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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Getuschel und sah mich suchend um – ah, gut, ganz hinten am Kopfende des Tisches hatte Sofie mir einen Platz freigehalten, netterweise gegenüber von Serdan und Billy. Seppo und Kelly saßen wieder bei den Lehrern. Doch bevor ich Seppo Hallo sagen konnte, streckte Elena ihren kettenbehangenen Arm aus und stoppte mich, indem sie ihre Krallen in meine Hand bohrte. Ich riss mich sofort los, blieb aber stehen.
    »Was ist?«, fragte ich drohend. Elena war groß und kräftig, aber unsportlich. Sollte sie mich herausfordern wollen, würde sie den Kürzeren ziehen. So viel war sicher.
    »Wenn du noch einmal in meinen Sachen wühlst und von meinem Haarstyling benutzt, wirst du dich nach Hause zu Mami und Papi wünschen. Jede Minute. Kapiert?« Ihre Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt.
    »Deine Sachen interessieren mich nicht. Und Haarstyling hab ich nicht nötig.« Ich zog eine Strähne aus dem Turm, den sie auf ihrem Oberkopf gebastelt hatte. »Du schon.« Leander auch, dachte ich erbost, während ich weiterging. Er hatte in Elenas Sachen geschnüffelt und ihre Kosmetikprodukte ausprobiert, nicht ich. Zeit genug dafür hatte er ja.
    Seppo, der sich gerade erhoben hatte, um frischen Kaffee zu holen, klopfte mir väterlich auf die Schulter. Ich beachtete ihn nicht. Warum tuschelten die anderen, wenn ich an ihnen vorüberging? Tuscheln und Kichern. Es gab kaum etwas, was ich mehr hasste. Wenn ihnen etwas nicht passte, sollten sie es mir offen sagen. Elena hatte es getan. War mir lieber als das, was jetzt hier abging.
    »Gibt’s keine Erdnussbutter?«, fragte ich grantig, nachdem ich mich neben Sofie gesetzt hatte. Serdan brütete mit unbewegter Miene vor einer Tasse Kaffee, während Billy sein Brötchen zentimeterdick mit Butter bestrich.
    Sofie grinste mich bedeutungsvoll von der Seite an, als wüsste sie etwas, das ich nicht wusste – nein, das ich sehr wohl wusste, aber nicht sagen wollte. Ich goss mir Kaffee ein, nahm einen tiefen und viel zu heißen Schluck und knallte die Tasse so laut zurück auf den Unterteller, dass sogar Serdan zusammenzuckte.
    »Warum benehmt ihr euch eigentlich alle so beknackt? Kann mir das jemand verraten?« Oh, war ich schlecht gelaunt. Und besonders gut geschlafen hatte ich auch nicht. Herr Rübsam hatte angekündigt, uns sofort nach Hause zu schicken, wenn er ein Mädchen zusammen mit einem Jungen im Bett erwischte. Und ich hatte die ganze Nacht zusammen mit einem Jungen in einem Bett gelegen. In meinem Bett. Dass die anderen diesen Jungen nicht sehen konnten, machte für mich keinen großen Unterschied. Er war da gewesen. Ziemlich nah. Ich hatte stundenlang nicht gewagt, mich umzudrehen. Es reichte, dass unsere Hände sich dauernd berührten. Ich wollte ihn nicht noch mit meinem Hintern streifen, wenn ich mich auf die andere Seite wälzte.
    Sofies Grinsen verbreiterte sich, doch sie gab mir einen sanften Stups, um mich zu beruhigen.
    »Wer ist Leander?«, fragte sie leise.
    Ich hatte gerade einen neuen Schluck Kaffee genommen, und ehe die anderen in Deckung gehen konnten, prustete ich ihn vor lauter Schreck wieder heraus. Billys und Serdans Gesichter waren mit tausend braunen Tröpfchen überzogen. Auch die Tischdecke, die Brötchen, die Butter – alles braun gesprenkelt.
    »Was?«, fragte ich schwach. »Was hast du gesagt?«
    »Le-an-der!«, skandierte Sofie flüsternd. »Wer ist Leander? Elena hat vorhin herumposaunt, dass du dich gestern Abend im Bett hin- und hergeworfen und ›Leander‹ gestöhnt hast.«
    »Ich hab nicht gestöhnt!«, bellte ich – und nun sah Serdan mich so bohrend an, dass ich ihm wütend gegen das Schienbein trat. Irgendjemanden musste ich treten, sonst würde ich noch den Verstand verlieren. Serdan beschwerte sich nicht einmal. Er zog nur stumm seine Beine zurück und wischte in aller Ruhe die braunen Sprenkel von seinen Wangen. Billy aß kopfschüttelnd weiter. Samt Sprenkeln.
    »Mädchen«, mümmelte er abwertend mit vollem Mund.
    »Beachte die Idioten nicht«, raunte Sofie. Ja, Billy und Serdan waren für Sofie Idioten und ich konnte immer besser verstehen, warum sie das dachte. Wenn Serdan nicht bald wieder anfangen würde zu sprechen, würde er mir unheimlich werden. Aber laut Steffi hatte ihn gestern jemand telefonieren gesehen. Am öffentlichen Münzsprecher im Foyer. Und telefonieren, ohne zu reden – das ging nicht. Er konnte also noch reden. Dennoch war es mir in diesem Moment ganz recht, dass er uns gegenüber verstummt war.
    »Also, wer

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