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Verzeih mir, mein Herz!

Verzeih mir, mein Herz!

Titel: Verzeih mir, mein Herz! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Collins
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Kommentar Susans. „Wenn man das Gepinsel so sehen will!”
    „Vielleicht möchtest du Lord Aylesbury und … Lord Southampton nach dem Tee deine Bilder zeigen?”
    „Gerne. Da fällt mir ein: Würdest du mir für mein neues Projekt Model stehen?”
    „Selbstverständlich, worum geht es?”
    Melanie zuckte leicht mit den Schultern und gab zu, es noch nicht genau zu wissen. „Ich schwanke zwischen Loreley und Helenas Fall. Allerdings würde mir da ein Paris fehlen.”
    „Loreley? Du meinst doch nicht die Hexe aus der Ballade von diesem preußischen Dichter? Ich hoffe, ich sehe nicht so schlimm aus, als dass ich eine Hexe darstellen könnte!”
    Melanie kicherte bei Elizabeth gespielter Entrüstung und beschwichtigte sie betont ernst:
    „Aber nein! Keine Hexe, eine Nymphe, die Männer ins Verderben lockt. Jasmine hat mir von ihr erzählt, sie stammt aus einer Erzählung von Brentano.”
    „Na, da hat mir die Hexe besser gefallen. Und wie stellst du dir das vor? Befinden sich Nymphen nicht stets in der Nähe von Wasser? Ich hoffe ernsthaft, dass du nicht vorschlagen wirst, ans Meer zu fahren!”
    Melanies Schultern sackten etwas nach unten und sie machte ein bedauernswert bedrücktes Gesicht. „Ich bräuchte schon einen Felsen. Vielleicht können wir das Sujet in den nächsten Sommer verlegen?”
    „Mal sehen. Was war das andere? Helenas Fall?”
    „Ja, den Moment, in dem sich die schöne Helena in Paris von Troja verliebt. Gehen wir davon aus, dass es Liebe auf den ersten Blick war …”
    Elizabeth schnaubte. „Romantikerin! Paris hat sie entführt, wer weiß, ob sie überhaupt etwas für ihn empfand!”
    Das kritisierte Mädchen riss die Augen auf, während Susan schadenfroh kicherte. Lady Charlotta schalt Elizabeth für ihre abschätzige Reaktion, die Melanie sichtlich verunsicherte.
    „Dann wäre sie doch zurückgegangen zu ihrem Gatten, bevor sie Troja angriffen. Seit wann bist du denn so zynisch?”
    „Das ist kein Zynismus, Meli. Wenn du mich fragst, wäre sie zurückgegangen auch gegen Paris’ Willen,
wenn
sie ihn geliebt hätte. Schau, was passiert ist! Troja ist gefallen, Volk und König dahingemetzelt … Helena wird die Rachsucht ihres Gatten gekannt haben.”
    „Willst du ihr die Schuld für den Untergang Trojas anlasten?”
    „Keineswegs. Paris ist schuld. Er hätte die Finger von Helena lassen sollen, schließlich war sie verheiratet mit dem König, bei dem sie zu
Gast
waren.” Elizabeth zuckte die Schultern, als wäre das Thema für sie damit beendet und stellte ihre Tasse zur Seite. Melanie starrte sie etwas entgeistert an, ohne ihre Überraschung aus ihrem Antlitz bannen zu können und Charlotta runzelte die Stirn.
    „Ich wage nicht, dir zu widersprechen, mein Kind, hast du doch den Kern der Tragödie getroffen. Trotzdem verstehe ich deine Folgerung nicht. Muss man allem entsagen, nur weil man liebt?”
    „Die ganze Geschichte hat nichts mit Liebe zu tun. Paris hat Helena entführt, weil sie schön war und er sie …”, beinahe hätte sie
begehrte
gesagt, schluckte aber dieses unziemliche Wort schnell wieder runter, „… besitzen wollte. Wie einen goldenen Teller, oder Geschmeide. Und genau das ist auch der Grund, warum Menelaus, ihr Gatte, sie zurück wollte. Sie war sein Besitz.”
    Nachdenklich betrachtete die alte Dame ihre Enkelin. Elizabeths Vater hatte ihr eine umfassende Bildung zuteilwerden lassen und sie ermutigte die jüngeren Cousinen, sich ebenfalls mit Literatur, Latein, Geografie und griechischer Mythologie zu beschäftigen, auch wenn es ihrer Tante missfiel. Trotzdem war es Lady Charlotta bisher nie aufgefallen, dass diese Bildung einen negativen Einfluss auf sie ausübte.
    „Dass dies ausgerechnet aus deinem Mund kommt, Elizabeth!” Lady Charlotta schüttelte verwundert den Kopf. „Ist dein Vater etwa gestorben, weil er den Verlust seines
Besitzes
nicht verkraften konnte? Du verunglimpfst das Ansehen deiner Eltern, wenn du so daherredest!”
    Elizabeth erblasste, reckte aber ihr kleines Kinn. Sie wollte weder ihre Eltern noch die Gefühle, die sie füreinander gehegt hatten, verunglimpfen. Schon gar nicht, weil sie selbst nicht dazu in der Lage war, ähnliche Empfindungen hervorzurufen oder gar selbst zu fühlen. Schließlich konnte sie nicht mal ihrem langjährigen Verlobten ein Gefühl abtrotzen, und was auch immer sie für ihn empfand, wollte sie nicht mit Liebe betiteln.
    „Ich bin sicher, Miss Barkley wollte nichts dergleichen ausdrücken, Sie müssen

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