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Verzeihen ist immer moeglich

Verzeihen ist immer moeglich

Titel: Verzeihen ist immer moeglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Jakoby
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vor, dass sie sich bei Nachbarn oder Freunden bemerkbar machen, wie im nachfolgenden Beispiel. Der siebenjährige Patrick wurde von einem Auto überfahren. Die Nachbarin seiner Mutter erlebte eine unerwartete Begegnung:
    »In der Nacht nach Patricks Beerdigung ging ich schlafen, wie sonst auch. Plötzlich hörte ich die Stimme eines kleinen Kindes – sie brach auf einmal in meinen Traum ein. Da begriff ich, es war Patrick. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber er schien wirklich hier zu sein. Ich hatte den Eindruck, dass er sagte: ›Ich gebe dir eine Botschaft. Sag Mama und Papa, es geht mir gut. Sie sollen wissen, dass ich in Sicherheit bin. Ich weiß, sie sind sehr traurig, aber sag ihnen, sie sollen meinetwegen nicht weinen.‹ Das alles schien irgendwie direkt in meine Gedanken einzudringen. Kurz darauf fuhr ich ein paar Wochen weg, doch der Traum ging mir nicht aus dem Sinn. Sechs Wochen später war er wie immer noch ganz lebhaft in Erinnerung.
    Dann kam eines Tages Patricks Mutter Debra zu mir. Ich erzählte ihr, dass Patrick mich besucht hatte, und sie hörte mir gespannt zu. Sie sagte, genau das habe sie hören wollen. Es gab ihr etwas, an dem sie sich festhalten konnte, und für Patricks Eltern blieb es ein großer Trost.« 54
    Es erfordert manchmal großen Mut, eine empfangene Botschaft dem Betroffenen mitzuteilen. Die Erlebenden ahnen manchmal gar nicht, welche Bedeutung derartig tröstliche Worte für Eltern haben können. Manchmal müssen wir nur unsere Angst überwinden, für merkwürdig oder komisch gehalten zu werden, um eine Nachtoderfahrung anderen mitzuteilen. Wenn Sie stellvertretend eine solche Botschaft erhalten, ist es wichtig, die Einzelheiten genau aufzuschreiben. Was Ihnen vielleicht als unbedeutend erscheint, kann für einen anderen von großer Wichtigkeit sein.

    54 Guggenheim, Trost aus dem Jenseits, S. 140 f.

6. Kapitel – Nachtodkontakte in der Psychotherapie
    In der Beratung und Psychotherapie Trauernder war es bis vor einigen Jahren üblich, die Verbindung zum Verstorbenen endgültig zu lösen. Das erklärte Ziel war, die Verstorbenen loszulassen, damit sich emotionale Bindungen auflösen können und der Trauernde sich dadurch dem Leben neu zuwenden kann. Dabei wurde zum einen geleugnet, dass die Verstorbenen sich mit uns in Verbindung setzen können und andererseits die Tatsache verkannt, dass Liebe ewig ist und über den Tod hinaus bestehen bleibt.
    Sigmund Freud prägte das vorherrschende wissenschaftliche Verständnis von Trauer. Sie wurde als psychische Arbeit angesehen, was später den Begriff Trauerarbeit prägte. Freud sprach von einer »Ablösung der Libido«, was nichts anderes als Loslassenmüssen bedeutet, um zu einer neuen emotionalen Freiheit dem Verstorbenen gegenüber zu kommen. Demnach ist der Trauerprozess erst dann abgeschlossen, wenn das geforderte Loslassen erfolgt ist.
    Dieses widerspricht jedoch der inneren Natur des Menschen, da Liebe nicht losgelassen werden kann und sich lediglich die Form der Beziehung wandelt. Wenn der Verstorbene ein Teil der Innenwelt geworden ist, kann diese Aufrechterhaltung der Verbindung als völlig normal angesehen werden. Durch Nachtodkontakte erfahren viele Menschen die allgegenwärtige und allumfassende bedingungslose Liebe als Teil ihrer Innenwelt, was das Vertrauen in das Leben stärkt.

    Neue Wege zur Heilung der Trauer
    Allan Botkin entwickelte Mitte der 1990er-Jahre ein neues Verfahren zur Trauer- und Traumabewältigung: IADC, »Induced After Death Communication«, was auf Deutsch so viel heißt wie eingeleitete Nachtodkommunikation. Botkin arbeitete mit schwer gestörten Kriegsveteranen und verwendete die EMDR-Traumatherapiemethode. Dabei wird durch Augenbewegungen, die therapeutisch angeleitet werden, eine Verbindung zwischen dem Klienten und seinem innerseelischen Trauma hergestellt.
    Während der Sitzung eines Kriegsveteranen, der durch den Tod eines kleinen vietnamesischen Mädchens, das er adoptieren wollte, nie hinweggekommen war, kam es zu Botkins großer Überraschung zu einem Nachtodkontakt. Der Mann berichtete unter Tränen:
    »Als ich meine Augen schloss, sah ich Le als wunderschöne Frau mit langem schwarzem Haar in einem weißen Gewand; sie war von einem strahlenden Licht umgeben. Sie erschien mir glücklicher und zufriedener als alle Menschen, die ich kenne. Sie dankte mir, dass ich mich vor ihrem Tod ihrer angenommen hatte. Ich sagte, ich liebe dich, Le, und sie antwortete, ich liebe dich auch, Sam. Und

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