Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
Vom Netzwerk:
Augen.
    »Ihr lockt damit die Jungs an.«
    Ich musste so lachen, dass ich rückwärts ins Unterholz krachte. Dornen zerkratzten meine Hände, als ich mich abfing, aber ich spürte es nicht einmal richtig.
    »Oh Mann … Wir locken damit doch keine Jungs an! Was lernt ihr nur für bescheuerte Sachen in Menschenkunde?«
    »Das tut ihr wohl«, rechtfertigte sich Leander beleidigt. »Ihr zeigt damit, dass ihr geschlechtsreif seid und euch von nun an befruchten lassen könnt.«
    »So ein Quatsch! Kein Mädchen will das zeigen. Wir wollen es verstecken. Das soll niemand mitkriegen.« Von mir aus nicht einmal meine eigene Mutter. »Jungs wollen von diesem Thema nichts wissen, glaub mir.« Über Duweißtschonwas zu reden wäre sicher auch eine gute Methode, Serdan zu vertreiben, falls das mal notwendig war. Und zwar für immer und ewig. »Wir reden höchstens mit Freundinnen darüber.«
    Leander schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ihr Menschen könnt einem echt leidtun. Ihr macht lauter unlogische Sachen. Das ist doch wichtig und trotzdem wollt ihr nur mit Mädchen darüber reden und es vor den Jungs verstecken, damit sie es auch jaaaaa nicht mitkriegen. Dabei müssen eigentlich die Jungs das doch wissen und nicht die anderen Mädchen! Tststs. Bei uns wird es sofort der Zentrale gemeldet, wenn wir harmoniebereit sind.«
    Harmoniebereit. Wahrscheinlich sprach er wieder vom Aufeinanderlegen.
    »Bist du denn schon harmoniebereit?«, fragte ich und rieb mir meinen schmerzenden Bauch, in dem das Lachen immer noch vor sich hin blubberte. Leander kniff die Lippen zusammen.
    »Das werde ich wohl niemals sein. Jetzt, wo ich einen Körper habe. Mich will niemand mehr. Meine sagenhaften Gene werden verkümmern.« Zornig riss er den Dolch aus seinem Gürtel und stieß ihn in die weiche Erde.
    »Aber wenn dir jetzt Haare auf der Brust wachsen …« Ich stoppte mich selbst, als ich begriff, was ich da eigentlich sagen wollte. Es war sowieso überflüssig. Leander hatte nur einen Körper, wenn ich in der Nähe war. Also würde er sich tatsächlich niemals fortpflanzen. Andererseits war das vielleicht auch ganz gut so. Eine solche Nervensäge reichte vollkommen aus.
    »Ob wir wohl heute Abend Flaschendrehen spielen?«, unterbrach Leander meine unseligen Gedankenketten. Gott sei Dank, er hatte nicht verstanden, was ich hatte sagen wollen.
    »Wir spielen vielleicht Flaschendrehen. Du ganz sicher nicht. Und ich muss jetzt zu Sofie. Bring den Dolch wieder zurück, okay?« Ich hatte mich schon zum Gehen gewandt, als mir etwas einfiel. Ich drehte mich noch einmal zu Leander um, der entspannt am Baumstamm lehnte und mit dem Dolch Blätter von einem tief hängenden Ast säbelte.
    »Soll ich dir etwas zu essen organisieren?« Er musste Hunger haben. Großen Hunger.
    »Nicht nötig, Luzie. Ich war vorhin in der Küche. Hab die Reste von euren Tellern gegessen.«
    »Bah, Leander.« Ich schüttelte mich. »Das ist eklig.«
    »Ist es nicht. War nur von den Mädchen. Von den hübschen Mädchen. Also nicht von dir.«
    »Ich hab ja auch alles aufgegessen«, gab ich giftig zurück und rauschte davon.
    »War ein Witz, chérie! Ironie!«, schallte es hinter mir durch das Dickicht. Das mit dem Humor musste Leander noch kräftig üben. Ganz zu schweigen von Menschenkunde.
    Auf dem Weg zu Sofie dachte ich darüber nach, wie ich ihm erklären sollte, was das für ein Gefühl war, wenn einem etwas peinlich war. Und warum es sinnvoll war. Doch das war schwieriger, als ich geahnt hatte. Vielleicht hatte Leander sogar recht. Manches an unseren Empfindungen war unlogisch. Verdammt unlogisch und sinnlos.
    Wir spielten nicht mehr Flaschendrehen. Nach dem Abendessen waren wir so müde, dass wir uns nur noch in den Gemeinschaftsraum setzten, wo Herr Rübsam meine Summer of Love- CDaufgelegt und überall Teelichter angezündet hatte. Hier, kündigte er an, würden wir auch an den kommenden beiden Abenden beisammensitzen und über das sprechen, was am Tag geschehen war. Doch wir gähnten nur, anstatt zu sprechen. Sogar von Kelly kam lediglich ein einziges halbherziges »So romantic!«. Ich wollte aber auch nicht in mein Zimmer gehen, wo Elena Unordnung verbreitete, heimlich im Bad rauchte und sich in einem fort über mich lustig machte.
    Außerdem war Leander nicht da. Warum war er nicht hier? Er war so scharf darauf gewesen, abends mit uns im Gemeinschaftsraum zu sitzen. Er hatte doch Gitarre spielen und singen wollen. Und nun lief seine Musik. Diesen Song hier, den hatte er

Weitere Kostenlose Bücher