Verzeihung, sind Sie mein Koerper
aufzusteigen â so, als würden Sie mit jedem Einatem neu geboren.
Der Ausatem ist länger als der Einatem und zwischen Aus-und Einatem gibt es eine Pause.
»Sich loslassen, sich niederlassen (Ausatem), einswerden (Atempause in der Tiefe), neu werden (Einatem)«. So beschreibt Dürckheim den meditativen Atem.
Nehmen Sie sich genügend Zeit dafür.
Jetzt öffnen Sie das Herz für Ihr persönliches Liebespotenzial. Wenn es Ihnen anfangs schwerfällt, diese Liebe sich selbst
zu schenken, dann denken Sie an die Menschen, die Ihnen am nächsten sind. Und wenn Ihr Herz voll ist von Liebe und Zärtlichkeit, dann lassen Sie zu, dass diese Liebe sich Ihnen selbst zuwendet. Der Atem wird jetzt zum Träger Ihrer Liebe.
Nun gehen Sie mit möglichst ungeteilter Aufmerksamkeit zum Ende Ihrer Wirbelsäule in Ihren Beckenboden und atmen Ihre Liebe dorthin. Verweilen Sie bei Ihrem Beckenboden, bis er warm wird oder irgendwie sonst spürbar auf Ihre Zuwendung reagiert.
Wenn Sie nun eine Reise durch Ihren Körper beginnen, dann ist es selbstverständlich, dass Gedanken auftauchen, vielleicht auch Gefühle. Das ist natürlich und nicht zu verhindern. Sobald Sie das bemerken, kehren Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit liebevoll zu Ihrem Atem zurück, lassen alles andere vorbeiziehen, wie ein Berg Wolken und Wetter vorbeiziehen lässt, ohne ins Wanken zu geraten. Sie bleiben fest mit dem Boden verbunden. Mit dem Boden Ihres Körpers und mit dem Boden unter sich.
Dann steigen Sie mit dem Atem ganz langsam in Ihrem Körper aufwärts. Eine Region nach der anderen wird von Ihrer Liebe durchatmet und vielleicht auch ein Organ nach dem anderen. Die Antwort Ihres Körpers darauf kann sehr unterschiedlich sein, Wärme, Lebendigkeit, Spannungen oder Schmerzen können sich bemerkbar machen. Gedanken, innere Bilder und Gefühle können auftauchen. Oder der Körper antwortet erst einmal gar nicht. Alles ist gut, alles darf sein und es wird jedes Mal anders sein. Sie gehen damit um wie der besagte Berg. Wichtig ist, dass Sie mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit und dem Atem Ihrer persönlichen Liebe bei Ihrem Körper, bei seinem anatomisch physiologischen Gefüge bleiben.
Sie steigen auf diese Weise in Ihrem Körper hoch bis zum Schädeldach und sinken anschlieÃend mit der gleichen Zuwendung und Aufmerksamkeit wieder abwärts bis zu Ihrem
Beckenboden. Sie verweilen an der Basis Ihres Körpers und genieÃen es, dort angekommen zu sein.
SchlieÃlich öffnen Sie die Augen, falls Sie sie geschlossen hatten. Wenn Sie wollen, legen Sie Ihre Handflächen aneinander und verbeugen sich vor der Schöpfung, die Sie umgibt, vor dem Göttlichen, vor der Liebe oder vor dem Universum. Sie werden Ihren Begriff finden. Es ist ein schönes Abschlussritual, hat aber auch einen guten Platz am Beginn der Meditation. Wenn Sie sich verbeugen, dann verbeugen Sie sich auch vor sich selbst, denn Sie sind ein Teil des groÃen Ganzen.
Nun erzähle ich Ihnen von der für mich unerwarteten Erfahrung, die ich durch diese Form der Meditation gemacht habe und die auch Sie machen können.
Wenn Sie mit Ihrem liebenden Atem verbunden sind, dann werden Sie früher oder später erleben, dass sich der universelle Atem, getragen von der universellen Liebe, dazugesellt. Es fühlt sich an, als öffneten sich Ihre Körpergrenzen und Sie würden mit dem Raum, der Sie umgibt, verschmelzen. Das geschieht ganz leicht und selbstverständlich. Rund um Sie atmet es synchron mit Ihren eigenen ruhigen Atemzügen. Sie sind eingehüllt in eine Liebe, die aus diesem Raum kommt. Dieser Atem begleitet Sie auf Ihrer ganzen Reise durch den Körper und ich vermute, er ist auch noch da, wenn Sie aufstehen, um in Ihren Alltag zurückzukehren. Es scheint so, als ermögliche erst die Liebe zu uns selbst eine Ãffnung in ein über uns hinausgehendes Bewusstsein.
Im Weltbild des Zen ist die eigene Person, das eigene Ich nur eine Illusion. Wer ist es, der »Ich« sagt? Dieses Konzept befreit mich sehr. Und nun? Meine persönliche Liebe, die Liebe des Ich, das nicht existiert, macht mir einen Weg frei in den universellen Raum: ein Widerspruch der Konzepte, der Kulturen, ein Widerspruch in mir. Ich muss ihn nicht auflösen. Ich folge meiner Erfahrung, die mich gelehrt hat, dass etwas
geschieht, das mir, meinem Körper und meinem Dasein unendlich guttut. Nur das
Weitere Kostenlose Bücher