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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Absicht, dass sie auf den Boden fielen. Beim Breakdance war fast alles erlaubt, wenn es nur gut aussah.
    Vorbereitet waren wir. Deshalb schlenderte ich nun zu Sofie hinüber, die mit Lena und Steffi auf dem Boden hockte und eine Szene aus einem Theaterstück einstudierte. Sie spielten darin drei Hexen und übten die Verse auf Englisch ein. Anscheinend war das heute nicht nur Seppos, sondern auch Sofies Bewährungsabend. Sie hatte sich schon testweise geschminkt und sah schauerlich aus.
    »When shall we three meet again?«, rief sie mit verstellter Stimme.
    »When the hurlyburly’s done!«, antworteten Lena und Steffi krächzend im Chor, verbeugten sich und verzogen sich kichernd. Das war mittlerweile die typische Reaktion, wenn ich irgendwo auftauchte. Es wurde gekichert und dann tuschelnd die Flucht ergriffen.
    »Hurlyburly?«, wiederholte ich fragend.
    »Ist von Shakespeare«, antwortete Sofie schulterzuckend. »Die erste Szene von Macbeth. Ich versteh kein Wort, aber es bringt bestimmt Extrapunkte von Peterchen.«
    Seit dem Streit im Wald sprachen wir nur noch von Elvira und Peterchen statt von Herrn Rübsam und Frau Dangel. Aber natürlich ausschließlich dann, wenn wir uns gerade in einer lehrerfreien Zone befanden. Wie jetzt.
    »Ich glaube, es war doch Serdan. Mit dem Kuss«, startete ich ohne Vorwarnung meine Vorbereitungsphase. Die Situation war günstig – keine unerwünschten Mithörerinnen weit und breit.
    Sofie ließ das rote Reclam-Heftchen in ihren Schoß sinken und schaute mit großen Augen zu mir auf – verdutzt, aber auch sehr entzückt.
    »Eeeecht? Ich hab fast gar nicht mehr daran gedacht, aber jetzt wo du es sagst … Es war gar kein Traum«, sagte sie andachtsvoll. »Nein, es ist wirklich passiert.«
    Oh. Super, Luzie. Eigentor. Die Cherubims hatten tatsächlich etwas mit ihr gemacht – nämlich ihr Gedächtnis beeinflusst. Sie hatte es fast vergessen! Trotzdem – es bestand die Gefahr, dass Leander seine Kussattacke wiederholen würde. Und das würde er kaum tun, wenn Serdan und Sofie gut sichtbar ein Paar waren. Zumindest hatte ich dann allerbeste Argumente, es ihm zu verbieten.
    Serdan und Sofie. Hörte sich gut an. Fast so gut wie … Luzie und Leander, führte ich meinen eigenen Gedanken ironisch zu Ende. Aber die Luzie-und-Leander-Zeiten waren vorbei. Falls es sie überhaupt jemals gegeben hatte.
    »Warum denkst du jetzt auf einmal doch, dass es Serdan war?«, fragte Sofie versonnen.
    »Weil er eben beim Proben dauernd zu dir rübergeguckt hat«, flunkerte ich. »Doch, Sofie, der steht auf dich. Bestimmt. Vielleicht kommt er ja heute Abend noch einmal auf dich zu? Und – macht irgendwas?« So, nun war meine Fantasie an ihre Grenzen geraten. Sofie war dran.
    Ihre Augen weiteten sich. »Der letzte Abend … Solche Sachen passieren meistens an einem letzten Abend«, raunte sie schwärmerisch. »Oh. Das wäre … das wäre … Mag ich ihn denn?«
    »Klar magst du ihn«, beteuerte ich. »Du wirst ihn mögen. Er redet nicht viel, aber er hat … er … er versteht sich super mit meinem Hund.« Einem pupsenden, missgelaunten Mischling, der aussah wie ein plüschiges Monster. »Mogwai liebt ihn! Er lässt sich von ihm sogar den Bauch kraulen.«
    Sofie lehnte sich seufzend an die Wand und starrte mit verschleiertem Blick auf die Bühne. »Das ist alles echt aufregend, weißt du das, Luzie? Ich hätte nie gedacht, dass Serdan so gut küssen …«
    »Ja, ich auch nicht«, schnitt ich ihr das Wort ab. »Ich geh jetzt noch mal duschen. Wir sehen uns beim Abendessen.«
    Irgendwie war ich auf einmal sauer auf Sofie. Musste sie mir dauernd auf die Nase binden, wie toll Leander küssen konnte? Auf dem Weg zu meinem Zimmer kam mir Seppo entgegen. Alleine. Ich stellte mich mit ausgebreiteten Armen mitten in den Gang, sodass er mich nicht übersehen konnte.
    »Was ist, Katz?«, fragte er unwirsch.
    »Ich lebe noch, du Arsch«, zischte ich. »Also behandle mich auch so. Hallo, hier bin ich!«
    Widerwillig sah er mir in die Augen. »Du verstehst das alles nicht, Luzie«, sagte er ausweichend.
    »Was ›alles‹? Dass du als Betreuer beim Flaschendrehen mitmachst und erwischt wirst? Warum hast du überhaupt mitgemacht?« Oh Mist, Flaschendrehen. Wieso sprach ich das böse Wort aus? Ausgerechnet vor Seppo! Schnell weiterreden, Luzie. Aber nicht mehr leise. Sondern laut.
    »Ich wollte die Tür nicht zuhauen oder euch verraten. Ich wollte nur weg!«, schrie ich. »Und selbst wenn ich euch hätte verraten

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