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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Zimmer, ließ die Tür hinter mir mit Karacho ins Schloss fallen und rannte den Gang entlang. Diese Antwort wollte ich nicht hören. Nein, auf keinen Fall. Das wollte ich nicht wissen. Niemals. Wie konnte sie so etwas fragen? »Wen hast du lieber?« Eine Scheißfrage war das.
    Er sollte mich lieber haben, am allerliebsten, mich und niemand anderes. Doch etwas in mir wusste ganz genau, dass er »Kelly« gesagt hatte, nachdem ich gegangen war. Kelly. Ich mag Kelly lieber als Luzie. Nun konnte er es ja sagen, denn ich war nicht mehr dabei.
    In meinem Zimmer war es stockdunkel. Elena hatte sich schlafen gelegt. Ich hörte sie leise und gleichmäßig atmen. Ohne Licht zu machen, schälte ich mich aus meinen Klamotten und kletterte nach oben. Leander war immer noch weg. Nicht einmal er war da. Nur ich und mein schmerzhaft pochendes Herz, das sich einfach nicht beruhigen wollte. Die konnten mich mal! Flaschendrehen. Wer hatte dieses Spiel nur erfunden? Und was war daran eigentlich so toll?
    Wie betäubt lag ich auf dem Rücken und starrte an die Decke, die vom Mond mit silbrigen Streifen überzogen wurde. Eine Träne sickerte in meine Haare – es war nur eine einzige, aber sie tat so weh in meinem Hals, dass ich beinahe aufgeschluchzt hätte.
    Nein, ich wollte Seppo nicht mehr küssen. Nicht nach all dem, was heute passiert war. Aber ich wollte auch nicht, dass er und Kelly ein Paar wurden. Doch wahrscheinlich würde genau das passieren.
    Ich starrte so lange an die Decke, bis meine Augen zu brennen begannen und meine geballten Fäuste zitterten. Dann drehte ich mich schwerfällig auf die Seite, zog die Decke über den Kopf und versuchte zu schlafen.

California dreaming
    Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil meine Decke von meinem Gesicht gerutscht war und ich spürte, dass mich jemand anstarrte. Nicht nur das spürte ich – nein, ich spürte auch einen warmen Atemhauch auf meiner Halsbeuge, der eindeutig nach Pfefferminze roch. Leander hatte sich also bequemt, zu Bett zu gehen.
    Doch ich ließ meine Lider geschlossen, um meine Gedanken zu ordnen. Irgendetwas war passiert, bevor ich mich schlafen gelegt hatte … etwas Schreckliches … Nun, so schrecklich war es eigentlich gar nicht, stellte ich fest, als meine Erinnerungen wie ein Bumerang zurückkamen und eine neue Welle kaltes Wasser durch meinen Magen schwappen ließen. Lena hatte Seppo gefragt, wen er lieber hatte. Kelly oder mich. Na und? Selbst wenn er sich für Kelly entschieden hatte und alle es wussten – was bedeutete das schon? Mich kannte er seit dem Kindergarten. Wir waren Nachbarn. Okay, Schräg-gegenüber-Nachbarn. Kelly jedoch kam aus Kalifornien. Zwischen Ludwigshafen und Kalifornien befand sich ein kompletter Ozean. Und die beiden kannten sich erst ein paar Wochen. Kelly sprach kaum Deutsch und Seppos Englisch war miserabel. Seppo und ich hatten uns zwar nie lange miteinander unterhalten, aber Kelly würde mich diesbezüglich kaum toppen können. Vor allem aber machte Kelly kein Parkour. Warum also regte ich mich überhaupt so sehr auf, dass ich aus dem Zimmer stürmen musste, als habe mich eine Tarantel gestochen?
    Weil Kelly lange Beine hatte? Älter war als ich? Blonde, schimmernde Haare hatte? Alles »cute« und »romantic« fand? Giuseppe ständig mit ihrem Colgate-Lächeln anstrahlte und er zurückstrahlte, als habe er gerade einen Engel erblickt?
    Apropos Engel. Leander starrte mich immer noch an. Nun seufzte er leise und ein frischer Hauch kühles Pfefferminz kitzelte meine Nase. Ich musste niesen. Schnaufend warf sich Elena unter mir auf die andere Seite.
    Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, die Hand vor den Mund zu halten. Normalerweise wäre Leander jetzt ausgeflippt. Er fand es verantwortungslos, wenn wir Menschen ungefragt unsere Bazillen versprühten. Doch er flippte nicht aus. Kein Aufspringen, kein Schreien, kein Lamentieren.
    Ich öffnete prüfend ein Auge. Er lag ausgestreckt auf der Seite, seine Wange in seine Armbeuge gebettet, und musterte mich nachdenklich. Sein Blick war wachsam und verträumt zu gleich – und absolut unergründlich. Ich hatte einen solchen Blick noch nie zuvor bei ihm gesehen. Er stand ihm gut, aber …
    »Pfui«, sagte er tadelnd, als er mein einäugiges Starren bemerkte. »Trotzdem Gesundheit!«
    Ich öffnete das andere Auge und erkannte, dass seine Stirn von Abertausend kleinen, blau schillernden Wassertröpfchen überzogen war. Mein Naseninhalt. Es war ja kein Erkältungsnieser, sondern ein

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