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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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kopfüber hinterher und kraulte prustend zu Leander hinüber.
    Hinter mir begann Kelly gellend zu schreien.
    »Help! Please help! Hilfe!«
    In meinem Rücken gab es einen gewaltigen Platsch und ich sah aus den Augenwinkeln, wie Seppo aus dem wirbelnden Wasser auftauchte. Mit geübtem Griff zog er die strampelnde Kelly zu sich und bettete ihren Kopf an seine Schulter. Vor mir schnellte Leanders klitschnasser Kopf in die Höhe. Na klasse. Sein Stirntuch trug er, aber keine Hose. Eifrig sah er sich um und wollte hilfsbereit zu Kelly hinübergleiten, doch ich schlug so wild um mich, dass er ausweichen musste. Mein Fuß traf Kellys Oberarm. Schon wieder gellte ihr Kreischen durch die Luft.
    »Mensch, Luzie, hör schon auf mit dem Mist, sie kann nicht schwimmen!«, schrie Seppo.
    »Hau ab!«, brüllte ich. Und meinte Leander, nicht Seppo. Doch das wusste niemand außer mir. Erstaunt blickte Seppo mich an. »Hau sofort ab! Sofort, sonst schlag ich dich tot, ich schwöre es dir!«
    Das Rufen und Johlen um uns herum erstarb. Alle starrten zu uns. Ich ließ mich hinabsinken, schwamm mit geöffneten Augen unter Wasser zur Leiter, stieg aus, schnappte mir zwei Handtücher und eilte Leander hinterher, der sichtlich eingeschnappt dem Wald entgegenstapfte. Splitternackt. Mal wieder. Das musste aufhören. Ich musste ihm endlich beibringen, dass er das bleiben lassen sollte.
    Danach konnte Herr Rübsam mich immer noch nach Hause schicken. Und Seppo konnte mich für alle Ewigkeit hassen.
    Weil die arme, arme Kelly wegen mir beinahe abgesoffen war.

Kleidervorschriften
    Es war gar nicht so einfach, Leander zu folgen, ohne ihn dabei anzusehen. Ab und zu kam ich nicht drum herum, weil er völlig unberechenbare Schlenker nach rechts und links machte, und versuchte dann angestrengt, nur auf seine Füße und nicht auf seinen nackten Hintern zu schauen.
    Auf einer kreisrunden, schattigen Lichtung kam er endlich zum Stehen und lehnte sich rücklings an einen Baum, die Arme verschränkt, das Kinn erhoben. Ich warf ihm das kleinere der beiden Handtücher zu.
    »Wickel es dir um!«, rief ich ihm entgegen und lief nicht weiter, bis er sein Werk vollendet hatte. Erst als ich mir sicher war, dass er es ordnungsgemäß um seine Hüften gebunden hatte, schloss ich zu ihm auf. Er war unverkennbar gekränkt – schwer gekränkt.
    »Ich wollte sie retten«, bemerkte er verschnupft, bevor ich etwas sagen konnte.
    »Nein, Leander. Du wolltest erst schwimmen gehen. Und dann ist Kelly zufällig ins Wasser gefallen …«
    »Nicht zufällig«, widersprach er gehetzt. »Du hast sie hineingestoßen. Biest!«
    »Es war ein Versehen! Das ist nur passiert, weil ich dich davon abhalten wollte, splitterfasernackt zwischen meinen Klassenkameraden herumzuschwimmen! Und weil ich dich so nicht sehen will, kapiert?«
    »Findest du mich etwa hässlich?« Leander bedachte mich mit einem tiefen, forschenden Blick. Es war die Sorte von Blick und dazu noch die Art von Fragen, die mir das Lügen schwer machten. Ich wickelte mich schlotternd in das große Handtuch. Mein Badeanzug troff vor Nässe und ein kühler Wind strich durch das Unterholz.
    »Nein«, antwortete ich widerstrebend. »Dein Gesicht ist ganz okay. Und der Rest – ähm. Auch. Aber ich will dich nicht nackt sehen.«
    »Warum nicht?«, fragte er sachlich.
    »Oh Leander, niemand will das!«, brauste ich auf. »Renne ich etwa nackt rum? Oder meine Klassenkameraden? Geht Herr Rübsam nackt schwimmen?« Diese Vorstellung war so ungeheuerlich, dass ich mich schüttelte. Auch Leander verzog pikiert den Mund.
    »D’accord, Monsieur Rübsam will ich nicht nackt sehen. Madame Dangel übrigens ebenfalls nicht. Doch es bestehen gewisse Unterschiede zwischen ihm und mir. Außerdem friere ich nicht. Deshalb weiß ich nicht, warum du dich so aufregst!«
    »Hä?« Ich kapierte gar nichts mehr.
    »Ich brauche keine Badehose«, erklärte Leander ungeduldig. »Ich friere nicht.«
    »Oh Mann, wir tragen doch keine Bikinis und Badehosen, weil wir frieren – oder meinst du, das nasse Zeug hält einen warm?« Ich war der beste Beweis dafür, dass das nicht so war. Mein Schlottern verstärkte sich mit jeder Sekunde. Bibbernd rubbelte ich meine Arme und Beine trocken. Leander tippte sich mit dem Zeigefinger an seine Nasenspitze.
    »Dann verstehe ich nicht, warum ihr euch im Schwimmbad etwas anzieht. Nackt schwimmt es sich viel besser. Und Luzie, ich möchte dich daran erinnern, dass du als Kind sehr gerne nackt gebadet hast und nackt

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