Verzeih mir, mein Herz!
sich ängstlich, wie viel sie gehört hatten.
„Keineswegs!”, zwitscherte Melanie, die sich erstaunlich schnell von ihrer Überraschung erholt hatte und dem grinsenden Lord ein ebenso heiteres Gesicht zeigte: „So etwas kann man nicht früh genug planen, sonst kommt man in Bedrängnis. Ein Geschenk soll doch nicht nur von Herzen kommen, sondern auch dem Gusto des Beschenkten entsprechen. Stimmen Sie mir da nicht zu, Lord Southampton?”
Elizabeth zog eine Braue hoch und revidierte ihre Meinung, dass Melanie noch zu jung war, um als Konkurrentin zu gelten. Sie beherrschte die Kunst des Flirtens erstklassig!
„Natürlich!”
„Lord Aylesbury?”
Auch der verschmähte Verlobte gab seine Zustimmung und bemühte sich, ein weniger säuerliches Gesicht zu machen. Heute hatte sich wieder einmal einer der Weisheiten seines Vaters bewahrheitet. Wer an Türen lauscht, hört nicht selten etwas Abträgliches über sich selbst! Es war ja nicht so, dass er es nicht schon vermutet hatte, aber aus ihrem Mund zu hören, dass sie einem anderen den Vorzug gab, war niederschmetternd. Miss Melanie hatte recht, wer sie nicht wollte, war ein Esel. Seufzend gestand er einem weiteren Rat seines Vaters eine gewisse Wahrhaftigkeit zu: Wenn du sie erst einmal kennengelernt hast, wirst du keine andere wollen!
Jordan hatte seinen Vater ausgelacht, schließlich war sie nur ein Mädchen wie jedes andere auch. Aber Elizabeth war nicht wie andere Mädchen. Sie war nicht nur unglaublich schön, sie bestach auch durch eine moralische Integrität, die erschreckend war. Aus dem Stegreif hätte er Melanie recht gegeben, was war schon eine unerwiderte Liebe, wenn man seinen Ehepartner zumindest mochte?
Aber natürlich war dies ohne Bedeutung. Es war ja nicht so, als würde er sie plötzlich unbedingt heiraten
wollen
. Elizabeth fühlte Jordans durchdringenden Blick unablässig auf sich gerichtet und suchte nach einem Ausweg aus dieser unmöglichen Situation. Es beruhigte sie, dass sie nichts wirklich Kompromittierendes gesagt hatte und dass er schließlich bereits wusste, dass sie ihn nicht zu heiraten gedachte. Es gab also keinen Grund, sich schuldig zu fühlen, außer natürlich generell. Sie hatte schließlich ihr Versprechen gebrochen und belog ihn zudem noch.
Auch Jordan empfand Reue. Dafür, dass er sie so lange ignoriert, sich nie auch nur ein wenig um sie gekümmert hatte. Damit war die Liste seiner Verfehlung noch nicht vollendet, schließlich war da nicht nur sein wenig versteckter Unwille gewesen, sondern auch die Sache mit seiner Aphrodite, die letztlich zur endgültigen Zurückweisung seiner Verlobten führen würde.
Elizabeth klingelte nach dem Butler, um den Tee zu ordern. „Bitte informieren Sie auch Ihre Ladyschaft, die Dowager Countess, sowie Miss Susan und Miss Jasmine, dass wir unseren Tee hier nehmen werden.”
„Haben Sie Ihren Spaziergang heute Morgen noch genießen können, Miss Barkley?”, fragte Jordan, weil ihm kein besseres Gesprächsthema einfallen wollte und weil er es für sinnvoller hielt, mit ihr zu sprechen, als sie nur böse anzustarren.
Elizabeth wollte antworten, dass sie ihn sehr genossen hatte, was eine dreiste Lüge gewesen wäre, aber dem guten Ton entsprach. Schließlich interessierte es den Marquess nicht wirklich, ob sie Spaß hatte oder nicht. In letzter Sekunde entschied sie sich anders, sie brauchte sich nicht an die Etikette zu halten, schließlich gab es keinen Grund, irgendjemanden von sich einzunehmen! „Offen gestanden nicht, auch die herrliche Landschaft vermochte es nicht, mich wieder aufzuheitern.”
Melanie sperrte den Mund auf und starrte Elizabeth mit großen Augen an, während Lord Southampton sich nur noch lachend den Bauch hielt.
Jordan knirschte mit den Zähnen. Sie war ein Zankteufel. Gott sei es gedankt, dass sie ihn abwies! „Nun, wie betrüblich”, murmelte er, dankbar für die Unterbrechung, die Susans Eintreten brachte.
Susan knickst vor den Lords und gab lieblich Höflichkeiten von sich, bevor sie sich an die unliebsamste ihrer drei Cousinen wandte: „Mama sucht nach dir, Betty, sie ist in ihrem Salon.”
Elizabeth hob als Antwort nur eine Braue. Hopkins erschien mit dem Tee und Susan wiederholte ihre Aufforderung, wobei sie spöttisch hinzusetzte: „Meli und ich werden mit den Gentlemen solange den Tee einnehmen. Ich bin mir sicher, Mama wird dich nicht lange aufhalten.”
„Lady Chadwick wird mich gar nicht aufhalten, Cousine. Oh, Großmutter, schön, dass
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