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Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Titel: Verzeihung, sind Sie mein Koerper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christl Lieben
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anderen Partner zusammen. Sie vermutete, dass dieser »Familienriss« der Auslöser für die Krankheit ihrer Tochter war.

    Sie stellte:
■ sich als Fokus,
■ das Kind,
■ den Kindsvater,
■ den neuen Partner.
    Während sie das tat, sagte sie so nebenher: »Als meine Tochter drei Jahre alt war, starb ihr Großvater, den sie sehr liebte.« Ich bat Frau A., diesen Großvater dazuzustellen. Und nun geschah Folgendes. Der Repräsentant des Großvaters war ein stiller, unauffälliger Mann. Ein Arzt. Ich hatte ihn in der Gruppe als nüchtern und vernünftig kennengelernt. Kaum stand er in der Position des Großvaters, verwandelte er sich auf eine seltsame Weise. Seine Augen quollen hervor, die Hände ballten sich zu Fäusten, der Atem kam kurz und stoßweise. Er starrte wie gebannt auf die Repräsentantin des Kindes und sagte immer wieder denselben Satz: »Ich will zu ihr, ich will zu ihr, ich will durch sie leben.« Das »Kind« stand vor ihm und sah nur ihn. Es stand ganz ruhig und ohne Furcht.
    Hatte ich da eine Besetzung vor mir? War das Kind in seiner Liebe zu diesem Großvater zu seinem Werkzeug geworden? Ich machte meine Hypothesen nicht öffentlich, sondern stellte drei Repräsentanten in das System, die das heilende Licht des Universums verkörpern sollten. Ich bat den Großvater, sich zu ihnen zu drehen und die Lichtgestalten um das zu bitten, was ihm dabei helfen könnte, das Kind loszulassen. Zuerst widerstrebend, aber dann immer offener, stand er vor den Gestalten und bat schließlich um Frieden. Die Lichtgestalten sandten ihm durch ihre Augen und aus ihrem Herzraum heraus diesen Frieden. Er nahm ihn mit seinen Augen und mit seinem Herzen auf. Zunehmend entspannte er sich und wurde zu dem Menschen, als den wir ihn kannten. Schließlich sagte er: »Jetzt kann ich gehen«, und bewegte sich langsam und sehr bewusst
an den Rand des Systems mit Blick nach außen. Das Kind war verzweifelt, es verlor seine wichtigste Bezugsperson und seine Aufgabe. Es bekam von den Lichtgestalten sein eigenes Leben und wurde daraufhin ruhig und zufrieden. Der neue Partner der Mutter hatte in dieser Aufstellung keine Relevanz.
    Ich schlug der Mutter vor, wenn sie abends nach Hause kommt, sich an den Bettrand ihrer Tochter zu setzen und dem Kind einfach und undramatisch zu erzählen, was in der Aufstellung vor sich gegangen war. Etwas in dem Kind würde verstehen. Sie tat es und rief mich 14 Tage später an. Das Mädchen hatte noch einen Krampfanfall und dann keinen mehr, auch nach drei Monaten nicht. Die Mutter überlegte, sie in eine normale Schule zu schicken.
    Dann verlor ich die Spur und weiß nicht, wie es weitergegangen ist und ob die Besserung angehalten hat.
    Was ich getan habe? Das, was mir im Augenblick als einzige Lösung eingefallen ist. Ich habe es trotz großer innerer Bedenken, Anweisungen dieser Art auszusprechen, getan.
    Eine wichtige Erfahrung, die ich hier gemacht habe, ist, als Begleiterin befremdlicher Situationen in Aufstellungen den eigenen inneren Impulsen vertrauend zu folgen, selbst wenn diese Impulse sehr unkonventionell sein sollten. Das System führt uns. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Impulse in ihrer Intention respektvoll und heilend sind.
    Der stürzende Mann
    Ein Mann im Rollstuhl kam zu mir in Begleitung seiner Frau. Herr B. hatte ein Jahr zuvor einen Schlaganfall gehabt, mit der Folge einseitiger Lähmung. Die neurologischen Befunde besserten sich rasch und am Arm seiner Physiotherapeutin konnte er fast normal gehen, – nicht aber allein. Da wurde ihm sofort schwindlig und er drohte zu stürzen, wenn er nicht aufgefangen
wurde. Alle waren ratlos, auch seine Ärzte. Wir wählten die Positionen:
■ Herrn B. als Fokus,
■ sein Stürzen,
■ das, wofür das Stürzen steht.
    Da es sich um eine Einzelarbeit handelte, wurden von Frau B. Bodenanker nach seinen Angaben gelegt, und ich stellte mich als Repräsentantin auf die verschiedenen Plätze. Die Fokusposition und das Stürzen waren stark auf »das, wofür das Stürzen steht« bezogen. In dieser Position wurde ich zum fünfjährigen Buben. Ich fragte Herrn B., was in seinem Leben passiert sein könnte, als er fünf Jahre alt war. Er schaute ratlos ins Leere und sagte: »Nichts«. Pause. Nach ein paar Schweigeminuten fragte ich: »Wirklich nichts?« »Nein ... oder warten

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