Verzeihung, sind Sie mein Koerper
unsere Intention als Begleiterin bei der Körperarbeit ist jeweils dieselbe: Geist und Körper einander näher zu bringen in Richtung einer möglichen Integration. Das meint, den Hindernissen, wie Glaubenssätzen, abgespaltenen Emotionen, Ãngsten etc., die Geist und Körper voneinander trennen, die Chance einer Verwandlung zu geben. Wenn wir als Begleiter während der Arbeit die Möglichkeit der Verwandlung als Gewissheit in uns haben, dann übertragen wir dieses Vertrauen auf die Klienten und unterstützen damit den Prozess.
Auch das schon geschilderte Ungleichgewicht der Wertung von Geist und Körper kann sich für unsere Klienten ändern, wenn wir beiden Polen innerlich denselben Respekt erweisen.
Allein die Idee, zur Abwechslung den Geist in den Dienst des Körpers zu stellen und nicht umgekehrt, wie wir es gewöhnlich tun, kann in den Menschen, die wir begleiten, Welten verändern. Voraussetzung ist, dass wir diese Erfahrung bereits selbst in uns tragen. Nur dann können wir sie glaubhaft vermitteln.
Ich denke, es wird deutlich, wie konsequent wir an uns selbst arbeiten sollten, wenn wir andere Menschen wirksam begleiten wollen. Und es schlieÃt sich die Frage an: Welche Erfolgschancen haben Körperaufstellungen? Es ist legitim, dass wir uns diese Frage stellen.
Was können wir als Therapeuten dazu beitragen â und â welche Haltung hilft uns, uns selbst zu schützen?
Wir sind als erfahrene Begleiterinnen von Aufstellungen weitgehend imstande, uns von den Schicksalen unserer Klienten emotional zu distanzieren. Aber wie ist das mit unserem Körper? Wir bestehen zu 70 Prozent aus Flüssigkeit, Blut und Lymphe. Der Japaner Masaru Emoto hat herausgefunden, dass Wasser seine Kristallstruktur verändert, wenn man es lobt, verflucht, darüber gebeugt betet etc. Unsere Körperflüssigkeiten reagieren mit Sicherheit genauso. Wenn wir einen Tag lang Schicksale begleitet haben, dann tragen wir die »Abbilder« dieser Schicksale im Blut, und das Blut verteilt sie in unserem Körper. Das ist nicht gesund, und viele psychosomatische Reaktionen scheinen eine Folge davon zu sein. Diese Gedanken sind eine bislang nicht verifizierte Vermutung, die dazugehörigen Untersuchungen stehen noch aus und werden vielleicht nie meine Theorie bestätigen.
Wie auch immer, wir sollten uns schützen als ständige Begleiterinnen von fremden Schicksalen, die immer wieder aufs Neue im Raum aufgespannt auf uns warten.
Das Vorgespräch zur Aufstellung
Der gemeinsame Weg in die Aufstellung beginnt für uns und unsere Klienten mit dem Vorgespräch. Ich führe diese Gespräche immer (auÃer in meinen Lehrgängen) unter vier Augen in einem Nebenzimmer. Das hat zwei Gründe: Erstens möchte ich meiner Klientin, meinem Klienten, die Möglichkeit geben, sich so weit zu öffnen, wie es gerade für den Augenblick stimmt, und das ist leichter unter vier Augen. Zweitens bekommt die Gruppe anschlieÃend nur ein paar Sätze als Information von der Klientin, bevor sie ihre Repräsentanten wählt. Dadurch werden die Aussagen der Repräsentanten freier, unbefangener und oft wesentlich präziser. In meinen Seminaren kreiere ich gemeinsam mit den Teilnehmern einen »wertfreien Raum«. Ich spreche regelmäÃig am Anfang des Seminars darüber. Obwohl es selbstverständlich und ein integraler Bestandteil unserer Arbeit ist, tut es allen gut, es ausgesprochen zu hören. Wir werden drauÃen im Leben dauernd bewertet und bewerten dauernd selbst. Daher ist es eine groÃe Befreiung, sich gemeinsam in dem wertfreien Raum niederzulassen.
Diese Wertfreiheit bestimmt auch das Gespräch. Ich wähle eine Sitzanordnung, die nicht direkt gegenüber, sondern im stumpfen Winkel zueinander gewandt ist, sodass die Klientin mit ihrem Anliegen die Wahl hat, sich mir zuzuwenden oder in den freien Raum vor uns zu schauen, um dort das zu finden, was sie mir erzählen möchte. Meine Fragen dienen dazu, dass sie sich in ihrer Erzählung auf das Wesentliche konzentriert oder auftauchende scheinbare Nebenimpulse als zentral erkennt. Meine Fragen machen Mut, aber verhindern auch, sich
in wiederholenden, unfruchtbaren Schleifen zu verlieren. Ich lasse berichten, aber nicht klagen. Unser gemeinsames Ziel ist es, das Anliegen möglichst stimmig und präzise zu formulieren. Damit geht die Klientin dann in die Aufstellung. Die Zeit, die der
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