hätte sie all die Jahre nur darauf gewartet, dass er zu ihr kam.
„Ich war mir meiner Verantwortung Ihnen gegenüber stets bewusst, Elizabeth. Ich habe Ihnen ein Versprechen gegeben, aus freien Stücken”, knirschte Jordan und fasste die verärgerte Frau fest ins Auge. „Ich weiß, dass meine lange Ignoranz Sie verletzt haben muss und es tut mir unsäglich leid. Ich weiß nicht, wie ich meinem Anliegen nach all meinen vorangegangenen Verfehlungen Ihnen gegenüber Ausdruck verleihen soll.” So, nun war es heraus, beglückwünschte sich der Marquess, der schon fast zu der bedrückenden Erkenntnis gelangt war, dass er es nicht fertigbringen würde, sie um die Lösung ihrer Verlobung zu bitten. Er fühlte sich schuldig wegen seiner Erleichterung und wegen ihrer panischen Reaktion. Sie schnappte hörbar nach Luft, erbleichte und fasste sich mit einer zittrigen Hand ans Herz. Ausgerechnet jetzt musste ihm einfallen, dass er sie doch heiraten wollte? Verblüfft registrierte sie die Wehmut, die sie heimtückisch beschlich und ihr Herz unerbittlich zermalmte. Sie hatte fast fünf Jahre darauf gewartet, dass dieser Moment kam und nun würde sie ihn abweisen müssen.
„Mylord, ich weiß nicht, ob Ihnen bewusst ist, dass unsere Verbindung aus dem einfachen Grund existiert, mich finanziell abzusichern? Am Tage meiner Geburt war mein Vater hoch verschuldet und bangte um meine Zukunft. Mittlerweile bin ich Erbin eines riesigen Vermögens, weshalb ich nicht darauf angewiesen bin, dass Sie mich heiraten. Allerdings befinde ich mich derzeit in einer etwas heiklen Lage, in die ich mich selbst gebracht habe.” Elizabeth unterbrach sich, weil sie es nicht mehr aushielt, in sein Gesicht zu schauen, zu merkwürdig war der schnelle Wechsel seines Ausdrucks. War er entsetzt? Erfreut, belustigt oder doch eher verärgert? Sie wandte ihm den Rücken zu und konzentrierte sich auf das, was sie sagen wollte. „Ich werde erst in drei Jahren uneingeschränkten Zugang zu meinem Vermögen haben und bin bis dahin auf das Wohlwollen meines Onkels angewiesen. Sie haben vielleicht bemerkt, dass er nicht besonders durchsetzungsfreudig ist und so steht zu befürchten, dass er dem Druck seiner Gemahlin stattgeben würde, mich nach einer Lösung unserer Verbindung baldigst anderweitig zu verheiraten. Möglicherweise würde sie dabei keine Rücksicht auf meine Vorlieben nehmen.”
Jordan runzelte verwirrt die Stirn und starrte auf
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