Verzeihung, sind Sie mein Koerper
Frageformulierungen auftauchen, dann bitte ich die Klientin, die Augen zu schlieÃen, und spreche ihr ihre eigene Formulierung vor. Sie hat die Aufgabe zu spüren, ob der Körper »Ja« oder »Nein« sagt, das heiÃt, ob der Körper zum Beispiel warm und weit wird oder ob der Atem stockt und alles eng wird. So kommen wir zu relativ verlässlichen Formulierungsergebnissen.
Der andere, wesentlich gewichtigere Hintergrund für ein vages Anliegen könnte sein, dass aus der unbewussten Tiefe der Klientin ein massives Thema heraufdämmert, das ihr Bewusstsein noch nicht fassen kann. Es würde aber nicht heraufdämmern, wenn seine Zeit nicht gekommen wäre. So ein Thema verdient viel Respekt und sehr viel Geduld, auch von den Repräsentanten in der nachfolgenden Aufstellung. Die Vorgangsweise im Interview ist dieselbe wie bereits geschildert. Auch hier ist eine konkrete Eingrenzung über das Abfragen des Körpers angezeigt, diesmal aber zum Schutz der Klientin und nicht zur Orientierungshilfe.
Wie kann man die beiden Varianten voneinander unterscheiden? Oft gar nicht, manchmal aber an der Spannung im Raum, wenn das Gespräch seinen Fortgang nimmt. Beide Varianten bergen die Gefahr in sich, dass sich das Thema während des Gespräches scheinbar »verliert«. Daher ist die zusammenhaltende, bündelnde Unterstützung des Fragenden wichtig.
Es ist besser, die Arbeit mit einem kleinen Themenausschnitt zu beginnen. Dieser schafft einen guten Rahmen für die vermuteten Erweiterungen, Vertiefungen und möglichen Dramatisierungen. Bevor im Gespräch die zusammenfassende Unterstützungsarbeit beginnt, muss sich das Thema entfalten können, sonst würgt man es zu früh ab, sehr zum berechtigten Frust der Klientin.
Das bisher Gesagte gilt für jede Art von Vorgespräch bei Aufstellungen. Für Vorgespräche bei Körper â bzw. Symptomaufstellungen kommt noch ein anderer Aspekt hinzu. Am Ende dieses Buches findet sich eine Liste von sogenannten Körperzuordnungen (siehe Anhang). Hierbei werden Körperteile und Körperregionen bestimmten Begriffen zugeordnet. Diese Zuordnungen sind uralt, klingen ärgerlich nach Klischee und sind doch erstaunlich verlässlich. Ich bin ein skeptischer Mensch und habe sie erst jahrelang getestet, bevor ich diese Liste angefertigt habe. Man muss diese Zuordnungen nicht wie eherne Gesetze behandeln, aber als Hinweise für Richtungsansätze sind sie sehr brauchbar. Es ist gut, diese Liste im Hinterkopf zu haben, wenn man das Interview einer Körperaufstellung führt. Wenn jemand mehrere Beschwerden zum Beispiel an der rechten Körperseite schildert, kann man behutsam nach dem Vater oder der Vaterlinie fragen. Wenn jemand im Nackenbereich nachhaltige Probleme hat, kann man sich vorsichtig erkundigen, ob es in der Familie sehr ehrgeizige Menschen gegeben hat oder jemanden, dessen Ehrgeiz nie befriedigt
worden ist. Auf diese Weise kann man die Klientin unterstützen, Zusammenhänge herzustellen, die dann in der Aufstellung nützlich sind.
Unsere eigene Geschichte und in manchen Fällen auch die Geschichte unserer Ahnen ist in unserem Körper gespeichert. Diese Speicherfähigkeit wird Zellgedächtnis genannt. Unsere Zellen tragen Erinnerungswissen in sich. Wenn sich dieses Wissen in einer Krankheit ausdrückt, dann bedeutet dies, dass es jetzt an der Zeit ist, die Botschaft dieser Körperregion ernst zu nehmen, mit ihr in Dialog zu treten und ihr zu erlauben, die Führung in Richtung Auseinandersetzung, Akzeptanz und möglicher Heilung zu übernehmen. Der Teil unseres Körpers, der erkrankt ist, wird gewissermaÃen unser Lehrer. Wir neigen dazu, uns aus erkrankten und vielleicht auch schmerzenden Regionen zurückzuziehen â dadurch isolieren wir diese in unserem Körper. In der Folge sind sie weniger durchblutet, und die Heilung dauert länger. Wie im übrigen Leben gilt auch hier: Alles, was gesehen und angenommen wird, neigt sich uns zu, alles, was ausgeschlossen wird, stellt sich zwischen uns und unser Leben.
Der nachfolgende Abschnitt könnte sich bei den Beispielen aus der Praxis finden, aber es handelt sich hierbei um drei Varianten eines möglichen Vorgesprächs (aus der Einzelarbeit) mit nachfolgender inner-körperlicher Aufstellung. Deswegen möchte ich mit ihnen das vorliegende Kapitel beschlieÃen.
Vorgespräch und Ouvertüre ersetzen die
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