Verzeihen ist immer moeglich
Anwesenheit:
»Und dann merkte ich plötzlich, dass es ganz intensiv nach Rosen duftete! Wenn man die Nase in eine Rosenblüte gesteckt hätte, wäre der Duft nicht intensiver gewesen! Ich verstand das als ein Zeichen von April, die damit meinte, dass sie nun an einem besseren Ort sei. In den nächsten Wochen roch es in Aprils Zimmer immer wieder, wenn auch nicht ständig, ganz stark nach Rosen. Mein Mann und ich fühlten uns sehr getröstet.« 33
Geruchsphänomene während des Sterbens
Viele Menschen haben davon berichtet, einen Blumenduft im Augenblick des Todes eines Angehörigen wahrgenommen zu haben. Eine Frau, die ihren Mann im Sterben begleitete, erzählte mir in einem Seminar:
»Plötzlich war ein ausgesprochener Blumenduft im Raum. Ich hatte noch nie jemanden begleitet und fragte die anwesende Schwester, ob sie das auch bemerkte. Sie nickte nur zustimmend. Ich schaute mich im Raum um, aber es gab nichts, was irgendwie mit diesem Duft in Verbindung stehen könnte. Ich habe es später für mich so verstanden, dass dieses die Art meines Mannes war, sich von mir zu verabschieden.«
Spontan auftretender Blumenduft kündigt häufig den Tod eines Nahestehenden an, wie eine liebevolle Geste des Abschieds.
Körperliche Berührungen
Eine Form des Nachtodkontaktes ist eine körperliche Berührung durch einen Verstorbenen. Das kann sich in einer Umarmung, durch Streicheln oder in einem Kuss ausdrücken. Es handelt sich dabei um vertraute Gesten. Das tritt besonders häufig auf, wenn vorher eine enge oder intime Beziehung bestand.
Die Erlebenden erhalten dadurch die Gewissheit, nicht allein zu sein. Taktile Berührungen sind stets mit dem Gegenwartsgefühl verbunden, wobei der Verstorbene seine Nähe körperlich zum Ausdruck bringt. Das wird meistens im Wachzustand erlebt.
»Eine Frau, deren Sohn Albert mit acht Jahren durch einen Unfall ums Leben gekommen war, war darüber verzweifelt und konnte oft vor Schmerz oder Trauer nicht einschlafen. Fünf Wochen nach seinem Tod spürte sie plötzlich Alberts Hand, die sanft ihr Gesicht streichelte. Es war genauso, wie er es vor seinem Tod getan hatte. Seine Gegenwart wirkte wohltuend auf sie und die Frau fühlte sich das erste Mal seit Wochen entspannt. Albert wollte ihr mitteilen, dass alles gut wird, und sie fühlte sich getröstet.«
Verstorbene wählen vertraute Gesten, wodurch sie wiedererkannt werden. Wenn ein Ehemann die Angewohnheit hatte, das Knie seiner Frau zu streicheln, würde sie eine Berührung im Gesicht nicht mit ihm in Verbindung bringen können. Deswegen sind sich die Erlebenden absolut sicher, dass sie sofort wissen, um wen es sich handelt.
»Monika war als Beifahrerin mit ihrem Freund Walter unterwegs, als ein Auto sein Motorrad streifte und beide in einen Graben geschleudert wurden. Ihr Freund war sofort tot. In der Notaufnahme des Krankenhauses – sie wusste noch nichts von seinem Tod – fühlte sie plötzlich einen tiefen inneren Frieden, vollkommene Ruhe und eine sonderbare Wärme erfasste ihren ganzen Körper.
In den darauffolgenden Monaten spürte Monika immer wieder ein Streicheln auf ihrer Wange, das sie durch die wiederkehrende Intensität und Vertrautheit mit Walter in Verbindung brachte. Sie fand ihren inneren Frieden wieder und wusste, dass Walter nach wie vor bei ihr ist. Diese Erfahrungen bereicherten ihr Leben ungemein.«
Unerwartete Berührungen von Verstorbenen können mitunter die Angehörigen verunsichern oder gar verängstigen. Nicht jeder kann mit dieser Nachtodform umgehen.
Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass wir einem Verstorbenen direkt sagen können, wenn wir etwas nicht wollen. Ein zu intensives Erleben wirkt mitunter erschreckend, zumal es meist plötzlich in Erscheinung tritt. Dennoch ist es niemals die Absicht eines Verstorbenen, uns durch seine Gegenwart zu erschrecken. Elena schrieb mir:
»Vor einigen Jahren starb mein Opa. Wir hatten ein sehr enges Verhältnis. Vier Wochen nach seinem Tod wurde ich wie aus dem Nichts berührt. Ich empfand ein Streicheln im Gesicht, im Haar und manchmal kraulte er mir den ganzen Körper. Zunächst genoss ich die Berührungen meines Opas, denn sie linderten meine Trauer. Mein Problem ist jedoch, dass das Erleben nicht mehr vergeht, und das schon seit vier Jahren. Ich muss gestehen, dass ich es immer wieder zugelassen habe. Ich kann nicht mehr allein im Dunkeln schlafen, lasse den Fernseher die ganze Nacht laufen und ziehe nachts die Gardinen nicht zu.
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