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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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ist Leander?« Sofie ließ nicht locker. »Ist das etwa der Typ mit den zweifarbigen Augen, von dem du mir mal erzählt hast?«
    Oje. Richtig. Ich hatte Sofie in einem schwachen Moment von einem Jungen mit einem grünen und einem blauen Auge erzählt, der plötzlich weg gewesen war. Einfach verschollen. Was auch gestimmt hatte – damals war Leander verschollen gewesen und statt ihm schwabbelte Vitus über mir herum. Nun aber war Leander wieder da. Und Elena hatte mich gehört. Prost Mahlzeit. Ich blickte dumpf auf meine Knie. Es gab eine einzige Situation, in der ich nicht lügen konnte. Wenn mir jemand eine Frage stellte, die ich nur mit Ja oder Nein beantworten konnte. Dann konnte ich nicht lügen. Das ging nicht. Ich hatte es einmal versucht und es war in die Hose gegangen. Man hatte mir aus zehn Meilen Entfernung ansehen können, dass ich schwindelte.
    »Hmpf«, machte ich. »Muss wohl von ihm geträumt haben. Aber der ist Geschichte. Interessiert mich nicht mehr. Das war ein Volldepp. Total eitel und keine Ahnung von Gefühlen.«
    Leander zwickte mich so brutal in die Wade, dass ich beinahe aufjaulte, doch ich verdrängte den Schmerz. Heute konnte er vergeblich auf seine Marmeladenschnitte warten. Er sollte unter dem Tisch sitzen bleiben, bis er schwarz wurde.
    »Welche Jungs haben schon Ahnung von Gefühlen?«, seufzte Sofie. »Ich glaub, das ist normal.«
    »Siehst du«, kommentierte Leander beifällig und drückte sich schwer gegen meine Beine. »Völlig normal.«
    Nach dem Frühstück winkte Herr Rübsam mich zu sich. Er führte mich in eine der Rundbogennischen und wartete, bis die anderen auf ihre Zimmer verschwunden waren, um sich für die Ritterspiele umzuziehen, die wir gleich auf dem Burggelände absolvieren sollten. Viel kindischer als gestern konnte es kaum mehr werden. Und ich brannte darauf, mich zu bewegen.
    »Luzie«, begann Herr Rübsam mit einem milden Lächeln. »Du weißt, dass deine Mutter mich gebeten hat, ein Auge auf dich zu werfen …« Er drückte seine Faust auf den Mund und schluckte ein Kaffeebäuerchen hinunter. »Nun, du bist gestern Abend sehr schnell verschwunden und auch beim Kostümebasteln warst du längere Zeit abwesend. Ich frage mich, wo …«
    »Ich war auf dem Klo. Aufs Klo darf ich doch noch, oder?«
    »Ja. Natürlich. Obwohl es mir lieb wäre, wenn du deine Toilettengänge auf der Rückfahrt ein wenig einschränken könntest. Und nicht alle zehn Minuten austrittst. Was Elenas private Sachen betrifft …«
    »Ich habe nicht in Elenas Sachen gewühlt. Mich interessiert ihr Kosmetikkram nicht«, fuhr ich aufgebracht dazwischen.
    Herr Rübsam musterte ausführlich meine dunkelroten kurzen Haare. »Tja, Luzie. Das glaube ich dir sogar. Es ist nur so, dass ich das Gefühl habe, dir liegt etwas auf dem Herzen, und wenn du …«
    »Mir liegt nichts auf dem Herzen. Gar nichts.« Ich warf einen nervösen Blick zu Leander, der gemächlich zwischen den Tischreihen hindurchschlenderte und Reste von den Frühstückstellern klaubte. Herr Rübsam stand mit dem Rücken zu ihm, aber was, wenn eine von den Angestellten sah, dass eine Brötchenhälfte durch die Luft wanderte? Wir mussten abhauen, und zwar schnell. Ich drückte mich an Herrn Rübsam vorbei und kniff Leander im Vorübergehen auffordernd in die Taille. Mampfend folgte er mir, um im Foyer wortlos links abzubiegen und nach draußen zu verschwinden.
    Die Ritterspiele hätte ich locker gewonnen, wenn ich zusammen mit Seppo ein Team gebildet hätte. Aber Seppo war jetzt unser Aufseher. Er bewachte uns. Sofie fand das ungeheuer aufregend. Es müsste doch toll für mich sein, dass ich mit einem unserer Betreuer befreundet sei.
    Nein, ich fand es keine Spur aufregend. Es nervte mich, dass Seppo sich nun für etwas Besseres hielt. Und es nervte mich, dass wir den ersten Platz an Serdan und Billy abgeben mussten. Sofie wollte lieber über Jungs reden, anstatt sich anzustrengen. Sie kaute mir beinahe das Ohr ab.
    Angeblich war für den Abend etwas geplant. Kartenküssen und Flaschendrehen. Heimlich natürlich, ohne Herrn Rübsam und Frau Dangel. Kartenküssen kannte ich nicht. Sofie sagte, man würde sich eine Spielkarte an die Lippen kleben, indem man sie ansaugte, und dann an einen Jungen weitergeben. Man küsste also nur die Karte und nicht den Jungen. Insofern war dieses Spiel ziemlich sinnlos.
    Flaschendrehen fand ich schon interessanter. Denn dabei konnte man zwischen Wahrheit und Pflicht wählen. Also musste ich nur Pflicht

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